Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
im Schatten, stand Malefica. Sie lächelte ihn auf eine herausfordernde und zugleich spöttische Weise an, als sie ihn eintreten ließ. „Der Gebieter erwartet Sie schon. Sie haben sich Zeit gelassen. Das war unklug.“
Cyrill machte sich nicht die Mühe, zu antworten, oder sich von ihr provozieren zu lassen. Er folgte ihr durch die düstere Eingangshalle und betrachtete ohne großes Interesse ihren schlanken, von halbdurchsichtigen Stoffen verhüllten Körper, die geschmeidigen Bewegungen, den übertriebenen Hüftschwung. Er kannte sie und ihren Gefährten Goranov seit vielen Jahren. Sie hatten früher zu einer Randgruppe der vielen Vampirclans gehört und waren jetzt offenbar entschlossen, sich dem neuen, mächtigen Herrn anzuschließen. Ihnen würden gewiss noch viele nachfolgen – freiwillig und aus Zwang.
Sie stieß eine Tür auf. Cyrill trat ein und fand sich in einem fast leeren Raum wieder, durch dessen schmutzige, teils zerbrochene Fenster nur schwacher Lichtschein hereindrang.
Arsakes wartete in der Mitte des Raums auf ihn. Er trug einen langen, dunklen Umhang, dessen Kapuze er zurückgeschlagen hatte. Cyrill blieb fünf Schritte von ihm entfernt stehen und versuchte, ihn abzuschätzen. Es war schon Jahrzehnte her, seit er zuletzt mit Arsakes gesprochen hatte. Aber er hatte sich nicht verändert. Immer noch verdunkelte die Aura von Gefahr und Grausamkeit seine Umgebung und machte die Luft kälter und schwerer.
„Du hättest dich nicht hierher bemühen müssen, Cyrill. Ich wäre auch zu dir gekommen. Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, diese Frau kennenzulernen, die du so spektakulär aus der Messe gerettet und – wie man mir sagte – in dein Haus geholt hast.“
Cyrill antwortete nichts darauf. Es war ihm sehr daran gelegen, diesen Mann so weit wie möglich von Charlotta entfernt zu wissen. Ihn hatten schon immer die Frauen fasziniert, die Cyrill interessierten, und es wäre ihm eine Genugtuung, Charlotta in seine Gewalt zu bringen, sich an ihr zu ergötzen und sie dann in die Gosse stoßen. Die Frauen, mit denen er fertig war, eigneten sich nicht einmal mehr zum Dienst in einem schlechten Bordell.
Und andere hatten nicht einmal die Chance, zu überleben. Cyrills Blick fiel auf einen Körper, der nackt und leblos in einer Ecke lag, achtlos hingeworfen. Eine junge Frau. Ihre Augen waren jetzt noch vom Schreck geweitet, der Mund zu einem Schrei geöffnet, die Kehle zerrissen.
Arsakes hatte seinen Blick richtig gedeutet. „Eine der Huren aus dieser Gegend.“ Er sah verächtlich auf die Tote, bevor er sich wieder Cyrill zuwandte. „Abschaum. Nicht mehr.“
„Nicht der einzige Abschaum würde ich sagen“, entgegnete Cyrill kalt.
Sekundenlang blitzten Arsakes Augen wütend auf, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. „Du hast einen gewaltigen Aufruhr verursacht, als du diese Hexe mitten aus der Schwarzen Messe geholt hast.“ Seine Stimme war rau und unangenehm, sein Akzent hart. „Die ganze übersinnliche Welt spricht davon.“
Cyrill verzog ironisch den Mund. „Übersinnlich? Welch ein schönes Wort für den Pöbel, der sich dort ein Stelldichein gab.“ Er stand äußerlich völlig gelassen vor Arsakes, aber er war in jeder Sekunde, mit jedem Atemzug auf der Hut. Der Mann vor ihm war gefährlich, selbst für ihn. Er war ein Jahr älter als Cyrill, unbeherrscht, machthungrig schon als Kind gewesen; noch lange bevor er Blut getrunken hatte und damit unsterblich geworden war.
„Pöbel, der es dir aber offenbar Wert war, noch einmal zurückzukommen, um einen davon zu retten“, erwiderte Arsakes. „Ein höchst vielversprechender junger Mann, dieser Vampir. Ein bisschen scheu noch und misstrauisch, aber er muss eine interessante Abstammung haben. Ich konntenur noch nicht herausfinden, woher er wirklich kommt. Und deine Bordellhexe scheint erstaunliches Interesse an ihm zu haben, groß genug, um sogar einen Handel mit dir einzugehen.“
Cyrill fragte nicht, woher er davon wusste. Von seinen Leuten war es keiner gewesen. Entweder hatte Charlotta es diesem Vampir in der Kutsche erzählt, als sie miteinander gesprochen hatten, oder es war jemand aus Hagazussas Haus gewesen. Cyrill merkte, wie er sich anspannte. Da war wieder dieses dumpfe Ziehen in der Brust. Er hatte Angst. Zum ersten Mal seit langer Zeit. Und sie hing mit Charlotta zusammen.
Aber Angst war nicht die einzige Emotion, die er in der letzten Zeit verspürte. Es war auch Leidenschaft, Eifersucht und Zorn, der ihn
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