Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
seine Lippen und seinen Körper gefasst gewesen. Nicht in dieser Intensität.
Als er diese langen, schlanken Finger zwischen ihre Beine hatte wandern lassen, tiefer hinein, hatte sie geglaubt, vor Lust zu zerspringen. Sie hatte sich auf die Zunge gebissen, um nicht nach mehr zu schreien, sich zu winden, ihn anzubetteln, sie in die Arme zu nehmen und sie mit seinen Händen und seinem Körper bis zum Wahnsinn zu treiben.
Zuerst hatte sie sich damit abgelenkt, still das griechische Alphabet aufzusagen. Dann hatte sie versucht, verschiedene lateinische Verben zu deklinieren, wie sie das als Kind unter Großmutters Aufsicht hatte tun müssen. Als ihr jedoch bewusst wurde, dass sie schon zum zwanzigsten Mal amo, amas, amat – ich liebe du liebst, er liebt – in ihrem Kopf wiederholte, wusste sie, dass sie bei anderen Mitteln Zuflucht suchen musste, um sich von ihm abzulenken und von dem, was er mit ihr und ihrem Körper anstellte. In ihrer Verzweiflung hatte sie dann verschiedene Rezepte undBannsprüche wiederholt und am Ende hatte sie sich auf die Zunge gebissen, bis sie Blut geschmeckt hatte.
Weshalb hatte sie sich eigentlich so sehr gegen ihn gewehrt? Weil es ihr unerträglich war, dass er sie als Handelsobjekt ansah? Sie hatte in der Nacht gesiegt und ihre Jungfräulichkeit – an der ihr so herzlich wenig lag – gerettet, aber sie fühlte keinen Triumph. Sie war enttäuscht und über sich selbst verärgert, weil ihr Stolz es nicht zugelassen hatte, das, was ein Cyrill Veilbrook einer Frau an Liebkosungen und Liebeskünsten zu bieten hatte, zu genießen. Und die Art, wie er sie letzten Endes in ihr Bett geworfen hatte wie einen alten Lumpen, war mehr als kränkend gewesen.
Charlie ging immer schneller. Aber gleichgültig, wie lange sie ging, wie schnell sie lief, immer blieb Veilbrook in ihrem Kopf. Ein leichter Wind war aufgekommen und sie lief in ihn hinein, bis er in ihren Ohren rauschte und an ihrem Haar zerrte. Es war, als wollte sie vor ihrer wachsenden Zuneigung zu Veilbrook davon laufen.
Samuel und Masterson standen mit beklommenen Mienen vor Veilbrook und wagten es kaum, den Blick zu heben.
„Seit vier Stunden also“, stellte er soeben mit einer Stimme fest, die scharf genug war, um Glas zu schneiden, „seit
vier
Stunden ist Miss Charlotta fort, und ihr habt es nicht für nötig befunden, nach ihr zu suchen!“
„Sie wollte nur einen kleinen Spaziergang durch den Park machen“, versuchte Samuel sich zu verteidigen. „Und wir haben …“
„Bei strömendem Regen!“
„Als sie das Haus verließ, schien noch die Sonne.“
„Samuel, du und Jason, ihr werdet sofort nach ihr suchen. Zu Pferd! Nehmt die beiden Straßen nach London! Und wagt es nicht, mir ohne sie unter die Augen zu kommen. Masterson, meinen Mantel und meinen Hut.“ Cyrill winkte herrisch, als Masterson vor übereilter Hast, gehorsam zu sein, beinahe stolperte. Er setzte sich den Hut auf, warf den Mantel um und war auch schon aus der Tür und Richtung Stall. „Mein Pferd. Sofort!“
Masterson und Samuel sahen einander an. Jason hatte in sicherem Abstand gewartet und schüttelte jetzt den Kopf. „In eurer Haut möchte ich nicht stecken.“
„Freu dich nicht zu früh“, knurrte Samuel, „du musst sie auch suchen.“
„Hab ihn noch nie so gesehen“, brummte Jason, als er neben Samuel durch den strömenden Regen zum Stall lief. Sie sahen gerade noch den Schweif von Veilbrooks Hengst, als er aus dem Park jagte. „Das Weib scheint ihm ganz schön den Kopf verdreht zu haben. Dabei - was soll schon passieren? Solche Hexen können doch selbst auf sich aufpassen.“
„Erinnere dich, dass er es sogar für nötig befunden hat, sich ihretwegen mit dieser Horde blutdurstiger Vampire anzulegen, nur um diesen jungen Kerl rauszuholen. In den war sie ganz verliebt. Vielleicht ist sie mit ihm auf und davon?“
„Das würde ich den beiden nicht raten“, sagte Jason düster. „Und uns auch nicht. Die Laune des Herrn möchte ich nicht ertragen.“
Der Sturm brauchte nur fünf Minuten, um Cyrill den Hut vom Kopf zu stoßen und über die feuchte Wiese zu treiben, bis eine Lache seinem Weg ein feuchtes Ende bereitete. Cyrill machte sich nicht erst die Mühe den nassen und verdreckten Hut zu holen, sondern ritt weiter. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, dann kam er wieder von der Seite, dann von hinten. Er wusste selbst nicht, was ihn dazu trieb, ausgerechnet diese Richtung einzuschlagen. Sie führte von London weg in die kleinen
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