Hexentraum
Schlacht helfen könnten.
»Jer?«
Er blickte auf. Es war Holly. Sie kam ihm verändert vor - älter, stiller. Das wäre ich auch, wenn ich dasselbe durchgemacht hätte wie sie.
Sie kam herein und setzte sich neben ihn. Die Sprungfedern der Matratze quietschten leise. In der Dunkelheit konnte sie seine Narben nicht sehen, und dafür war er dankbar. Sie berührte seine Hand, und er zuckte zurück.
»Jer, ich will dir nahe sein. Weise mich nicht zurück.«
»Du verdienst jemanden, der heil und ganz ist«, flüsterte er.
»An dir ist nichts verkehrt«, entgegnete sie, und ihre Stimme brach beinahe.
»Wir wissen beide, dass das nicht stimmt, Holly.«
Sie verschlang die Finger mit seinen, und er jubelte innerlich bei ihrer Berührung. »Ich brauche dich.«
»Du brauchst jemanden, der sich um dich kümmern kann, mit dem du dich nicht im Dunkeln zu verstecken brauchst.«
»Dein Gesicht ist nicht unser Problem«, erwiderte sie, und ihre Stimme klang ein wenig kräftiger. »Sondern deine Angst. Ich habe so grauenvolle Dinge gesehen, dass ich sie nicht einmal in Worte fassen kann. Glaubst du wirklich, ein paar Narben würden mich stören, vor allem, wenn es deine Narben sind?«
»Du weißt nicht, was du willst«, sagte er verbittert. »Du und ich - falls wir etwas miteinander anfangen, wird es für immer sein. >Bis dass der Tod uns scheidet<, auch wenn wir selbst diesen Tod herbeiführen. Dafür bist du nicht bereit. Du bist noch ein Kind.«
»Ich bin kein Kind«, widersprach sie laut. »Ich bin eine Frau, aber du bist zu sehr mit deinem Selbstmitleid beschäftigt, um das zu bemerken.«
Er wandte sich ihr zu. Er konnte ihre Augen im Dunkeln schimmern sehen, groß und rund wie die einer Katze. Er sehnte sich nach ihr. Er wollte sie in die Arme schließen und nie wieder loslassen. Er hatte so lange davon geträumt ...
Sie hob die Hand und berührte seine Wange, und er zuckte zurück.
»Weich nicht vor mir zurück. Ich habe keine Angst vor dir, vor uns.«
»Aber ich«, flüsterte er.
»Das brauchst du nicht.«
Dann spürte er ihre Lippen auf seinen, hungrig, fordernd, und er konnte sich ihr nicht mehr verweigern. Er küsste sie mit all der Leidenschaft, die in seinem Herzen und seiner Seele brannte. Ihre Finger zogen an seinem Hemd, knöpften es auf, und dann strichen ihre warmen Hände über seine Brust.
Mit einem Stöhnen schloss er die Augen. Es wäre so leicht, jetzt mit ihr zu schlafen. Wir haben es uns beide schon lange gewünscht.
Ja, oui, nimm sie, hörte er Jean in seinen Gedanken flüstern. Sie gehört uns, und wir können sie haben.
»Mon amour«, flüsterte Holly - oder war das Isabeau?
»Du bist das Feuer, das mich verbrennt«, entgegnete er, die Lippen dicht an ihren.
»Wie du mich.«
Holly blickte Jer tief in die Augen und sah die Leidenschaft darin. Sein Gesicht verschwamm vor ihr, als Isabeau die Kontrolle über sie übernahm, während Jean sich Jers bemächtigte. Sie fühlte alles, was Isabeau in ihrem Ehebett mit Jean gefühlt hatte: die Leidenschaft einer Geliebten, das Pflichtbewusstsein einer Braut, die Angst einer Jungfrau. Holly kannte all das, weil die gleichen Emotionen auch sie durchströmten, die gleichen Gefühle ihr Herz und ihren Verstand beherrschten.
Unser Fürst, unser Gemahl, wir müssen bei ihm liegen, befahl Isabeau, deren Stimme klar und deutlich durch Hollys Gedanken hallte.
»Ich liebe dich, Jer«, flüsterte Holly und betrachtete ihn, die Lider halb gesenkt.
Er hielt kurz inne, sah ihr tief in die Augen, und die Welt um sie herum schien stillzustehen. »Ich liebe dich, Holly«, erwiderte er mit so wilder Stimme, dass sie erbebte.
Seine Hände lagen auf ihren Schultern. Sie spürte das Gewicht, und das Herz unter ihrer Bluse brannte. Langsam ließ er die Hände über ihre Brust hinabgleiten. Unwillkürlich bog sie den Rücken durch, um sich seinen Händen entgegenzuschieben. Sein Atem ging jetzt schneller, und sie spürte ihn warm an ihrem Hals.
»Mein Gemahl, mon homme, mon amour«, flüsterte sie.
Mit einem Ächzen riss er ihre Bluse auf und streifte sie ihr von den Schultern. Sie schnappte nach Luft, als er eine Spur von Küssen an ihrem Hals hinab bis zu ihren Brüsten zog. Feuer flammte in ihrem Bauch auf, und sie wollte nur noch ihm gehören. Sie wollte sich wie eins mit ihm bewegen, Haut an Haut, wie es schon immer war und immer sein würde. Er schlang die Arme um sie und presste sie an sich.
Und dann schob er sie mit zitternden Händen von sich.
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