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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Überreste eines Festmahls bedeckten die lange hölzerne Tafel, und der Boden war mit duftenden Binsen bestreut.
    »Wir sind in Frankreich, sechshundert Jahre vor unserer Zeit?«, fragte Sasha sie. »Wie konnte das geschehen?«
    Ein finsterer Ausdruck huschte über Isabeaus Gesicht, während sie ihren Überraschungsbesuch musterte. »Ein Portal wurde zwischen Eurer Zeit und meiner geöffnet. Ein Missgeschick. Ich trat dennoch hindurch und zog Euch aus Eurer Zeit heraus.«
    »Warum?«
    »Um Euch das Leben zu retten«, antwortete Isabeau.
    Sasha stand langsam auf. Sie wünschte sich so sehr, die andere Frau zu berühren und sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich aus Fleisch und Blut war. Ist sie das, oder ist es ihr Geist? Lebt die Frau noch, oder hat das Massaker bereits stattgefunden?
    Isabeau streckte die Hand aus und berührte Sashas. Ihre Haut war weich und warm. »Ich bin aus Fleisch und Blut«, erklärte sie schlicht. »Man hat mir aufgetragen, nach Euch zu suchen.«
    Und dann hörte Sasha sie in ihrem Kopf sprechen. Er ist ein Deveraux.
    Er ist mein Sohn, entgegnete sie.
    »Ihr verehrt die Göttin?«, fragte Isabeau sie laut.
    »Ja, das tue ich.«
    Dann versteht Ihr meinen Kummer.
    »Dein Ehemann. Jean.«
    Mein Liebster.
    Sasha wurde plötzlich ganz schwindelig. Ich kann es aufhalten, dachte sie. Ich kann verhindern, dass all diese Dinge passieren.
    »Ihr könnt gar nichts verhindern«, sagte Isabeau, deren Stimme schwer vor Trauer klang. »Ebenso wenig wie ich. Wir können nichts tun als zusehen und beten.«
    »Wovon redet ihr beiden?«, fragte Eli und stand auf. »Von ihrer Zukunft«, flüsterte Sasha.
    Isabeau lächelte, und Sasha brach es beinahe das Herz. Sie weiß es! Irgendwo tief im Innern weiß sie, was sich alles abspielen wird.
    »Ihr beide werdet vor eine Wahl gestellt. Ihr könnt hierbleiben bis zum Ende Eurer Tage oder in Eure eigene Zeit und Eure Heimat zurückkehren.« Sie nickte Sasha zu. »Solltet Ihr Euch zur Rückkehr entscheiden, so werdet Ihr an Eurer Wunde sterben.«
    Der Pfeil! Ich hatte also beinahe recht, als ich dachte, ich sei tot.
    »In der Tat«, sagte Isabeau zu ihr. »Aber wie lange Ihr hier noch leben werdet, vermag ich nicht zu sagen. Wilde Tage und Nächte werden sich bald ereignen. Von Eurem Schicksal habe ich keine Kenntnis. Mein eigenes...« Sie wandte den Blick ab und seufzte. »Ich glaube, ich könnte die Ereignisse beeinflussen.«
    Sasha öffnete überrascht den Mund. »Könnte ich irgendetwas tun, um dir zu helfen? Können wir das gemeinsam verhindern?«
    Isabeau starrte sie an. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie offen.
    »Vielleicht hat die Göttin mich hierhergeschickt«, erklärte Sasha. »So viele werden sterben, wenn die beiden Familien im Feuer aufeinandertreffen, nicht wahr? Wenn wir beide gemeinsam die Zukunft verändern könnten, würde der Oberste Zirkel dann noch an die Macht gelangen? Würde der Mutterzirkel so schwach werden, wenn du und ich gemeinsam unsere Magie wirken würden, jetzt, in deiner Zeit?«
    »Ich... ich weiß es nicht«, murmelte Isabeau.
    »Was ist mit deiner Mutter?«, fragte Sasha, der vor Aufregung warm wurde. »Würde sie uns beistehen?«
    Isabeau lächelte bitter. »Für sie ist das Schicksal aller Menschen in dieser Burg besiegelt. Sie werden alle sterben.«
    »Ich bleibe«, erklärte Sasha. »Selbst wenn es uns nicht gelingt, das Bevorstehende zu verhindern - ich werde auch diesmal überleben. Es ist besser, weiterzuleben, ganz gleich, in welchem Jahrhundert. Und seien es nur ein paar Tage, oder Hunderte. Ob wir das Massaker verhindern können oder nicht.«
    Eli stand da, und Emotionen, die sie nicht lesen konnte, rangen in ihm. Sie sah ihm den Kampf an, doch sie konnte nichts tun, um ihm zu helfen. Der Tod könnte ihn erwarten, ganz egal, wie er sich entschied. Er konnte bei dem Massaker auf der Burg umkommen, zusammen mit Dutzenden anderen Deveraux, oder in seiner eigenen Zeit von dem Obersten Zirkel oder seinem eigenen Vater ermordet werden.
    Sie sah seine Angst, seine Verwirrung, und zum ersten Mal, seit sie fortgegangen war, fühlte sie sich ihm nahe. Er ist nur ein Kind, das immer noch seinen Weg im Dunkeln sucht, dachte sie.
    Er wandte sich ihr zu, die Augen voller Fragen, die sie nicht beantworten konnte, und es brach ihr beinahe das Herz. Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange, und er ließ es einen Moment lang zu, ehe er den Kopf zurückriss.
    Unser aller Leben hat uns auf diesen Augenblick zugeführt,

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