Hexenwahn
seinen Weg gebahnt und klatschte mir auf Kopf und Schultern. Als wieder ein Windstoß in das Haus fuhr und den Qualm zur Seite riß, erkannte ich vor mir die nach oben führende Treppe. Sie hatte kein Feuer gefangen, denn sie bestand aus Stein. Nur das Geländer war aus Holz. Zum Glück brannte es nicht. Es war auch nicht so, daß das ganze Haus in Flammen gestanden hätte, sondern nur die Wohnung im letzten Stock. Während ich die Stufen hinauf hastete, machte ich mir Gedanken über den Brandstifter. Ich hatte einen Vermummten gesehen und hoffte nur, daß er Suko in die Arme gelaufen war. Dann endlich hätten wir ein Druckmittel gegen die anderen Hexenjäger gehabt. Auch als ich den ersten Stock erreichte, war die Hexe nicht mehr zu sehen. Ich blieb stehen, denn mir war eingefallen, daß sie sich ja nicht unbedingt im Haus zu verstecken brauchte. Sie hatte bewiesen, daß sie einen Sprung oder Sturz aus großer Höhe überstehen konnte, deshalb war es ein Kinderspiel für sie, an der Rückseite des Hauses aus der ersten oder zweiten Etage zu springen. Trotz ihrer Knochenbrüche!
Drei Wohnungen hatte ich zur Auswahl. Sie waren von den Mietern verlassen worden. Eine Tür war zugefallen, die anderen beiden standen offen, so daß ich in die Wohnungen eindringen konnte.
Hastig durchsuchte ich sie.
Bei der ersten hatte ich ebenso Pech wie bei der zweiten Wohnung. Ich schaute in die einzelnen Zimmer. Die Menschen hatten alles so liegen-und stehenlassen, als sie den gellenden Feuerruf vernahmen. In einem Raum lief sogar noch der Femsehapparat. Automatisch schaltete ich ihn aus. Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Hinter dem Haus befand sich ein Garten. Durch eine hohe Mauer war er vom Nachbargrundstück abgetrennt. Diese Mauer bildete an drei Seiten einen schwer zu übersteigenden Wall.
Ich überlegte, ob ich die dritte Wohnungstür aufbrechen sollte, ließ es jedoch bleiben. Die Chancen, daß sich die Hexe dort aufhalten würde, standen 50 zu 50.
Die nächste Etage. In langen Sätzen eilte ich die Treppe hoch. Hier war auch der Rauch wieder dichter. Obwohl ich nicht husten wollte, war es einfach nicht zu verhindern, daß mir das Zeug, durch die Nase eingeatmet, in den Rachen drang. Wieder drei Wohnungen. Steckte die Hexe hier?
Dann hörte ich den wilden Schrei. Ausgestoßen voller Haß und großer Wut. Der Schrei drang direkt aus der Wohnung, deren Tür nicht zugefallen war und sich direkt vor mir befand. Endlich ein Erfolg.
Mit dem Fuß trat ich die Tür vollends auf und stürmte in einen Flur mit grauweißer Streifentapete an den Wänden. Drei Türen standen zur Auswahl. Bevor ich mich für eine entscheiden konnte, sah ich die Hexe.
Sie taumelte aus der sich links von mir befindenden. Ihr Bein mußte bei dem Sturz auch etwas abbekommen haben, denn sie knickte immer wieder ein. »Du willst mich töten?« kreischte sie voller Wut. »Du widerlicher Zwerg, du?«
»Und ob!«
Das war Sukos Stimme.
Ich grinste hart. Nun konnte uns nichts mehr passieren. Jetzt hatten wir die Hexe in der Zange.
»Wenn er dich nicht tötet, dann ich«, erwiderte ich hart und so laut, daß mich auch mein Partner hören mußte. Er sagte nichts, aber die Hexe handelte. Bisher hatte sie mir den Rücken zugedreht, nun aber fuhr sie herum, riß beide Arme hoch und spreizte wieder einmal die Finger.
Ihr Gesicht verzerrte sich noch mehr, denn nun sah sie das Kreuz.
Direkt starrte sie darauf, duckte sich, und es schien mir, als würde sie einen Buckel machen wie diese alten Figuren aus den Märchen. Suko erschien in der Türöffnung. Er hielt die Dämonenpeitsche in der Hand und auch die Beretta. »Sie ist mir genau vor die Mündung gelaufen«, erklärte er.
»Das war gut.«
Die Hexe konnte nicht mehr weiter. Den Weg zur Tür versperrte ich mit meinem Kreuz. Hinter ihr aber befand sich die Mauer. Da konnte sie nun mal nicht durch. Dafür preßte sie sich hart mit dem Rücken dagegen.
»Was ist mit dem Vermummten?« fragte ich.
»Verschwunden. Ich bin zu spät gekommen.«
»Dafür haben wir sie jetzt.«
»Nichts werdet ihr aus mir herausbekommen!« schrie die Hexe. »Nichts. Wikka hat mich geweiht. Sie wird mir helfen. Glaubt mir, ihr verdammten Bastarde!«
Sie schimpfte und kreischte. Grüner Schaum erschien vor ihren Lippen.
Dabei schüttelte sie den Kopf, so daß ihre Haare flogen, und in den Augen irrlichterte der Haß.
»Wikka wird dir nicht helfen können«, erwiderte ich und ging auf sie zu.
»Sie ist nicht hier, aber du bist
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