Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle

Nähe des Musikladens, und von dort ist es nicht weit zum Atelier .«
    »Atelier? Ist er denn auch noch Künstler ?«
    »Er schmirgelt die Teile, die später einen Gitarrenkörper ergeben, poliert alles, montiert die elektronischen Teile und lötet sie .«
    »Nun, lange wird er jedenfalls nicht mehr mit dem Motorrad fahren können .« Nana hatte ihre Überraschung über die neue Information meiner Meinung nach ein wenig zu schnell überwunden. Mein Misstrauen stieg weiter, als sie fragte: »Hat er einen Wagen ?«
    »Ich glaube nicht .«
    »Dann wird er wohl zurück in seine Wohnung ziehen müssen, wenn das Wetter schlechter wird « , sagte sie.
    Ihre Worte versetzten mir einen Stich ins Herz, doch ich ließ mir nichts anmerken, fest entschlossen, mich heute Morgen nicht provozieren zu lassen.
    Nachdem ich Beverly an der Schule abgesetzt hatte, fuhr ich zu einem Stand, der Kürbisse verkaufte. Von denen, die schon zu Hause lagerten, war keiner groß genug zum Aushöhlen und Schnitzen. Ich fand drei in der richtigen Größe, Farbe und Form und sah mich noch ein bisschen weiter um. Die seltsam geformten Gewächse hatten es mir besonders angetan – sie hatten Charakter. Die orangefarbenen Kugeln leuchteten im hellen Sonnenlicht so hübsch, dass ich mir gut vorstellen konnte, wie schön sie sich zu Hause auf dem grünen Gras neben dem matten Gelb der Weizengarben machen würden.
    Kürbisse auszuhöhlen und Muster oder Grimassen hineinzuschnitzen war eine gute Methode, um überschüssige Energie abzubauen. Außerdem würde ich mich währenddessen nicht mit Nana auseinandersetzen müssen, die, wie ich jetzt schon ahnte, nicht davon ablassen würde, mich mit Fragen zu drangsalieren, die ich nicht beantworten wollte, und mir alle möglichen Gründe aufzuzählen, warum ich meine Entscheidung bezüglich des Amtes der Hohepriesterin doch noch überdenken sollte.
    Wie viel mochte es wohl kosten, alle Kürbisse zu kaufen? Aber selbst, wenn ich mit einer ganzen Wagenladung voll nach Hause käme, würden mir eher die Kürbisse ausgehen, als dass Nana die Waffen streckte.
    Schließlich entschied ich mich für die zuvor ausgewählten drei großen Kürbisse, für fünf mittelgroße und ein paar kleinere.
    Als ich zu Hause eintraf, war das Motorrad verschwunden. Ging Johnny mir aus dem Weg? Aber vielleicht besorgte er ja auch nur »Material « für unser Training.
    Ich schleppte die Kürbisse zur Garage und drängte mich an Ares vorbei ins Haus. Mit jedem Tag wurde er größer, begrüßte mich aber wie immer überschwänglich. Nana saß in einem weiten Hemd, bedruckt mit knallbunten Rosen, einer braunen Hose und ihren rosafarbenen Pantoffeln am Küchentisch. Vor ihr lag der Ordner mit den fotokopierten Seiten des Trivium-Kodex. Mit einem Zauber aus dem Kodex, einem sehr alten Buch, das für Hexen so etwas wie der Heilige Gral darstellte, hatten wir Theo geheilt. Nachdem Vivian es von Menessos gestohlen hatte, hatte der es zwar nach dem Heilungsritual zurückgefordert, doch glücklicherweise war es Johnny gelungen, den Inhalt vorher zu kopieren.
    Die Texte waren in Altlatein verfasst, das Nana mit der Hilfe von Dr. Geoffrey Lincoln, dem Tierarzt, der uns bei der Pflege von Theo unterstützt hatte, ins Englische übersetzt hatte.
    Als mir verführerischer Kaffeeduft in die Nase stieg, merkte ich, wie dringend ich meine morgendliche Dosis Koffein benötigte. Aus dem Schrank nahm ich meine Lieblingstasse, auf der die Lady von Shalott von Waterhouse abgebildet war.
    »Da sitze ich hier, und auf einmal höre ich ›Folsom Prison Blues‹!« Nana kicherte. »Es war Johnnys Telefon! Sein Chef war dran. Wusstest du, dass man fast alle Melodien dafür verwenden kann? Wie hat Johnny es noch gleich genannt ?« Sie tippte gedankenverloren auf die Kopien vor ihr. »Klingelton. Ja, richtig. Klingelton. Ein Klingelton kann jedes x-beliebige Lied oder Geräusch sein. Johnny hat für jeden Anrufer einen eigenen, sodass er sofort hört, wer ihn gerade anruft .«
    Ich fragte mich insgeheim, welchen Song er wohl für mich ausgesucht hatte.
    »Sie haben eine Bestellung über mehrere siebensaitige Gitarren bekommen, aus Deutschland. Ist das nicht toll? Weltweite Geschäfte, hier, mitten in einem Kornfeld in Ohio und ohne einen einzigen Wolkenkratzer in Sicht .«
    Hatte Nana etwa gar nicht vor, mich heute Morgen in die Mangel zu nehmen? Hatte ich ihr Unrecht getan? Immerhin setzte sie mir nicht wegen des Eximiums zu. Die Anspannung fiel ein wenig von mir ab