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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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erschien, und fügte es zu ihrem eigenen, persönlichen Stil zusammen, der nur schwer zu benennen war. Ein fachkundiger Beobachter würde ihre Art zu kämpfen am ehesten dem von Bruce Lee entwickelten Jeet Kune Do zuordnen, das wiederum eine Mischung aus Boxen, Fechten und Wing Chun war. Es war eine Kombination aus ebenso schnellen wie brutalen Faustschlägen, knochenzerschmetternden Lowkicks und äußerst schmerzhaften Griffen. Marlas sehniger Körperbau war bestens für diesen Stil geeignet. Am meisten gefiel ihr daran, dass jeder einzelne Angriff darauf ausgelegt war, den Kampf zu beenden. Lang ausgedehnte Kämpfe zwischen Meistern der Kampfkunst waren eine Erfindung des Kinos, denn ein echter Kampf sah auf der Leinwand einfach nicht gut genug aus: ein kurzes Gewitter von Bewegungen, die so schnell waren, dass das menschliche Auge ihnen nicht folgen konnte, von maximal zehn bis fünfzehn Sekunden Dauer, wenn man Finten und anderes Geplänkel, mit dem
der Gegner abgetastet wurde, nicht mitzählte. Und Jeet Kune Do trieb das noch auf die Spitze. Ein Jeet-Kune-Do-Kämpfer führte jeden Schlag so, dass er den Kampf beenden würde, wenn er traf.
    Ch’ang Haos Hände zuckten vor.
    Marla konterte, wehrte seine Angriffe ab und versuchte gleichzeitig ihre eigenen Schläge zu landen. Sie mochte Jeet Kune Do vor allem deshalb, weil es keine Blocks gab, nur Konter, die gleichzeitig als Block dienten. Ch’ang Hao schlug hart, und er war schnell, aber Marla hatte keine Mühe, seine Angriffe abzuwehren. Sie wusste, dass er sie nur testete, sehen wollte, wie gut sie war. Marla wiederum wimmerte jedes Mal, wenn er zuschlug, um ihm vorzugaukeln, seine Schläge würden ihr tatsächlich Schmerzen zufügen.
    Sie hätten mit diesem Sparring noch ewig weitermachen können, aber Marla stand der Sinn nicht nach Spielereien, davon bekam sie in Meister Wards Dojo genug. Sie wollte Ch’ang Hao ihren Kampf aufzwingen. Sie trat mit einem Lowkick nach seinem Knie, und als er mit einem Schritt zur Seite auswich, kam sie nahe genug heran, um ihn zu packen und mit einem Hüftwurf auf den Boden zu knallen. Ch’ang Hao sprang sofort wieder auf und schlug zurück - Schlangen zuckten aus seinen Ärmeln; kleine, zischende Aspisvipern schossen mit aufgerissenen Mäulern direkt auf ihr Gesicht zu. Marla brüllte einen Insekt-in-Bernstein-Spruch, und die Vipern erstarrten in der Luft. Sie zischten immer noch, als Marla einen Schritt zurück machte.
    Gottverdammte Schlangen! Zuerst Frösche, dann Kolibris, als Nächstes Finchs Bärentrick und jetzt Schlangen?
    »Ich mach das«, sagte Rondeau, ließ sein Butterflymesser aufschnappen und schnitt die Vipern mit einer lässigen
Handbewegung in zwei Teile, die leblos auf den Asphalt plumpsten.
    Ch’ang Hao nützte die kurze Ablenkung sofort aus und schlug nach Marlas Kopf. Sie blockte mit ihrem Unterarm ab - der Schlag betäubte ihren Arm vom Handgelenk bis zum Ellbogen - und feuerte ihrerseits eine Gerade auf Ch’ang Haos Kehle ab. Er ging in die Knie, kam schwankend wieder auf die Beine, dann zischte er wie ein Reptil - und begann zu wachsen. Zuerst dachte Marla, es wäre nur eine Illusion, mit der er sie einschüchtern wollte, aber nein - er gewann tatsächlich an Masse, wurde größer, seine Schultern breiter, und die Muskeln an seinen Armen und Beinen blähten sich unnatürlich auf. Die Nähte seines Anzuges platzten, dann fielen die Stofffetzen zu Boden, und eine Art Harnisch aus Ledergurten, mit kupferfarbenen Nieten besetzt, kam zum Vorschein. Marla sah, wie die Gurte in sein Fleisch schnitten, und als seltsam gelbes Blut an seinem Rumpf, den Armen und Beinen entlanglief, begriff Marla, dass die Nieten in Wirklichkeit die Köpfe von Nägeln waren - der Harnisch war an seinen Körper genagelt, und während er wuchs, bohrten sich die Nägel in sein Fleisch. Ch’ang Hao keuchte, er musste mittlerweile fast drei Meter groß sein, zusammengeschnürt von seinem Harnisch. Noch entspannte sie sich nicht, auch wenn sie wusste, dass Ch’ang Hao erst einmal niemanden mehr angreifen würde.
    »Na, das nenn’ ich mal Bondage«, sagte Rondeau.
    »Schhh!«, machte Marla. Doch er hatte recht: Das war Bondage, wenn auch nicht ganz von der Art, wie sie es auf der Party gesehen hatten.
    Ch’ang Hao schrumpfte wieder auf seine ursprüngliche
Größe zusammen und wimmerte. »Wenn ich meine volle Kraft zur Verfügung hätte, wärt Ihr jetzt tot«, verkündete er feierlich.
    »Das war ziemlich beeindruckend - die

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