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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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der Frosch. Ein bis fünf Zentimeter groß, am ganzen Körper glänzend gelb. Im Gegensatz zu anderen Pfeilgiftfröschen hatte er ›Zähne‹, eigentlich eher eine Knochenplatte, im Oberkiefer. Marla gefiel das überhaupt nicht. Die gestohlene Statue dieses aztekischen Froschmonsters hatte Zähne, Fangzähne
sogar. Im Gegensatz zu den meisten Spezies waren diese hier keine Einzelgänger, sie rotteten sich gerne zusammen und hüpften unerschrocken am helllichten Tag herum - wahrscheinlich, weil sie wegen ihres unfassbar tödlichen Giftes wenig von Fressfeinden zu befürchten hatten. Ein einziger Frosch hatte genügend Gift in seiner Haut, um damit einhundert Menschen zu töten, und damit präparierte Giftpfeile waren bis zu zwei Jahre lang haltbar. Ein Millionstel Gramm davon, in die Blutbahn gebracht, war tödlich, und in einem einzigen Frosch waren einhundert Millionstel Gramm. Aber das erklärte nicht die Pusteln, die die Frösche auf der Haut verursachten. Mutex hatte seine Frösche irgendwie auffrisiert, sie noch giftiger gemacht, als sie ohnehin schon waren, was man ungefähr mit einem Elefantengewehr vergleichen konnte, bei dem man Dynamit als Munition benutzte - absoluter Overkill. Mr. Tod gedieh in diesen Breiten jedoch nicht besonders, tropischer Regenwald war ihm lieber, vor allem der in Kolumbien, wo Mutex offenbar einen großen Teil seiner Studienzeit verbracht hatte.
    Eine Unterüberschrift mit dem Titel ›Nutzbringende Anwendungen‹ erregte Marlas Aufmerksamkeit. Außer der Tatsache, dass die eingeborenen Jäger ihre Pfeile mit dem Froschgift präparierten, indem sie die Tiere über dem Feuer erhitzten und die Spitzen mit dem ausgeschwitzten Gift benetzten, gab es auch noch andere Anwendungen. Forscher experimentierten mit einem Extrakt des Gifts namens Batrachotoxin als Schmerzmittel, das möglicherweise bis zu zehnmal stärker wirken könnte als Morphin, und das ohne die Nebenwirkungen und ohne abhängig zu machen. Marla fragte sich, ob Mutex sich mit einem Sympathiezauber auch diese Eigenschaft zunutze gemacht hatte. Wenn das so war,
dürfte er ein ziemlich harter Gegner sein. Jemand, der keinen Schmerz spürte, war schwer zu besiegen.
    Sie blätterte auf die nächste Seite. Und da stand es: ›Fressfeinde‹. Mr. Tod hatte nur einen natürlichen Fressfeind, Leimadophis epinephelus , eine Schlange, die von Natur aus immun gegen sein Gift war und sich nach Belieben an Seinesgleichen satt fraß.
    Ray unterhielt sich gerade mit B., und Marla unterbrach ihn mitten im Satz: »Ich will eine Schlange kaufen.«
    »Tatsächlich?«, sagte Ray. »An was für eine haben Sie denn gedacht?«
    »Ich kann den Namen nicht aussprechen«, antwortete Marla. »So eine«, sagte sie und tippte auf den Namen.
    Ray runzelte die Stirn. »Ich fürchte, da haben wir Pech. Selbst wenn ich so eine besorgen könnte, was ich nicht kann, wäre es illegal. Ganz ähnlich wie der Frosch, den Sie da in der Plastiktüte haben. Aber da er tot ist, schätze ich, dürften Sie keine allzu großen Probleme bekommen.«
    »Geld spielt keine Rolle«, sagte Marla. »Und auch nicht, ob es legal ist oder nicht. Das Einzige, was zählt, ist Zeit. Ich brauche diese Schlange, und zwar heute noch.«
    Ray sah B. flehend an, und B. räusperte sich. »Ich glaube, er sagt die Wahrheit, Marla. Sie haben keine solchen Schlangen hier, und er kann auch keine besorgen.«
    »Stimmt«, sagte Ray. »Vielleicht hat irgendjemand so eine bei sich zuhause im Terrarium, aber Gott allein weiß, wo. Es ist eine eher seltene Art aus dem Regenwald. Ich weiß nicht mal, wie die aussehen, und ich kenne mich besser mit Schlangen aus als die meisten.«
    »Ich muss eine haben«, sagte Marla. »Irgendeine Möglichkeit muss es doch geben.«

    Ray hob hilflos die Hände. »Tut mir leid. In der Stadt gibt es sicher ein paar gewiefte Reptilienschmuggler, aber ich kenne keinen. Und selbst wenn ich welche kennen würde, bezweifle ich, dass sie unsere Leimadophis auf Vorrat haben.«
    Fluchend riss Marla die Seite aus dem Buch, und als Ray protestieren wollte, stand Rondeau schon neben ihm, mit einem beachtlich großen Geldschein in der Hand. Rays Gesichtsausdruck wurde noch finsterer, aber das Geld steckte er ein. »Soll ich versuchen, Langford zu erreichen?«, fragte Rondeau. »Er hat Beziehungen. Vielleicht könnte er uns eine per Kurier oder so schicken.«
    »Das könnte nötig werden«, sagte Marla, faltete die Buchseite und ging davon. Rondeau folgte ihr und, nach

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