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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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entsprechenden Worten der Entschuldigung, kam auch B. »Aber ich fürchte, es würde zu lange dauern. Er müsste erst mal eine auftreiben, und das braucht seine Zeit, selbst bei einem Biomanten.«
    »Ich denke, wir wissen jetzt, wieso Mutex diese hässlichen rot-grünen Schlangenhaut-Shorts anhat«, sagte Rondeau. »Aber wahrscheinlich gibt es auch die nirgends zu kaufen.«
    »Vermutlich nicht«, sagte Marla.
    »Wozu brauchen Sie die Schlange denn überhaupt?«, fragte B.
    »Sie sehnt sich nach ein bisschen Sympathie«, sagte Rondeau.
    »Genau«, sagte Marla.
    »Und was hat das zu bedeuten?«
    »Aus der leicht verklausulierten Form der Antwort könnte ein aufmerksamer Zuhörer schließen, dass Magier manche Dinge lieber für sich behalten, B.«, sagte Rondeau und legte
ihm einen Arm um die Schultern. »Wir sind alle nur so gut wie unsere Geheimnisse.«
    Sie gingen ein paar Schritte weiter, als Marla plötzlich rief: »Was sind wir nur für Idioten, Rondeau!«
    »Du hast recht«, sagte Rondeau, »mir kam es auch gerade in den Sinn. Aber, ähm, bist du dir sicher, dass du diesen Trumpf dafür ausspielen willst?«
    »Es ist das Einzige, was im Moment zählt. Wenn das hier nicht gelingt, ist alles andere auch hinfällig.« Marla gefiel der Gedanke auch nicht besonders, es schien eine solche Verschwendung für eine so mächtige Waffe zu sein. Andererseits war etwas, das ihr das Leben retten könnte, nicht gerade Verschwendung.
    »Ja, da hast du wohl recht«, sagte Rondeau. »Wir brauchen eine Schlange.«
    »Ray hat doch schon gesagt, dass er diese Schlange nicht besorgen kann …«, begann B.
    »Nein, nein«, unterbrach ihn Rondeau. »Es geht gar nicht um die Giftfroschfresserschlange, im Moment brauchen wir einfach irgendeine.«
    »B.«, sagte Marla. »Könnten Sie noch einmal zurückgehen und mir eine Natter besorgen, irgendwas Kleines?«
    B. zögerte. Er ließ sich nicht gerne herumschubsen. Im Prinzip konnte Marla das verstehen. Aber sie wollte lieber erst gar nicht damit anfangen, ihm alles Mögliche zu erklären. Denn falls sie es tat, könnte B. auch dann eine Erklärung verlangen, wenn schlichtweg keine Zeit dafür war und jede Verzögerung tödliche Folgen haben konnte. Andererseits, wenn er tatsächlich mehr als nur ein halbwegs passabler Seher war, wenn er tatsächlich die Kräfte besaß, die sie vermutete, würde sie ihn als Verbündeten brauchen. Sie sollte es
also nicht zu bunt mit ihm treiben, und als er immer noch zögerte, sagte sie geradezu sanft: »Vergessen Sie nicht, Ihr Leben hängt von meinem ab. Und wenn Sie mir jetzt eine Natter besorgen, nützt das uns beiden.«
    B. nickte und ging zurück in den Laden.
    Marla und Rondeau setzten sich auf eine niedrige Betonmauer neben dem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums. »Und wenn wir eine von diesen froschfressenden Schlangen haben, was dann?«, fragte Rondeau.
    »Wir stöbern Mutex auf, und ich reiße ihm so lange die Gliedmaßen aus, bis er den Grenzstein rausrückt.«
    »Und wie finden wir Mutex?«
    »Hast du jemals etwas von der Band ›And You Shall Know Us by the Trail of Dead‹ gehört?«
    »Okay, hab schon verstanden, wir folgen einfach der Spur der Leichen.«
    »Vielleicht«, sagte Marla. »Das ist das Worst-Case-Szenario. Aber es besteht zumindest eine kleine Chance, dass wir eine Abkürzung finden.« Bei dieser kleinen Chance handelte es sich um B., wenn er tatsächlich das war, was Marla hoffte.
    »Gepriesen sei der Gott der Abkürzungen«, sagte Rondeau ein wenig mürrisch.
    »Halleluja«, stimmte Marla mit ein.

10
    B. kam mit der Natter zurück. Lang, dunkelgrün und aufgerollt lag sie in einer kleinen weißen Schachtel. »Sie werden sie doch nicht opfern oder so etwas?«, fragte B., als Marla in die Schachtel spähte.
    »Wohl kaum«, gab Marla zurück. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine zwanzig Zentimeter lange Schlange als Opfer viel hergibt.« Sie räusperte sich, beugte sich noch näher an die Schachtel und sagte: »Ch’ang Hao, hier ist Marla. Ich muss deine Schuld jetzt einfordern.« Sie richtete sich wieder auf, und alle drei sahen, wie die Schlange ihren Kopf über den Rand der Schachtel hob und ihn leicht hin und her pendeln ließ.
    »Aha«, meinte Rondeau, »und was kommt jetzt als Nächstes?«
    »Anscheinend erst mal nicht viel«, sagte Marla.
    Die Schlange kroch über den Rand der Schachtel wie fließendes, lebendiges, grünes Wasser und fiel das kurze
Stück bis auf den Boden, wo sie sich ungefähr in Richtung

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