Hexenzorn
entsprechende Stelle an der Nase, und die Schergen machten es ihr simultan nach.
»Das ist der verrückteste Tag meines ganzen Lebens«, sagte B. »Und das will was heißen.«
Die Schergen sahen B. an. »Hey, sind Sie nicht Bradley Bowman?«
»Ähm, ja«, sagte B.
»Ich habe im Internet ein Gerücht gelesen, dass Sie eventuell die Hauptrolle in einer amerikanischen Version von Dr. Who spielen werden. Ist da was dran?«
»Das wäre mir neu«, antwortete B.
»Ich wusste, dass es Bullshit ist«, sagte der eine, nahm seinen Laptop heraus und klappte ihn auf dem Schoß auf, wahrscheinlich, um die Neuigkeiten in der Community zu verbreiten.
»Erzähl mir was von deinem Boss«, sagte Marla zu dem Schergen, dessen Finger nicht gerade über die Tastatur rasten.
Er zuckte die Achseln. »Alles, was du wissen musst, wirst du bald genug erfahren. Aber eines kann ich dir sagen: Du solltest mehr Angst haben, als du es dir gerade anmerken lässt. Du steckst ziemlich tief in der Scheiße; nach allem, was ich gehört habe, ist Mr. Dalton nicht der Einzige, der dich sucht.«
»Ich war schon immer gut darin, mir Freunde zu machen«, sagte Marla. Sie konnte sich ganz gut vorstellen, welches Verbrechens man sie bald bezichtigen würde, und fragte sich, ob sie die langwierigen Erklärungen auf sich nehmen oder einfach Mr. Daltons Kniescheiben zerschmettern sollte, um an die Informationen zu kommen, die sie brauchte. Aber egal. Das musste sie jetzt noch nicht entscheiden. Sie würde einfach improvisieren, sobald sie dort waren.
Sie fuhren mit der Rolltreppe nach oben, einer der Schergen ging voran, der andere übernahm die Nachhut. Sie waren im Herzen von Downtown San Francisco (oder besser, in einem der Herzen), mitten auf der Market Street. Überall
um sie herum ragten glitzernde Bürogebäude in den Himmel, und Marla fühlte sich sofort wohler - fast so wohl wie zuhause. Hätte sie noch ein paar rostige Eisenbrücken und ein oder zwei Ölraffinerien entdeckt, hätte sie sich vollkommen entspannen können. Sie gingen die Market Street entlang bis zu einem Wohnhaus, dort über eine kleine, steinerne Treppenflucht bis zu einer nackten, grün lackierten Metalltür etwas unterhalb des Straßenniveaus. Marla dachte über diesen Umstand nach. Manche Magier lebten gerne hoch über den Straßen, andere bevorzugten unterirdische Behausungen, und es gab signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen: Die im Untergrund waren normalerweise eher bereit, sich die Hände schmutzig zu machen und sich selbst um die Dinge zu kümmern.
Die Schergen führten sie in einen niedrigen Raum mit nacktem Betonboden. Rondeau sah sich um und sagte: »Wow, moderner Computernerd-Eklektizismus.« In dem Raum befanden sich drei zerschlissene Sofas, jedes in einer anderen Farbe, ein metallenes Bücherregal, das von Taschenbüchern nur so überquoll, eine gigantische Leinwand für den Beamer an der Decke, riesige Lautsprecherboxen in den Ecken, ein DJ-Pult mit mehreren Plattenspielern darauf und eine Strandbar aus Bambus, komplett ausgestattet mit Girlanden, Lampions und dem ganzen Kitsch. Mehrere Filmposter, die meisten von klassischen Sci-Fi- und Horrorfilmen, waren mit Reißnägeln an die nackt verputzten Wände geheftet. Außerdem waren noch fünf oder sechs Computer samt Monitoren und verdreckten Tastaturen über den Raum verteilt, dazwischen verschiedenste Haufen von Kabeln und anderen Computer-Komponenten auf dem Boden.
»Hier hinten«, sagte ein Scherge und brachte sie in einen anderen niedrigen Raum, in dem mehrere Labortische standen, auf jedem einzelnen ein Flachbildmonitor und eine mit leisem Summen vor sich hin werkelnde Festplatte. Von dort aus gelangten sie in einen weiteren Raum: ein geräumiges Büro mit dunkelblauem Teppich, einem Kicker, einem Flipper und einem riesigen L-förmigen Schreibtisch aus dunklem Eichenholz, darauf mehrere schwarze Breitformat-Flachbildmonitore. Hinter dem Schreibtisch sah sie die Rückseite eines dunklen Ledersessels, und Marla verdrehte erneut die Augen. Was für ein James-Bond-Superschurken-Auftritt sollte das denn werden?
»Mr. Dalton«, sagte einer der Schergen. »Ihr Gast ist hier.« Dann trat er zurück, und sie postierten sich zu beiden Seiten der Tür.
Der Ledersessel schwang herum. Der Mann, der darin saß (die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt und die Hände mit gespreizten Fingern aneinandergelegt!), sah genauso aus wie die beiden Schergen, nur dass er ein anderes T-Shirt trug, außerdem
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