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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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Bruch?«
    Selbst in der kurzen Zeit, die Marla B. kannte, war ihr seine menschliche Wärme aufgefallen. Sein Charisma hatte ihm sicher bei seiner Filmkarriere geholfen, und sein zumindest teilweise durch Magie verursachter Verfall hatte ihn kein bisschen weniger einnehmend oder weniger umgänglich gemacht. Doch jetzt war sein Gesicht wie versteinert, und Marla konnte fast spüren, wie eine Welle der Kälte von ihm ausging.
    »Du solltest mehr Boulevardblätter lesen, Marla«, meldete Rondeau sich zu Wort. »Wäre es … ähm … B., würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich …?«
    »Mir egal«, antwortete B. »Die ganze Welt kennt die Geschichte.« Er beschleunigte seinen Schritt und brachte etwas Abstand zwischen sich und Marla, genug, dass er nichts hören würde.
    Marla wartete auf Rondeau. »Und?«
    »B. war liiert«, sagte Rondeau. »Ich habe den Namen vergessen. Er war kein Schauspieler oder so, einfach irgendein
Typ. Sie haben viel zusammen gefeiert, sind ausgegangen, haben sich betrunken, Drogen genommen und so weiter. Und eines Nachts erwischte B.’s Freund auf einer verlassenen Baustelle eine Überdosis, spuckte Blut und so und starb noch dort in seinen Armen. Danach ging es mit B.’s Karriere bergab. Er hat sich halb tot gesoffen, einige Zeit auf Reha verbracht, und als er wieder rauskam, dachten die Leute, er könnte jetzt da weitermachen, wo er zuvor aufgehört hatte. Kurz danach versuchte er, während der Dreharbeiten zu seinem neuen Film den Regisseur zu erwürgen, und das war’s dann endgültig. Das ist jetzt, glaub ich, sechs oder sieben Jahre her.«
    »Woher weißt du das alles?«
    Rondeau zuckte die Achseln. »Wenn du ein Kind bist und auf der Straße lebst, üben die Dramen in den Leben der Stars eine ziemlich große Faszination aus. Und manchmal hab’ ich die Schmierblätter, auf denen ich schlief, eben gelesen.«
    B. verlangsamte seinen Schritt und ging wieder neben ihnen. »Ich habe nicht versucht, diesen Regisseur zu erwürgen«, sagte er resigniert. »Er war von einer Hexe besessen. Wie ein Blutegel hing dieses Monster an ihm dran und saugte ihm das Blut aus oder seine Lebenskraft oder was auch immer und pumpte ihn stattdessen mit Gift voll, machte ihn bösartig, ließ auch ihn zum Monster werden. Niemand konnte die Hexe sehen, aber nachdem H. - H. war mein Lover, ich nannte ihn immer so - gestorben war, sah ich alles Mögliche. H., oder sein Geist, sagte mir, wie ich die Hexe töten kann, und das hab’ ich dann gemacht. Ich weichte meine Hände in einer Mixtur aus Abflusswasser und Belladonna ein, damit ich immaterielle Dinge berühren
konnte, und dann habe ich das Monster erwürgt. Alle dachten, ich wollte den Regisseur umbringen, aber das war mir egal. Niemand hat jemals Anklage gegen mich erhoben - ich glaube, irgendwie hat der Typ gewusst, dass ich ihn gerettet habe, aber nur unterbewusst, denn gefeuert hat er mich trotzdem, und das ziemlich lautstark. Aber ich wollte sowieso kein Schauspieler mehr sein.« Er zuckte die Achseln.
    »Also hat alles mit H.’s Tod angefangen«, sagte Marla.
    B. nickte. »Und Sie sprechen immer noch mit ihm? Mit H.?«
    B. schüttelte verärgert den Kopf. »Verdammt, nein! Ich spreche mit seinem Geist , einem Echo, einem Nachbild. Nicht mit dem echten H.!«
    »Gut«, sagte Marla erleichtert. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie sich des Unterschieds bewusst sind.« Genauso war ihr inzwischen bewusst, was mit ihm geschehen war: Der Schock, als H. in seinen Armen starb, hatte etwas in B.’s Kopf ausgelöst. Manchmal passierte es, dass eine alte Welt zerbrach und sich eine neue dafür öffnete. Aber in B.’s Fall schien es möglich, dass noch etwas anderes geschehen war. Es war nicht nur seine Wahrnehmung, die sich verändert hatte. Seine Rolle in der Welt hatte sich verändert. Wo Bradley Bowman auftauchte, folgten Wunder und Schrecken.Vielleicht.
    Und falls aus ›vielleicht‹ ›definitiv‹ werden sollte, würde Marla mit Sicherheit eine gute Verwendung für seine Kräfte finden.
    Sie gingen schweigend weiter, vorbei an dicht aneinandergedrängten Häusern mit winzigen Gärten und adretten Zäunchen davor, bis sie in ein Bankenviertel kamen. »Da«,
sagte B. und deutete auf ein Schild, auf dem ›East Bay Vivarium‹ stand.
    »Ah, ich verstehe«, sagte Marla.
    Sie betraten einen großen, ziemlich unaufgeräumten Laden. An den dunklen Wänden standen Metallregale mit Glasterrarien darin, das Summen von Luftbefeuchtern drang leise an Marlas

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