Hexenzorn
Westen davonschlängelte.
»Glaubst du, die kleine Schlange überbringt die Nachricht persönlich?«, fragte Rondeau.
»Schon möglich.« Marla seufzte. »Geduld ist nicht mein Ding. Ich würde sagen, wir fahren zurück in die Stadt, holen uns was zu essen und sehen zu, was wir sonst noch über Mutex herausfinden können. Ich wünschte, ich wüsste, wo die anderen Magier dieser Stadt sich aufhalten. Wenn Mutex wirklich alle großen Nummern San Franciscos angequatscht hat, vielleicht hat er dann zumindest bei einem von ihnen etwas ausgeplaudert.«
Sie gingen zurück zum Pendlerbahnhof und bestiegen einen leeren Waggon eines BART-Zugs, der zurück nach San Francisco fuhr. Rondeau und B. unterhielten sich über Restaurants, während Marla darüber nachdachte, wo sie mit ihrer Suche nach den anderen Magiern der Stadt beginnen sollte. Die Tür am anderen Ende des Waggons ging auf, und zwei junge Männer kamen herein. Stirnrunzelnd sah Marla sie an. Es waren Zwillinge, etwa zwanzig Jahre alt, mit ratzekahl geschorenen, schwarzen Haaren und Brillen mit dickem, schwarzen Rahmen. Sie trugen exakt die gleiche Kleidung: rotes T-Shirt, khakifarbene Cargohosen, schwarze Hikingboots. Sie hatten jeder ein Handy, einen PDA, einen Pager und andere elektronische Gerätschaften an ihren Gürteln befestigt, und beide hatten eine schwarze Laptoptasche über der Schulter hängen. Marla beschlich der Gedanke, dass die beiden mit mehr Rechenkapazität behängt waren, als es um 1950 auf der ganzen Welt zusammengenommen gegeben hatte. Sie blieben neben Marla stehen, hielten sich mit der linken Hand an der oberen Griffstange
fest und beugten sich im exakt gleichen Winkel zu ihr herab. »Du bist Marla«, sagte einer von ihnen.
»Du musst mit uns kommen«, ergänzte der andere. Sie hatten genau die gleiche Stimme.
»Wir sitzen im selben Zug«, meinte Marla, »und wir fahren in dieselbe Richtung, noch habe ich also keinen Grund, mich zu widersetzen.«
Mit gespenstischer Spiegelsymmetrie sahen die beiden sich gegenseitig an, dann wieder Marla. »Im Civic Center steigen wir aus«, meinte der eine. »Und du wirst mitkommen. Jemand möchte dich sehen.«
Marla schlug die Beine übereinander und trat einem der beiden dabei leicht gegen das Knie. Er ging einen Schritt zurück, um ihr auszuweichen, und sein Partner tat dasselbe, obwohl sie ihn gar nicht berührt hatte. Marla sah Rondeau an, der eine Augenbraue hochzog, worauf Marla kaum merklich den Kopf schüttelte. B. sah beunruhigt aus, was bewies, dass er so gut wie gar nichts über Marla wusste. Die beiden waren eindeutig Schergen, und Marla war noch nie einem begegnet, den sie nicht mit links in Scheibchen geschnitten hätte, wenn es sich als nötig erwies.
»Wer möchte mich sehen?«, fragte Marla.
»Mr. Dalton«, antwortete einer der beiden.
»Lass mich raten«, sagte Marla. »Er ist das neue Magieroberhaupt, nachdem Finch sein Amt niedergelegt hat.«
»Du wirst erfahren, wer er ist, sobald er sich dazu entschließt, es dich wissen zu lassen«, sagte der andere und versuchte dabei möglichst bedrohlich zu wirken.
Marla verdrehte die Augen. »Nun, wir haben noch zwanzig Minuten vor uns, bis wir wieder in der Stadt sind, warum setzt ihr beiden euch nicht einfach hin?«
»Mach uns bloß keinen Ärger«, sagte der eine, während sie sich direkt gegenüber Marla hinsetzten.
»Sehe ich aus wie jemand, der gerne Ärger macht?«, fragte Marla. »Ihr beiden habt mir gerade jede Menge Fragen und Herumgerenne erspart. Ich bin euch dankbar, zum Teufel. Ich möchte euren Boss treffen.«
»Wie habt ihr uns gefunden?«, fragte Rondeau. »Wir wussten ja selbst nicht mal, wo wir als Nächstes hingehen würden.«
Die Schergen grinsten. »Wir haben unsere Mittel«, sagte der eine.
Marla schnaubte. »Klar habt ihr das. In jedem Zug rennen zwei von euch rum und wahrscheinlich auch auf jeder einzelnen Straße, oder etwa nicht? Das sind Homunkuli, Rondeau, oder schwere Astralprojektionen, irgend so ein Zeug. Duplikate. Trottel eins und Trottel zwei hier sind die beiden, die uns zufällig als Erste über den Weg gelaufen sind.«
Jetzt grinsten sie nicht mehr; stattdessen schauten sie ziemlich finster drein.
»Ach so«, sagte Rondeau. »Ich dachte, das wären Zwillinge mit so einer übersinnlichen Psycho-Verbindung.«
»Das würde vielleicht erklären, warum sie sich immer genau gleich bewegen. Aber den eiternden Pickel, den beide auf dem linken Nasenflügel haben, nicht.« Marla tippte sich auf die
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