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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und krümmte die Hände zu Krallen, alles in einer einzigen, fürchterlichen, unmöglichen Bewegung. Ein rasselnder Laut kam über ihre Lippen. Speichel lief an ihrem Kinn herab, und in ihren Augen flammte ein mörderisches Feuer.
    »Rowlf!«, schrie Howard.
    Rowlf bewegte sich mit einer Schnelligkeit, die selbst mich verblüffte. Blitzschnell sprang er auf das Mädchen zu, schlug ihre Hände herab, die nach seinem Gesicht zu schlagen versuchten, und umklammerte ihren Körper mit den Armen.
    Jedenfalls versuchte er es.
    Sally sprengte seine Umarmung mit einer einzigen, wütenden Bewegung. Rowlf schrie auf, als ihr Handrücken mit fürchterlicher Wucht in sein Gesicht klatschte, taumelte zurück und verlor das Gleichgewicht. Er fiel, rollte sich auf den Bauch und versuchte aufzustehen, aber Sally setzte ihm nach, warf sich mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn und begann mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen. Ich sah, wie Rowlfs Körper unter der fürchterlichen Wucht der Hiebe bis ins Mark erbebte.
    »Sean! Halten Sie sie fest!«, schrie Howard. »Schnell!«
    Eine endlose, quälende Sekunde verging, ehe sich Sean, der dem Geschehen bisher mit ungläubig geweiteten Augen gefolgt war, endlich aus seiner Erstarrung löste und mit einem Satz bei Sally und Rowlf war. Er packte das Mädchen, zerrte es an den Schultern von Rowlf herab und versuchte ihre Arme an den Körper zu drücken, aber wie den Rowlfs zuvor sprengte Sally auch seinen Griff und hackte mit den Fingernägeln nach seinen Augen.
    Sean duckte sich unter ihrer zustoßenden Klaue hindurch und zog gleichzeitig an ihrem anderen Arm. Sally taumelte nach vorne, von der Wucht ihres eigenen Angriffes aus dem Gleichgewicht gebracht, und Sean drehte sich blitzschnell zur Seite, half der Bewegung mit einem weiteren Stoß nach und stellte ihr ein Bein. Sally kreischte vor Wut und Überraschung, fiel bäuchlings auf das Bett und begann mit den Beinen zu strampeln, als sich Sean auf sie warf und sie mit seinem Körpergewicht niederdrückte. Selbst seine gewaltige Kraft schien kaum auszureichen, sie zu halten.
    »Rowlf, hilf ihm!«, befahl Howard.
    Rowlf stemmte sich mühsam hoch, tastete mit den Fingerspitzen über sein geschwollenes Gesicht und stöhnte leise. Blut lief aus seiner aufgeplatzten Lippe.
    »Schnell«, sagte Howard. »Er kann sie nicht mehr lange halten.«
    Rowlf stöhnte erneut, taumelte unsicher zum Bett hinüber und versuchte nach Sallys strampelnden Beinen zu greifen. Sally kreischte, warf sich mit einer kraftvollen Bewegung herum und trat ihm in den Bauch. Rowlf sank mit einem keuchenden Laut in die Knie, verzog das Gesicht und umklammerte blitzschnell mit beiden Händen ihre Fußgelenke, während Sean gleichzeitig versuchte Sallys Arme niederzuhalten.
    Ich wollte ihnen helfen, aber Howard hielt mich zurück. »Nicht«, sagte er. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Was … mein Gott, was … was …«, wimmerte Miss Winden.
    Howard warf ihr einen fast beschwörenden Blick zu. »Bitte, Miss Winden, vertrauen Sie uns«, sagte er hastig. »Dieses Wesen ist nicht mehr Ihre Tochter. Aber wir können ihr helfen. Sean, Rowlf – haltet sie fest!«
    Sean keuchte eine Antwort, presste Sallys Handgelenke fester gegen das Bett und versuchte gleichzeitig seinen Kopf so weit wie möglich nach hinten zu biegen, als sie nach ihm biss. Seine Stirn glänzte vor Schweiß und ich sah, wie sich die Muskeln an seinem Hals vor Anstrengung zu knotigen Stricken spannten. Auch Rowlf keuchte vor Anstrengung. Er und Sean waren vermutlich die beiden stärksten Männer, denen ich jemals begegnet war. Und trotzdem gelang es ihnen kaum die Besessene zu halten.
    Howard ergriff mich am Arm, blickte mich ernst an und nickte stumm. Ich begriff nicht, was er meinte. Vielleicht wollte ich es auch nicht begreifen.
    »Geh«, sagte er leise.
    Sally begann zu toben. Ihr Körper bog sich durch wie eine Stahlfeder, die bis zum Zerreißen angespannt wird. Ich spürte ihren Hass wie einen Schlag. Langsam ging ich auf das Bett zu und Sallys Schreie wurden gellender, je weiter ich mich näherte. Ihre Augen loderten.
    Und plötzlich hörte sie auf sich zu wehren. Ihr Widerstand erlahmte von einer Sekunde auf die andere und ich fühlte, wie der Hass, der mir bisher wie eine unsichtbare Pranke entgegengeschlagen war, von einer Sekunde auf die andere in unbeschreibliche Furcht umschlug.
    »Mutter«, wimmerte sie. »Hilf mir. Schick ihn fort! Hilf mir. Er will mir weh tun!«
    Hinter mir stieß ihre

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