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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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über ihn, dachte ich. Entschieden zu wenig im Grunde, um uns seiner Führung in eine Gegend wie diese anzuvertrauen.
    »Er spricht nicht wie jemand von hier«, sagte ich zögernd. »Aber das besagt nichts. Schließlich ist er uns keine Rechenschaft schuldig.«
    »Das nicht.« Howard drehte sich herum und musterte das Haus, in dem Sean verschwunden war, mit einem langen, nachdenklichen Blick. »Ich frage mich nur, warum er uns hilft. Wenn die Stimmung hier in Durness wirklich so gespannt ist, wie er behauptet, dann wird er sich eine Menge Ärger einhandeln.«
    »Wenn man so aussieht wie er, kann man sich den vermutlich leisten«, sagte ich.
    »Blödsinn«, knurrte Rowlf. »H.P. hat vollkommn Recht. Mittem Kerl stimmt was nich. Un ich krieg raus was.«
    »Mach keinen Unsinn, Rowlf«, sagte Howard warnend. »Sean ist nicht unser Feind.«
    Rowlf grunzte und wies mit einer zur Faust geballten Pranke auf das Haus. »Un wennsne Falle is?«, fragte er.
    »Davor hätte uns Robert gewarnt«, behauptete Howard. »Oder?«
    Ich beeilte mich zu nicken, obwohl ich mir meiner Sache plötzlich gar nicht mehr so sicher war. Natürlich hätte ich gemerkt, wenn Sean uns belogen hätte – aber dass er nicht unser Feind war, bewies noch lange nicht, dass er damit automatisch zu unserem Freund wurde.
    Seans Rückkehr beendete die Diskussion. Hinter dem schmalen, gesprungenen Fensterchen in der Tür erschien ein flackerndes Licht, dann wurde die Tür geöffnet und Seans breitschultrige Gestalt trat zu uns auf den Gehsteig heraus. In der Hand hielt er jetzt eine Kerze, deren Flamme er mit der Hand gegen den Wind abschirmte. Das rotgelbe Licht beleuchtete sein Gesicht von unten und gab ihm ein fast unheimliches Aussehen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Howard.
    Sean nickte. »Ich habe mit Miss Winden gesprochen«, sagte er, so leise, als befürchte er, dass seine Worte von irgendjemandem innen im Haus belauscht werden könnten. »Sie können ihre Tochter sehen. Ich habe ihr erzählt, dass Sie ein Wissenschaftler aus London sind, der zufällig auf der Durchreise ist, also bleiben Sie dabei.«
    Howard nickte und wollte an ihm vorbei ins Haus gehen, aber Sean hielt ihn mit einem raschen Griff am Arm zurück. »Noch was, Phillips«, sagte er. »Machen Sie ihr keine falschen Hoffnungen, nur um sie zu trösten.«
    Howard streifte seine Hand ab und wollte antworten, aber Sean wandte sich bereits um und verschwand ohne ein weiteres Wort im Haus. Er hatte gesagt, was er sagen wollte, und er schien sich hundertprozentig darauf zu verlassen, dass Howard die Warnung, die unausgesprochen in seinen Worten mitgeschwungen hatte, verstand. Mein Respekt vor dem dunkelhaarigen Riesen wuchs. Und mein Misstrauen. Dieser Mann war alles andere als ein Hafenarbeiter.
    Hintereinander folgten wir Sean ins Haus. Der Flur war dunkel und feucht und in der Luft hing ein muffiger Geruch, vermischt mit Kälte, die durch die dünnen Wände hereingekrochen war und sich im Mauerwerk festgekrallt hatte. Eine Treppe führte ins Obergeschoss hinauf, so schmal, dass wir hintereinander gehen mussten, und so verrottet, dass ich mich hütete, mich auf das schmutzstarrende Geländer zu stützen. Das Licht der Kerze in Seans Händen warf flackernde Schatten gegen die Wände und die Decke, und die sonderbar dumpfe Akustik des Treppenhauses ließ das Geräusch unserer Schritte und das Knarren der ausgetretenen Stufen zu einem Wispern und Flüstern werden, das mich schaudern ließ.
    Und noch etwas war seltsam: Mit jeder Stufe, die ich nahm, fiel es mir schwerer weiter zu gehen. Es war kein wirklicher Widerstand, keine unsichtbare Kraft, die mich zurückhielt, sondern ein Gefühl, als sträube sich etwas in meinem Inneren. Das Haus war unheimlich. Das Haus oder etwas in ihm. Es war nicht leer. Und es war kein Gebäude, das nur von Menschen bewohnt war. Ich hatte ein Gefühl wie dieses schon einmal verspürt; ich wusste nur nicht, wo und wann. Aber ich wusste, dass es noch nicht lange her war …
    Sean öffnete eine schmale Tür am oberen Ende der Treppe und macht eine stumme, einladende Geste. Es kostete mich unendliche Überwindung, hinter ihm und Howard in den dahinter liegenden Raum zu treten.
    Eine Petroleumlampe verbreitete trübes gelbes Licht und ließ unsere Gestalten bizarre Schatten gegen die Wände werfen. Das Zimmer war klein und so heruntergekommen wie das ganze Haus und es war – wie ich auf den zweiten Blick erkannte – nicht nur ein Zimmer, sondern die ganze Wohnung.

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