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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rüschenhemd ab und griff stattdessen nach einem wärmenden Pullover. »Wie meinst du das?«
    »Gestern Abend, als wir zurückgingen«, sagte Howard. »Oben in Miss Windens Wohnung dachte ich, er würde aus Rücksicht auf sie und ihre Tochter schweigen. Aber er hat auch auf dem Rückweg nichts gefragt.«
    »Aber ihr habt euch doch unterhalten.«
    Howard winkte ab. »Über alles mögliche, nur nicht über das Mädchen, Robert. Es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren … oder«, fügte er nach einem Moment des Überlegens und mit veränderter Betonung hinzu, »er wusste Bescheid.«
    »Ist dir aufgefallen, wie er kämpft?«, fragte ich.
    Howard blinzelte. »Was?«
    »Als er mit Sally gerungen hat«, fuhr ich fort. »Ich habe ihn genau beobachtet, Howard. Wenn ich jemals einen Menschen gesehen habe, der eine Nahkampfausbildung hinter sich hat, dann Sean.«
    Howard schwieg einen Moment, dann seufzte er und griff nach seinem Mantel. »Beeil dich, Robert«, sagte er. »Wir finden schon heraus, was mit ihm nicht stimmt. Im Moment steht er jedenfalls auf unserer Seite.«
    »Hoffentlich«, murmelte ich. Howard zog es vor darauf gar nicht zu antworten, sondern sah schweigend und mit wachsender Ungeduld zu, wie ich mich anzog.
    Ohne ein weiteres Wort verließen wir das Boot. Rowlf erwartete uns auf dem Kai, wie Howard und ich, in einen dicken, pelzbesetzten Mantel gehüllt, der ihn noch massiger erscheinen ließ, als er ohnehin war.
    »Sean?«, fragte Howard knapp.
    Rowlf deutete mit einem behandschuhten Finger auf eine Anzahl niedriger Lagerschuppen, die sich wenige hundert Schritte entfernt unter dem strömenden Regen duckten. »Ist da hinter verschwunden«, sagte er. »Im mittleren Schuppen.«
    Wir gingen los. Der Regen war eisig, und trotz der dicken Winterkleidung zitterte ich bereits nach wenigen Schritten wieder vor Kälte. Wir gingen dicht beieinander und beeilten uns den gewundenen Weg hinauf zu gehen und uns den Lagerschuppen zu nähern. Sie lagen ein wenig abseits, wie mir auffiel, eigentlich schon zu weit vom Wasser entfernt, aber noch auf dem Hafengelände, und auf der Straße davor hatten sich Abfälle und Unrat und Schmutz gesammelt, die bewiesen, wie selten sie benutzt wurden.
    Mein Blick wanderte zur Stadt hinüber, während wir uns den Schuppen näherten. Es war ein sonderbares Bild, das sich mir bot: Durness wirkte grau und leblos und wie ausgestorben, kaum wie eine wirkliche Stadt, in der Menschen lebten, sondern wie eine billige Theaterkulisse, die sich hinter den schräg vom Wind gepeitschten Regenschleiern duckte. Natürlich wirkt keine Stadt anheimelnd bei einem Wetter wie diesen; das graue Licht der Dämmerung ließ die Konturen der Häuser weich und schwammig erscheinen und es schien keine Farben zu geben, sondern nur die unterschiedlichsten Grauschattierungen, und trotzdem war es mehr als die übliche Melancholie eines verregneten Wintermorgens. Es war, als ducke sich die Stadt unter dem tiefhängenden Himmel, und alles, was ich spürte, war ein dumpfes Gefühl der Furcht. Es war wie gestern Abend, als ich mich Sally näherte – ich spürte die Anwesenheit des Fremden und Bösen, nur nicht so intensiv wie gestern. Hastig vertrieb ich den Gedanken.
    Die Tür des mittleren Schuppens öffnete sich, als wir noch dreißig Schritte entfernt waren, und Sean trat auf die Straße hinaus und winkte. Wir gingen schneller; die letzten Meter legten wir beinahe im Laufschritt zurück, um aus der Kälte und dem Regen herauszukommen.
    Im Inneren des Schuppens war es so dunkel, dass ich im ersten Moment nichts als Schatten und flache, tiefenlose Umrisse sah. Die Luft roch nach fauligem Fisch und Abfällen und es war fast noch kälter als draußen, aber wenigstens waren wir aus dem Regen heraus.
    Sean deutete auf einen vielleicht zwanzigjährigen Mann, der ein Stück weit in die Schatten des Schuppens zurückgewichen war und Howard, Rowlf und mich reglos musterte. »Das ist er«, sagte er knapp.
    Howard nickte, nahm seinen Hut ab und trat dem Fremden einen Schritt entgegen. »Mister …?«
    »Blak«, sagte der Fremde. »Gordon Blak. Nennen Sie mich Gordon. Sie sind Phillips?«
    Howard nickte, tauschte einen raschen Blick mit Rowlf und trat Blak einen weiteren Schritt entgegen. Rowlf blieb auf ein stummes Kommando von Howard hin bei der Tür zurück und spähte durch einen Spalt in den morschen Brettern nach draußen, während Sean und ich Howard folgten.
    Ich besah mir diesen sonderbaren Mister Blak etwas

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