Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit
genauer, als wir näherkamen. Er war sehr groß, fast so groß wie Sean, aber was bei diesem durchtrainierte Muskeln waren, schien bei Blak aus Fett zu bestehen; sein Gesicht war schlaff und aufgedunsen und auf seiner Haut lag ein ungesunder Schimmer. Sein Blick flackerte, während er abwechselnd Sean, Howard und mich musterte. Er hatte Angst.
»Erzähl es ihm, Gordon«, sagte Sean. »Phillips ist in Ordnung.«
Blak zögerte noch immer. Seine Zungenspitze fuhr mit nervösen kleinen Bewegungen über seine Lippen und an seinem Hals zuckte ein Nerv.
»Es geht um einen Freund von Ihnen?«, fragte Howard freundlich, als Blak auch nach einer ganzen Weile noch nichts gesagt hatte. »Sean hat mir schon ein paar Stichworte genannt. Was ist los?«
Blak schluckte. »Es ist … Tremayn«, sagte er stockend. Der Blick mit dem er Sean musterte, war beinahe flehend. Aber Moore nickte nur und zauberte ein zuversichtliches Lächeln auf seine Züge.
»Wir haben dieses Buch gefunden und seitdem ist Tremayn verändert«, sagte Gordon. Jetzt, als er sich einmal überwunden hatte, sprudelten die Worte nur so aus ihm hervor, und er sprach so schnell, dass ich ihn kaum noch verstand. »Ich weiß nicht, was mit ihm ist, aber er ist anders geworden. Ich habe fast Angst vor ihm, seit er in diesem Buch liest. Er tut nichts anderes mehr, wissen Sie, und …«
Howard unterbrach seinen Redefluss mit einer raschen Handbewegung. »Immer der Reihe nach, Mister Blak«, sagte er. »Dieser Mister Tremayn ist ein Freund von Ihnen?«
»Nicht Mister Tremayn«, sagte Sean leise. »Tremayn ist sein Vorname.« Er lächelte, trat mit einem raschen Schritt neben Blak und legte die Hand auf seinen Unterarm. »Warum erzählst du nicht in aller Ruhe, was geschehen ist?«, fragte er. »Von Anfang an.«
Gordon nickte nervös, starrte einen Moment lang zu Boden und gab sich dann einen sichtlichen Ruck. »Es war vor zwei … vor drei Tagen«, begann er. »Wir hatten getrunken und wollten noch ein paar Schritte gehen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Und da haben wir die Spur gefunden.«
»Eine Spur?« Howard wurde hellhörig. »Was für eine Spur? Und wo?«
»Nicht sehr weit von hier«, sagte Gordon. »Gleich hinter der Kreuzung nach Bettyhill. Tremayn wollte ihr erst gar nicht nachgehen, aber ich wollte wissen, was da los war, und da hab ich ihn überredet und er ist mitgekommen.« Er begann wieder schneller zu sprechen, wie ein Mensch, der sich irgendetwas endlich von der Seele reden konnte, und diesmal unterbrach ihn Howard nicht, sondern hörte geduldig und schweigend zu. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich mit jedem Wort, das er hörte, aber er schwieg und warf mir nur von Zeit zu Zeit einen alarmierten oder besorgten Blick zu; vor allem, als Gordon den Dachboden und das Buch erwähnte, das sie bei dem Toten gefunden hatten. Erst als Gordon zum Ende gekommen war, brach er sein Schweigen wieder.
»Wo ist Ihr Freund jetzt?«, fragte er.
»Zu Hause«, antwortete Gordon. »Wir … haben ein gemeinsames Zimmer, um Geld für die Miete zu sparen, wissen Sie. Aber ich … ich war seit zwei Tagen kaum mehr da.«
»Und das Buch hat er bei sich?«
Gordon nickte heftig. »Er rührt sich nicht mehr von der Stelle, seit wir dieses verdammte Ding gefunden haben«, sagte er. »Er … er behauptet es lesen zu können. Dabei ist es nicht einmal richtig geschrieben.«
»Nicht einmal richtig geschrieben?« Howard runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit, Gordon?«
Blak druckste einen Moment herum. »Nur so«, murmelte er. »Es sind keine richtigen Buchstaben, wissen Sie. Es sind … irgendwelche Zeichen.«
»Irgendwelche Zeichen …« Howard überlegte einen Moment. Dann ging er plötzlich in die Hocke, nahm seinen Stock und zeichnete mit der Spitze ein paar scheinbar sinnlose Linien in den Staub auf dem Boden. »Sehen sie ungefähr so aus?«, fragte er.
Gordon beugte sich vor, musterte das Gekritzel einen Moment aus zusammengekniffenen Augen und nickte. »Ungefähr«, sagte er. »Wissen Sie, was … was sie bedeuten?«
Diesmal sah ich deutlich, wie Howard erbleichte. »Ich fürchte es«, murmelte er.
»Können Sie Tremayn helfen?«, fragte Gordon.
»Ich weiß es nicht«, sagte Howard. »Aber ich fürchte, Ihr Freund ist in großer Gefahr, Gordon. Bringen Sie uns zu ihm.«
Gordon fuhr sichtlich zusammen. »Ich … habe versprochen, niemandem etwas zu sagen«, murmelte er. »Er …«
»Ihr Freund ist in großer Gefahr, Gordon«, sagte Howard noch
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