Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
den Boden und in den unverputzten Wänden aus einfachen roten Ziegeln, die nur hier und da durch ein Heiligenbild oder eine hölzerne Statue aufgelockert wurden, waren nur wenige, kleine Fenster, sodass es hier drinnen selbst bei hellem Sonnenschein wahrscheinlich immer dunkel war. Wenigstens würde mich der Schatten hier drinnen nicht einholen können.
    Langsam drehte ich mich um. Ich war nicht allein, wie ich gehofft hatte. Am anderen Ende des Kirchenschiffes befand sich ein einfacher, niedriger Altar und davor, halb kniend, als hätte ich ihn im Gebet gestört, saß ein Mann und sah zu mir herüber. Einen Moment lang hielt ich seinem Blick stand, dann drehte ich mich rasch um, ging ein paar Schritte und ließ mich auf eine der unbequemen Bänke sinken. Draußen kam das Gewitter näher und die hallende Akustik der Kirche ließ die Donnerschläge lauter und drohender klingen, als sie waren. Ich stützte die Arme auf die Rückenlehne der Bank vor mir, blieb einen Moment mit geschlossenen Augen sitzen und versuchte den Sturm von Gefühlen und Gedanken in meinem Inneren niederzukämpfen. Dann griff ich – eigentlich ohne überhaupt zu wissen, warum – nach einem der zerlesenen Gebetsbücher, die überall auf den Bänken ausgelegt worden waren, schlug es wahllos auf und begann darin zu blättern. Nach einer Weile stand der Mann am Altar auf und ging zum Ausgang. Ich beachtete ihn nicht, sondern tat weiter so, als lese ich.
    »Mister Craven?«
    Ich sah auf. Der Mann hatte die Kirche nicht verlassen, sondern war näher gekommen und neben mir stehen geblieben; so leise, dass ich es nicht einmal bemerkt hatte. Sein Gesicht war in der unzureichenden Beleuchtung nicht zu erkennen, aber ich konnte sehen, dass er sehr groß und kräftig gebaut war, dazu etwa so alt wie ich, vielleicht etwas jünger. »Sie … kennen mich?«, fragte ich.
    Er nickte. »Warum sind Sie hierher gekommen, Mister Craven?«, fragte er leise. »Weil es eine Kirche ist?« Er lachte. In dem großen, stillen Raum bekam das Geräusch einen vollkommen neuen Klang. »Glauben Sie mir, es wird Ihnen nichts nützen, Mister Craven. Die Mächte, vor denen Sie fliehen, lassen sich nicht durch Kirchenmauern oder ein Kreuz zurückhalten.«
    Ich starrte ihn an. Ich war sicher, den Mann nie zuvor in meinem Leben gesehen zu haben. Dafür schien er mich um so besser zu kennen. Trotzdem schüttelte ich beinahe instinktiv den Kopf. »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht«, sagte ich, so ruhig ich konnte. »Was meinen Sie, Mister …?«
    »Mahoney«, antwortete der Fremde. »Floyd Mahoney. Und glauben Sie mir – Sie sind hier nicht sicher. Diese Kirche und ihre Symbole schützen Sie vielleicht vor Schwarzer Magie, vielleicht auch vor dem Teufel, falls es so etwas gibt. Aber die Mächte, gegen die Sie kämpfen, sind weder das eine noch das andere.« Er lächelte, nahm unaufgefordert neben mir Platz und machte eine Bewegung, die die gesamte Kirche einschloss. »Das alles hier, Robert, ist Glauben. Das Stein gewordene Wort Gottes, wie ein kluger Mann einmal gesagt hat. Die, gegen die Sie und Ihre Freunde kämpfen, haben nichts mit Gott oder dem Teufel zu schaffen, oder mit irgendwelchen Dämonen. Es sind Wesen wie wir, lebende Wesen, Robert. Aber sie stammen aus einer Zeit, die seit zwei Milliarden Jahren untergegangen ist, und ihre Hilfsmittel sind so fremdartig, dass sie uns vielleicht wie Magie vorkommen.«
    »Ich … ich verstehe …«
    »Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind, Robert«, unterbrach mich Mahoney. Seine Stimme klang zornig, aber nicht sehr. »Ich bin auf Ihrer Seite. Aber ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie sich nicht helfen lassen.«
    Sekundenlang starrte ich ihn unschlüssig an. Meine Finger spielten nervös mit den dünnen Pergamentseiten des Gebetsbuches und zerknitterten sie, aber das merkte ich in diesem Augenblick nicht einmal. Ich konnte Mahoneys Gesicht jetzt deutlicher erkennen: Es passte zu seinem Äußeren – breitflächig, nicht übermäßig intelligent, aber offen und von einer schwer in Worte zu fassenden Gutmütigkeit. »Sie … Sie wissen …«
    »Von den GROSSEN ALTEN und Ihnen, von Mister Lovecraft und Ihrem Vater?«, half Mahoney. Er lächelte. »Ja, das und eine Menge mehr. Aber jetzt ist nicht die Zeit, Ihnen alles zu erklären. Das ist eine lange Geschichte, wissen Sie?« Er lächelte noch ein bisschen breiter. »Aber ich bin Ihr Freund, Robert. Ich kann Ihnen helfen, hier heraus zu kommen.« Er wies zur Tür. »Es wäre

Weitere Kostenlose Bücher