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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als Tremayn ihn noch einmal zurückrief.
    »Du wirst doch niemandem etwas erzählen, Gordon«, sagte er lauernd.
    »Von dem Buch?« Gordon schüttelte hastig den Kopf. »Natürlich nicht. Es bleibt dabei – du bist krank und musst das Bett hüten. Keine Sorge. Ich verrate dich nicht.«
    Tremayn antwortete nicht, und Gordon beeilte sich den Raum zu verlassen und die Tür hinter sich zuzuziehen. Erst, als er wieder allein war, brach Tremayn das Schweigen.
    »Das würde ich dir auch nicht raten, mein Freund«, sagte er leise.
     
    Das Haus lag in der heruntergekommensten Gegend von Durness, einer der »Schmuddelecken«, die jede Stadt hat und die man normalerweise vor jedem Fremden zu verbergen versucht.
    Es gab hier keine Gaslaternen in den Straßen und hinter den meisten Fenstern brannte bereits jetzt kein Licht mehr, obgleich die Uhr nicht einmal neun zeigte. Es waren Straßen voller heruntergekommener Mietsbaracken und kleiner, wie schutzsuchend aneinander gedrängter Häuser, deren Fenster zum Teil mit Brettern vernagelt waren. Schmutz und Unrat lagen auf den Bürgersteigen und dem mit Schlaglöchern übersäten Kopfsteinpflaster der Straßen, und das einzige Leben, das uns begegnete, während wir unserem Führer folgten, waren eine Katze und ein paar Ratten, die uns aus kleinen tückischen Augen musterten und erst das Weite suchten, als Rowlf einen Stein auflas und nach ihnen warf; natürlich ohne zu treffen. Die Kälte schien hier intensiver und irgendwie beißender als unten am Hafen, und die Dunkelheit, die uns umgab, war von einer ganz anderen Qualität als die in der Stadt; nicht einfach nur die Abwesenheit von Licht, sondern ein schwarzer, undurchdringlicher Vorhang, hinter dem sich unsichere Bewegung und unheimliches schattiges Leben verbargen. Ich konnte mich eines bangen Gefühles von Furcht nicht erwehren, während wir dicht hinter Sean hergingen, und ein rascher Blick in die Gesichter von Rowlf und Howard sagte mir, dass es den beiden nicht anders erging. Dabei war es fast absurd – es war genau die Art von Gegend, in der ich aufgewachsen war und den größten Teil meines Lebens verbrachte hatte, bevor Roderick Andara kam und mich aus den Slums von New York holte, und ich hätte sie kennen sollen. Aber dies hier war anders. Selbst in den schlimmsten Gebieten der Bronx hatte ich die Gefahren gekannt, die mich umgaben. Hier kannte ich sie nicht. Aber ich spürte sie. Überdeutlich.
    Nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkam, blieb Sean endlich vor einem schmalen, zweigeschossigen Haus stehen und bedeutete uns mit Gesten ein Stück zurückzutreten. »Warten Sie hier«, sagte er im Flüsterton. »Es ist besser, wenn ich allein hineingehe. Ich will zuerst mit Miss Winden reden.«
    Howard sah sich demonstrativ nach beiden Seiten um, ehe er nickte. »Gut«, sagte er. »Aber beeilen Sie sich bitte.«
    Sean grinste, öffnete ohne ein weiteres Wort die Tür und verschwand im Haus. Seine Schritte polterten auf dem hölzernen Fußboden im Inneren und verklangen dann. Ich schauderte. Plötzlich fühlte ich mich allein gelassen, obwohl Rowlf und Howard noch immer bei mir waren. Der Biss der Kälte wurde schmerzhafter und die Dunkelheit schien sich wie ein lautloser Belagerungsring um uns zusammen zu ziehen.
    »Hoffentlich macht er voran«, murrte Rowlf und zog fröstelnd die Jacke enger um die Schultern. »Is kalt hier. Und nich grad ne hübsche Gegend.«
    Howard nickte, zog eine Zigarre aus der Brusttasche und steckte sie nach kurzem Zögern wieder zurück. »Was hältst du von ihm?«, fragte er.
    Es dauerte einen Moment, bis ich registrierte, dass die Frage mir galt. Ich war voll und ganz damit beschäftigt gewesen, in die wattige Schwärze ringsum zu starren und mir alle möglichen (und ein paar unmögliche) Monster auszudenken, die hinter der Wand aus Dunkelheit auf mich und die anderen lauerten. Mit einem fast verlegenen Lächeln drehte ich mich zu ihm herum und zuckte mit den Achseln. »Von Sean? Ich weiß nicht. Er ist …«
    »Jedenfalls kein normaler Fischer oder Landarbeiter, nicht wahr?« Howard lächelte. »Aber schließlich hat er auch nicht behauptet, eines von beiden zu sein.«
    Ich sah ihn verwirrt an, nickte dann aber. Howard hatte vollkommen Recht.
    Irgendwie hatten wir alle aus der Umgebung und den Umständen, unter denen wir Sean kennengelernt hatten, geschlossen, dass er irgendein Seemann oder Arbeiter aus Durness war. Aber er hatte niemals behauptet es zu sein. Eigentlich wussten wir sehr wenig

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