Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit
benommen.«
»Inwiefern?«, erkundigte sich Howard steif.
»Oh, es ist nicht gerade unauffällig, aus dem Hotel auszuziehen und in diesem Boot zu hausen, wissen Sie. Nicht bei einem Wetter, bei dem selbst wir froh sind, nicht auf See zu müssen.«
»Vielleicht ist uns das Geld ausgegangen«, sagte Howard.
Sean lachte leise. »Bestimmt. Deshalb bezahlt Ihr Diener auch Ihre Lebensmittel mit Hundert-Pfund-Noten, nicht wahr?« Er lehnte sich zurück, sah Howard, Rowlf und mich der Reihe nach abschätzend an und schüttelte noch einmal den Kopf. »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte er. »Mir persönlich ist egal, wer Sie sind und was Sie hier wollen. Aber es sind ein paar mysteriöse Dinge passiert, seit Sie drei aufgetaucht sind.«
Howard nickte, setzte zu einer Antwort an, schwieg aber, als der Wirt kam und vier frische – und diesmal randvolle – Gläser mit Ale brachte. Erst als er wieder außer Hörweite war, wandte er sich wieder an Sean.
»Was sind das für mysteriöse Dinge, Sean?«, sagte er. »Nehmen Sie einfach an, wir wüssten es wirklich nicht.«
Sean schwieg einen Moment. Dann zuckte er mit den Achseln. »Meinetwegen«, sagte er. »Es ist Ihre Zeit, die Sie vertun, nicht meine. Außerdem nehme ich das ganze sowieso nicht ernst.«
»Erzählen Sie es trotzdem«, sagte Howard. »Bitte.«
Sean nippte an seinem Bier, legte die Hände flach rechts und links neben sein Glas und ballte sie zu Fäusten. »Nichts Bestimmtes«, begann er. »Man hört halt dies und jenes, wissen Sie?« Er lächelte, und plötzlich schien er mir nervös. Ich spürte, dass er schon bedauerte, sich überhaupt mit uns eingelassen zu haben. Es war ihm sichtlich unangenehm, über dieses Thema zu reden. »Es geschehen komische Sachen.« Er lachte nervös. »Gestern hat einer der Fischer allen Ernstes behauptet, seine Frau gesehen zu haben.«
»Und was ist daran komisch?«, fragte ich.
Sean grinste mich an. »Nichts«, sagte er. »Außer, dass sie vor drei Jahren gestorben ist.«
Es gelang Howard nicht ganz sein Erschrecken zu verbergen, und auch ich spürte einen raschen, eisigen Schauer. Aber ich gab mir Mühe mir nichts anmerken zu lassen, und brachte sogar so etwas wie ein ungläubiges Lächeln zustande. »Und das ist alles?«
Sean verneinte. »Manche behaupten, nachts irgendwelche Gestalten durch die Straßen schleichen zu sehen«, sagte er. Diesmal erschrak ich wirklich. Ich dachte an Nebel und wogende Schatten, die sich dahinter verbargen und mit ihm verschwanden.
»Manchmal«, fuhr Sean fort, »hört man Geräusche vom Meer her und ein paar von den Jungs, die weiter draußen waren, behaupten, einen riesigen Fisch gesehen zu haben. Gestern morgen haben die Kirchenglocken geläutet.«
»Und?«, machte Rowlf.
»Nichts und«, erwiderte Sean trocken. »Wir haben keine Glocken in der Kirche, das ist alles. Und ein paar Leute sind krank geworden.«
»Krank?« Howard setzte sich kerzengerade auf und warf dabei fast ein Bier um.
Sean nickte. Wenn ihm Howards Erschrecken auffiel, dann überspielte er es meisterhaft. »Ganz plötzlich«, sagte er. »Nicht viele – drei oder vier, soweit ich weiß. Aber der Arzt ist ziemlich hilflos. Und noch ein paar komische Sachen.« Plötzlich lächelte er wieder. »Aber wahrscheinlich ist die Hälfte davon nicht wahr und die andere maßlos übertrieben.«
»Das reicht ja auch schon«, murmelte Howard. Seine Worte galten nicht Sean, aber sie waren laut genug gesprochen, dass er sie verstand und ihn mit neu erwachtem Misstrauen ansah.
»Wie meinen Sie das?«, fragte er.
Howard winkte rasch ab. »Oh, nichts«, sagte er. »Ich habe nur … laut gedacht, das war alles. Jedenfalls haben Sie uns sehr geholfen mit Ihren Informationen.«
»Es sind auch noch ein paar Leute verschwunden«, fügte Sean hinzu. Irgendetwas an der Art, in der er die Worte aussprach, störte mich. Aber ich wusste nicht, was.
»So?«, machte Howard. »Und wer?«
»Oh, niemand Besonderes. Ein paar Rumtreiber aus der Stadt, die öfter mal für ein paar Tage weg sind, auf Sauftour oder sonstwas. Aber die Leute reden eben und sie erzählen sich, dass Sie einer der letzten waren, mit denen Bensen gesehen worden ist.«
»Bensen? Ist das der Mann, der verschwunden ist?«
Sean nickte. »Er und zwei seiner Kumpane. Wie gesagt – sie sind schon mehrmals für eine Weile untergetaucht, aber so angespannt, wie die Atmosphäre hier in Durness ist, würde es mich nicht wundern, wenn man Sie mit ihrem Verschwinden in
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