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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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versuchte den Hieb abzufangen. Die Axt traf nur ihren Arm, nicht ihren Schädel, aber der Schlag war gewaltig genug, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und die Treppe hinabstürzen zu lassen. Aber nur, um sich sofort wieder aufzurichten und ein zweites Mal die Treppe hinaufzusteigen …
    Ich schwang meine Axt und erwartete SIE, aber das bizarre Wesen schien aus seinem Fehler gelernt zu haben. Kurz bevor es mich erreichte, blieb es stehen, riss mit einer spielerisch erscheinenden Bewegung ein Stück des Treppengeländers ab und begann es vor sich auf und ab zu bewegen. Wenn ich versuchte, es ein zweites Mal mit dem Beil zu treffen, würde es mir die Axt einfach aus den Händen schlagen.
    Schritt für Schritt wich ich auf den Speicher zurück. Durch das zerborstene Dach sickerten stauberfüllte Streifen grauen Lichtes herein, sodass ich meine Umgebung wenigstens in Umrissen wahrnehmen konnte. Was ich sah, war auf jeden Fall genug, meine Verzweiflung noch mehr zu schüren. Ich war gefangen. Es gab keinen Ausgang aus dem Raum. Die Holzkreatur bewegte sich nicht ganz so schnell wie ein Mensch, aber im Gegensatz zu mir kannte sie keine Erschöpfung und auf Dauer konnte ich ihr nicht davonlaufen.
    Hinter dem Monster hüpfte flackernder Lichtschein die Treppe herauf, dann erschien Howard und hinter ihm McMudock und Rowlf, beide mit Äxten und brennenden Holzscheiten bewaffnet, unter der Tür.
    »Robert!«, rief Howard. »Geh aus dem Weg – wir versuchen ihn zu verbrennen!«
    Als hätte das Ungeheuer die Worte verstanden, wirbelte es herum und schlug mit seinen Krallen nach den neu aufgetauchten Angreifern. Howard wich mit einem blitzschnellen Satz zur Seite und machte eine Bewegung mit der Linken, die mir im ersten Moment fast sinnlos erschien, und gleichzeitig sprangen Rowlf und McMudock – in einer Bewegung, die so perfekt war, als hätten sie sie geübt – gleichzeitig nach vorne und stießen mit ihren brennenden Scheiten nach der gewaltigen Kreatur.
    Das Monster verwandelte sich mit einem einzigen krachenden Schlag in eine Fackel. Grellweiße Flammen züngelten aus dem Holz und kleine glühende Spritzer setzten die morschen Dielenbretter rings um es herum in Brand. Howard hatte es mit Petroleum übergossen!
    Das Ungeheuer brüllte. Flammen hüllten die Kreatur ein, leckten gierig nach den Dachsparren und -balken und tauchten den Raum in wabernde Hitze und zuckende blutigrote Lichtreflexe. Das Monstrum wandte sich um, schlug einen Moment hilflos mit seinen brennenden Armen in die Luft – und wankte weiter auf mich zu.
    Und die Flammen erloschen.
    Es ging ganz schnell. Die Flammen wurden kleiner, brannten nicht mehr weiß, sondern rot, sackten, als wäre ihnen plötzlich der Sauerstoff entzogen worden, in sich zusammen und erloschen in wenigen Sekunden ganz. Der Leib des hölzernen Giganten schwelte wie ein Stück Holzkohle.
    Der Anblick lähmte mich vollends. Starr vor Schrecken und unfähig, mich von der Stelle zu rühren, stand ich da, starrte dem heranwankenden Monster entgegen und versuchte vergeblich zu begreifen, was sich da vor meinen Augen abspielte.
    Als ich endlich aus meiner Erstarrung erwachte, war es zu spät. Das Ungeheuer war heran und seine mächtigen, schwelenden Klauen näherten sich meiner Kehle. Ich schrie auf, taumelte zurück und prallte schmerzhaft gegen die Kante des Schreibtisches.
    Der plötzliche Ruck brachte mich aus dem Gleichgewicht. Ich stolperte, versuchte meinen Sturz instinktiv abzufangen und stürzte der Länge nach auf den Tisch. Die Erschütterung pflanzte sich als dumpfe Vibration durch das Möbelstück fort und ließ den Stuhl dahinter wanken.
    Ihn – und den Leichnam, der darauf saß.
    Es geschah alles gleichzeitig.
    Ich versuchte mich zur Seite zu rollen, um den Klauen des Brennan-Monsters zu entgehen. Der Stuhl mit dem Leichnam kippte um. Die Kreatur grabschte mit ihrer fürchterlichen Kralle nach meinem Gesicht.
    Aber sie traf nicht mich, sondern den Toten.
    Für eine endlose Sekunde schien die Zeit stillzustehen. Das Holzmonster zitterte. Sein grotesker Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei, aber nicht der geringste Laut kam über seine schrundigen Lippen.
    Dann, ganz langsam und widerwillig, als wehre es sich selbst jetzt noch gegen sein Schicksal, kippte es zur Seite. Als es auf dem Boden aufschlug, waren seine Glieder starr und steif; es hörte sich an, als stürze ein Baum.
    Und mir schwanden zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit die Sinne.
     
    Jemand schlug

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