Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
gepresst, liegen, kleine, wimmernde Schmerzlaute ausstoßend.
    Mein Blick richtete sich ungläubig auf das Messer in Howards Hand. Ich sah erst jetzt, dass auf der Klinge winzige Tröpfchen einer grauen, schleimigen Masse glitzerten …
    »Der … der Shoggote …«, murmelte ich. »Howard, das ist die Rettung. Das Zeug stirbt, wenn es mit ihm in Berührung kommt!«
    Howard nickte. Sein Gesicht war schneeweiß geworden. Aber er kam nicht dazu zu antworten. Ein weiterer, gellender Schreckensschrei erscholl von der Tür her, und als ich aufblickte, sah ich, wie Miss Winden wie von einem Fausthieb getroffen zurücktaumelte. Hinter ihr, dort, wo die obersten Stufen der zerborstenen Treppe gewesen waren, erschien ein Wald zitternder, schwarzbrauner Fühler …
    »Es kriecht die Wände herauf!«, brüllte McMudock. »Um Gottes willen – es kommt herauf!«
    Howard fluchte, sprang auf die Füße und zerrte mich hinter sich her. Unter der Tür erschien ein gewaltiger Klumpen zitternder, kriechender Schwärze. Dünne, pulsierende Stränge griffen wie zuckende Nervenfäden auf den Dachboden hinauf, krallten sich in den morschen Brettern fest und bildeten die Verankerung für andere, nachfolgende. Howard zog mich herum und deutete auf den Schreibtisch.
    »Hilf mir!«, befahl er.
    Ich zögerte. Ich wusste, dass es unsere einzige Chance war, aber der Gedanke, die ekelhafte, bereits in Verwesung übergegangene grauglitzernde Masse mit den Händen berühren zu müssen, war mir unerträglich.
    »Robert!«, flehte Howard. »Wir müssen es riskieren! Aber ich schaffe es nicht allein! Bitte!«
    Ich schloss die Augen, versuchte das Gefühl des Ekels, das aus meinem Magen emporstieg und meinen Mund mit bitterer Galle und dem Geschmack von Erbrochenem füllte, zu ignorieren – und griff mit beiden Händen zu.
    Es war das Ekelhafteste, was ich jemals zuvor erlebt hatte. Meine Hände schienen in der schleimigen Masse zu versinken wie in feuchtem, klebrigem Sirup, dann spürte ich körnigen, harten Widerstand und packte zu.
    Schwarze Wurzelfinger griffen nach unseren Beinen und versuchten, sich um unsere Knöchel zu ringeln, als wir den toten Shoggoten zur Treppe schleiften. Das Protoplasmawesen schien sich unter unseren Händen aufzulösen; große Teile lösten sich zäh wie klumpiges, halb geronnenes Pech aus der Masse und fielen mit widerlichem Klatschen zu Boden und wo sie die Pflanzenmasse berührten, begann diese zu zerfallen; unheimlich schnell und lautlos. Es war wie eine Welle der Vernichtung, die uns begleitete und vorauseilte. Als wir die Tür erreichten, war unter unseren Füßen schon nichts mehr als graubrauner Schlamm und Staub.
    Noch einmal raffte ich alle Kraft zusammen, die mir geblieben war, und schleuderte den Protoplasmaklumpen in die Tiefe, hinein in die wogende, zitternde Pflanzenmasse, die den Raum unter uns wie eine meterhohe Decke ausfüllte.
    Der Erfolg trat fast augenblicklich ein. Die schwarze Wurzelmasse begann zu zucken. Rauch und Staub stiegen auf, als würde sie von lautlosen Explosionen zerrissen, und plötzlich gewahrte ich überall große, fransige Löcher wie von Säure, die sich mit tödlicher Wucht in die zitternde Masse hineinfraß.
    Ich sah nicht mehr, wie sich der lautlose Angreifer in weniger als einer Minute in graubraunen Staub verwandelte, sondern kniete neben Howard vor der Tür und übergab mich würgend und immer und immer wieder.
     
    Der Tod kam so lautlos, wie sich die Kreatur unter dem Wald ausgebreitet hatte. Sie spürte das nahende Unheil und versuchte darauf zu reagieren, aber ihr Körper war zu weit verteilt, das Netz zu gewaltig und die Falle zu perfekt, um sie in der Kürze der verbliebenen Zeit entwirren zu können. Der pulsierende, aufgedunsene Balg in der Höhle tief unter dem Waldboden wuchs, im gleichen Maße, in dem sich ihre Fühler aus Pflanzen und Wurzeln und Bäumen, deren Struktur sie durchdrungen und für eine kurze Zeit in etwas anderes, Widernatürliches verwandelt hatte, zurückzogen, aber der lautlose Tod raste zehnmal schneller heran, als die Plasmamasse durch die millionenfach verästelten Kanäle zurückfließen konnte.
    Es ging ganz schnell. Der Körper des DINGS begann sich grau zu färben, zuckte noch einmal – und zerfiel.
    Weit, weit draußen unter dem Meer begann sich ein titanischer Schatten zu bewegen. Er hatte gewartet und beobachtet und er registrierte die Niederlage seiner Kreatur mit der Gleichmütigkeit einer Maschine. Zeit bedeutete ihm nichts und

Weitere Kostenlose Bücher