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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und am Gürtel und zog mich vorsichtig nach hinten. Mit einem Mal verschwamm die Welt vor meinen Augen. Tränen liefen mir über die Wangen und machten mich für einige Sekunden blind. Als ich wieder sehen konnte, erschrak ich trotz der Warnung des Fremden.
    Ich löste mich aus mir selbst heraus. Während ich doch spürte, wie ich langsam nach hinten gezogen wurde, blieb mein Körper genau dort liegen, wo mich Yaccurs Fußtritt hingefegt hatte. Ich starrte entsetzt auf meinen Rücken, schaute dann an mir selbst herab und erschrak noch mehr. Wo eigentlich mein Körper und meine Beine hatten sein müssen, sah ich leere Luft.
    »Sie können mir jetzt gratulieren, Robert Craven«, raunte mir der Fremde zu. »Auch dieses verdammte Labyrinth war nicht in der Lage, die magischen Kräfte eines Magnus Morjaerd völlig zu zerstören!«
    Als ich diesen Namen hörte, zuckte ich zum dritten Mal zusammen. Ich kannte diesen Mann! Erregt wollte ich mich herumwälzen, doch der Fremde drückte mich zurück.
    »Nicht so heftig, Craven. Lassen Sie mich Ihnen erst die Fesseln lösen!«, flüsterte er und nestelte an meinen Handgelenken herum. Ich konnte in meiner Aufregung nicht warten, bis er fertig war, sondern drehte den Kopf so weit wie möglich nach hinten.
    »Sind Sie wirklich Magnus Morjaerd, der bekannte Okkultist aus Kopenhagen?«, fragte ich den Unsichtbaren.
    »Natürlich«, antwortete er. Seine Stimme klang beleidigt.
    Eindeutig.
     
    Als wir durch die hinter einem Vorhang verborgene Tapetentür glitten, schälte sich die Gestalt meines Retters so abrupt aus dem Nichts, dass ich im ersten Moment zurückprallte. Es war fast so, als ob wir die Grenze zu einem Reich der Unsichtbarkeit hinter uns gelassen hätten. Die versteckte Tapetentür war nicht nur eine von zahllosen Türen in diesem unübersehbaren Labyrinth, sondern eine Tür zurück in die Wirklichkeit – oder zumindest ein Stück näher heran an die Wirklichkeit und die Welt, die ich kannte und in der ich aufgewachsen war, denn auch ich nahm wieder Gestalt an.
    Mein Begleiter schloss die Tür zum Spiegelsaal mit einem zufriedenen Schnaufen, drehte sich zu mir herum und reichte mir die Hand. Sie war so kalt wie alles Lebendige, was ich in diesem Labyrinth schon berührt hatte. Er bemerkte mein Zurückweichen und sein Blick wurde finster. Dennoch begrüßte er mich mit einer gewissen, wenn auch distanzierten Freundlichkeit.
    »Ich freue mich sehr, Sie zu sehen, Mister Craven. Willkommen in diesem Labyrinth des Wahnsinns!« Er lächelte bei diesen Worten, aber in seinen Augen stand eine Kälte, die mir sagte, dass sie mehr waren als eine Floskel.
    Obwohl er einen mit allen möglichen magischen Zeichen bestickten Talar trug, erkannte ich ihn doch sofort. Sein hageres Gesicht, das jetzt noch bleicher als früher wirkte, und das schüttere blonde Haar waren unverkennbar.
    Dieser Mann war Magnus Morjaerd, der bekannte Wissenschaftler und Sammler okkulter Schriften und Gegenstände. Persönlich hatte ich ihn niemals gesehen, aber Howard hatte von ihm erzählt und mir dabei Bilder gezeigt, die einmal in der Herald Tribune erschienen waren. Er war vor einigen Jahren in London aufgetaucht und hatte dabei auch Howard besucht, um mit ihm über seine neuesten Erkenntnisse zu diskutieren.
    Das Gespräch war für beide nicht sehr angenehm gewesen. Howard nannte ihn im Zorn einen üblen Scharlatan, während ich ihn nur für verschroben hielt; nach allem, was ich über ihn gehört hatte. Später hatte Howard ihn dann noch einmal im Palais der Lady Lyssonhall getroffen, wo er eine Seance leitete, zu der ihn die Gastgeberin als Medium eingeladen hatte.
    Ich konnte mich gut an die bissigen Bemerkungen Howards erinnern, was die Szene anging – er hatte von einem albernen Brimborium geredet …
    Kurz und gut, ich hielt verdammt wenig von Morjaerd. Aber ich stand nun einmal tief in seiner Schuld.
    »Mister Morjaerd, ich … stehe in Ihrer Schuld«, sagte ich dann auch, als ich mich wieder etwas gefasst hatte. Die Worte klangen ein wenig holperig, aber ich war noch immer nervös und durcheinander.
    Genau genommen war ich nicht dazu gekommen, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, seit ich in dieses – wie hatte Morjaerd es genannt? – Labyrinth des Wahnsinns gekommen war …
    »Das war nicht der Rede wert«, wehrte er weniger bescheiden als überheblich ab.
    Ich lächelte, sah demonstrativ an mir herab und starrte dann den skandinavischen Magier an. »Ich hoffe, Sie verzeihen mir die

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