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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich auf und nickte. Dann schüttelte ich den Kopf.
    »Aha«, machte Tornhill. »Und was heißt das jetzt?«
    »Ich bin … in Ordnung«, sagte ich. »Glaube ich.«
    Tornhills Blick verdüsterte sich. »Was sollte das?«, fragte er. »Warum wollen Sie nicht, dass ich durch diese Tür gehe? Es wäre besser, wenn Sie mir jetzt endlich die Wahrheit sagen würden – ich bekomme sie sowieso heraus. Ich werde nämlich ganz Scotland Yard auf dieses Haus und ganz besonders dieses Zimmer dort ansetzen, wenn es sein muss. Was ist dort drüben, Craven? Was ist dieses schwarze Zeug?«
    Ich wollte antworten, kam aber nicht dazu.
    Durch die offen stehende Tür der Uhr wehte ein unheimliches Geräusch heran. Im ersten Moment klang es wie das Heulen eines Wolfes, weit, weit entfernt und verzerrt vom Wind und der Leere. Aber dann wurde es schriller, bizarrer und fremdartiger, ein Laut, der nicht von dieser Welt war, ein unbeschreibliches wildes und feindseliges Kreischen, mit dem irgendetwas eine äonenalte Wut in die Welt hinausschrie.
    Tornhill erbleichte. Seine Augen weiteten sich und seine Lippen begannen zu zittern. Aber kein Laut entrang sich seiner Brust. Und dann drehte er sich mit starren, gezwungen wirkenden Bewegungen zur Standuhr herum.
    »Nicht!«, keuchte ich. »Gehen Sie nicht dorthin, Tornhill!«
    Aber wenn der Inspektor meine Worte überhaupt hörte, so reagierte er nicht darauf – oder konnte es nicht. Langsam, mit Schritten, die von einer gnadenlosen unsichtbaren Kraft gelenkt wurden, näherte er sich der Tür.
    Ich sprang hoch, warf mich auf ihn und zerrte ihn mit aller Gewalt zurück. Mein Blick fiel durch die Tür.
    Und was ich sah, ließ mich erstarren.
    Wände und Decke waren verschwunden und wo die Geheimbibliothek meines Vaters gewesen war, erstreckte sich jetzt wieder die Welt der GROSSEN ALTEN, eine Welt, die vor zweihundert Millionen Jahren untergegangen war. An einer Stelle, noch weit entfernt, zuckte und bebte der Boden wie die schrundige Haut eines gewaltigen, hässlichen Tieres. Die erstarrten schwarzen Wellen bewegten sich wie unter Schmerzen.
    Aber es war System in dieser Art der Bewegung. Es war kein wirkliches Erzittern, kein Beben dieser schwarzen lebenden Masse, nein, es war, als – krieche etwas dicht unter der Oberfläche des Bodens heran, langsam und mit schwerfälligen Bewegungen, aber zielstrebig und unaufhaltsam. Etwas Großes, Massiges, ungeheuer Starkes …
    »Mein Gott, Craven – was ist das?«
    Tornhills Hand krampfte sich so fest um meine Schulter, dass ich vor Schmerz aufschrie und seinen Arm beiseite schlug. Aber er starrte bloß weiter auf das grauenhafte Bild, das Zucken und Wogen des Bodens, und das schwarze Etwas, das dicht unter seiner Oberfläche auf uns zukroch.
    »Was ist das, Craven?«, wimmerte er. Jetzt schien er es zu sein, der am Rande des Wahnsinns entlangbalancierte.
    Die Wellen kamen näher. Ein dunkler, scheinbar formloser Körper arbeitete sich dicht jenseits der Tür zur Oberfläche empor und -
    Es war wie eine lautlose Explosion. Schwarzer Schlamm spritzte auf, mit Urgewalt auseinander gefetzt wie von einer Mörsergranate. Faustgroße Brocken der widerlichen schwarzen Masse schossen zu uns heraus, besudelten den Teppich oder klatschten gegen die Wände, schwarze Streifen wie zähes Blut hinter sich her ziehend.
    Etwas Großes, Formloses brach aus der zerfetzten Oberfläche des schwarzen Sumpfes, ein ungeheures Brüllen ausstoßend. Für einen Moment glaubte ich peitschende Krakenarme zu erkennen, eine verzerrte Fratze, beherrscht von einem fürchterlichen, zahnbewehrtem Papageienschnabel und einem einzelnen, blutig roten Auge, dann verging die Vision und das Ding war nichts als eine formlose schwarze Masse, groß wie ein Bär und wankend. Dünne, zuckende Fäden des schwarzen Sumpfes tropften von seinem Leib.
    Ich reagierte, ohne überhaupt zu wissen, was ich tat. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Tornhills Hand unter seinen Überrock fuhr und mit einer langläufigen Pistole wieder zum Vorschein kam.
    Ich wirbelte herum, warf mich mit meinem ganzen Körpergewicht gegen ihn. Der Revolver entlud sich dicht neben meinem rechten Ohr mit einem Knall, der mir die Trommelfelle zu zerfetzen schien, aber die Kugel fuhr harmlos über uns in die Decke. Tornhill und ich stürzten aneinander geklammert zu Boden.
    Als ich mich wieder aufrichtete, war das schwarze Ding halbwegs aus der Uhr herausgetreten. Es wankte. Große, an schwarzen Eiter erinnernde Brocken des Sumpfes

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