Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire
deinen Herrn«, sagte er. »Ich muss ihn sprechen.«
Der Krieger starrte ihn einen Moment unschlüssig an, dann wandte er sich um und verschwand mit raschen Schritten durch die Nebelwand.
Wenige Sekunden später kam er in Begleitung Necrons zurück. Hinter ihnen schoben sich zwei weitere Drachenkrieger durch die grauen Schwaden.
»Was wollen Sie?«, fragte Necron unwillig. »Ich habe keine Zeit, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
»Das glaube ich gerne«, antwortete Howard amüsiert. »Sie haben alle Hände voll zu tun, sich Cthulhu vom Halse zu halten, nicht wahr? So, wie ich ihn einschätze, wird er es Ihnen nachtragen, dass Sie seinen Befehl missachtet haben.«
»Was geht Sie das an?«, schnappte Necron.
»Nichts«, sagte Howard achselzuckend. »Ich dachte, wir könnten einen Handel abschließen.«
»Einen Handel?« Necrons gnadenlose Augen wurden schmal. »Was für einen Handel, Lovecraft?«
»Sie haben einen Fehler gemacht, Necron«, begann Howard. »Sie haben einen Befehl der GROSSEN ALTEN missachtet und Sie haben einen ihrer Pläne zum Scheitern gebracht, was vermutlich schlimmer ist.«
»Habe ich das?«
»Behandeln Sie mich nicht wie einen Narren«, sagte Howard zornig. »Robert ist noch am Leben. Ich weiß nicht ob er das wirklich Ihrer Eigenmächtigkeit zu verdanken hat, aber da der Charakter der GROSSEN ALTEN noch miserabler sein dürfte als der Ihre, wird Cthulhu Sie garantiert zum Sündenbock machen.«
Wieder blieb Necron ihm die Antwort schuldig, und Howard fuhr fort: »Sie wissen, dass es so ist. Vielleicht dauert es eine Zeit, bis er reagiert, aber wenn, wird seine Rache fürchterlich sein. Er wird Sie nicht einfach umbringen. Ich weiß nicht, was er tun wird, aber ihm fällt bestimmt etwas viel Amüsanteres ein – von seinem Standpunkt aus.«
»Was wollen Sie?«, fragte Necron. Seine Stimme war kalt wie Eis, aber in seinen Augen blitzte es.
»Ihnen einen Handel vorschlagen«, sagte Howard. »Ich helfe Ihnen, wenigstens noch ein paar Tage zu leben. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, Ihre sagenhafte Bergfestung zu erreichen und sich dort zu verbarrikadieren – das soll nicht meine Sorge sein. Jedenfalls werden Sie dieses Land lebend verlassen.«
»Und wie?«, fragte Necron lauernd.
Howard lächelte und schüttelte den Kopf. »So nicht, Necron. Erst meine Bedingung.«
»Sie haben keine Bedingungen zu stellen«, zischte Necron. »Aber bitte – sagen Sie, was Sie wollen.«
»Nichts, als dass Sie verschwinden«, antwortete Howard. »Sie gehen, nehmen Ihre Männer mit und lassen mich, Rowlf, van der Groot und das Mädchen frei. Und Sie lassen die Finger von Robert.«
»Mehr nicht?«, fragte Necron sarkastisch.
»Mehr nicht«, erwiderte Howard. »Überlegen Sie es sich, Necron. Die Dinge haben sich durch Ihre Eigenmächtigkeit geändert. Sie kamen, um Robert zu töten und sich des Buches zu bemächtigen, aber ihr Verrat an Cthulhu hat alles geändert. Wir sind jetzt Verbündete, ob es uns passt oder nicht. Wenn wir die GROSSEN ALTEN besiegen wollen, dann können wir das nur mit vereinten Kräften. Wenn es einer von uns allein versucht, wird er untergehen.«
»Sie unterschätzen mich, Lovecraft«, antwortete Necron hart. »Und Sie überschätzen sich. Aber gut – ich habe Ihre Forderung gehört. Was wollen Sie mir bieten?« Er kicherte. »Eine Schiffspassage über den Ärmelkanal?«
»Ein Tor«, antwortete Howard ruhig.
Diesmal vergingen Sekunden, ehe Necron antwortete. »Sie … wissen von den … Toren?«, fragte er zögernd.
Howard nickte. »Ja. Was glauben Sie, wie ich sonst so rasch von Arkham nach London kommen konnte, Necron? Ich weiß davon und ich weiß auch, dass Sie das Tor, durch welches Sie hierhergekommen sind, nicht mehr benutzen können. So, wie es im Moment aussieht, können Sie überhaupt keines der Ihnen bekannten Tore benutzen. Die Wege, die Sie gehen, werden ausnahmslos von den GROSSEN ALTEN beherrscht und überwacht. Sie würden geradewegs in Cthulhus Rachen marschieren, wenn Sie eines der Tore benutzen würden.«
»Und Sie -«
»Ich kenne ein Tor, das nicht ihrem Einfluss unterliegt«, sagte Howard. »Ich weiß, wo es ist und ich weiß, wie man es aktivieren kann. Seine Position gegen unsere und Roberts Freiheit.«
»Sie lügen!«, behauptete Necron.
Howard setzte sein sonnigstes Lächeln auf.
Der Alte starrte ihn eine endlose Sekunde lang an, dann ballte er die Fäuste und trat wütend einen Schritt auf ihn zu. »Sagen Sie, wo es ist!«, befahl er. »Sagen
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