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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und zogen ihre Säbel.
    Der Alte begann seinen restlichen Männern schnell und in einem unverständlichen arabischen Dialekt Anweisungen zu geben. Nacheinander entfernten sie sich. Ihre Schritte waren auf dem Parkettfußboden draußen in der Halle beinahe nicht zuhören.
    »Und jetzt -« Necron, wandte sich um und streckte fordernd die Hand in Howards Richtung. »- das Tor, Lovecraft!«
    Howard zögerte, wenn auch nur für eine Sekunde. Schließlich legte er den Kopf schräg, starrte an Necron vorbei ins Leere und flüsterte: »Es ist hier, Necron. Direkt hinter Ihnen.«
    Necron starrte ihn für die Dauer eines Lidzuckens misstrauisch an, dann drehte er sich mit einem Ruck herum und ging quer durch den verwüsteten Raum auf die gewaltige Standuhr in der Ecke zu. Seine Augen leuchteten auf.
    »Natürlich«, flüsterte er. »Ich muss blind gewesen sein, nicht von selbst darauf zu kommen. Auf diesem Wege muss Craven verschwunden sein und ich selbst habe die fremde Macht gespürt, als ich das erste Mal in diesem Zimmer war.« Er hob die Arme und streckte die Hände nach dem Uhrgehäuse aus, berührte es aber noch nicht, sondern drehte sich wieder zu Howard und van der Groot um.
    Howard starrte ihn finster an. »Was wollen Sie noch, Necron? Warum benutzen Sie es nicht und gehen endlich?«
    »Bald«, antwortete der Magier. »Nur noch ein wenig Geduld, Lovecraft. Dieser junge Narr ist bereits auf dem Weg hierher, um mir mein Eigentum zurückzugeben. Sobald ich es habe, gehe ich zurück.«
    Er lachte, hoch, schrill und triumphierend, wandte sich an den einzigen Haschischim, der zurückgeblieben war und unter der Tür Wache hielt, und sagte: »Bring das Mädchen. Wir wollen doch alle beisammen sein, wenn Craven erscheint, nicht wahr?«
    Seinen Worten folgte ein dünnes, boshaftes Kichern. Er warf einen triumphierenden Blick in Howards Richtung, schlug sich vor Vergnügen auf die Oberschenkel und eilte ohne ein weiteres Wort hinter dem Krieger her. Howard und van der Groot blieben allein zurück.
    »Der … der Kerl ist wahnsinnig, Howard«, murmelte der Holländer. »Das ist kein Mensch mehr, sondern ein Ungeheuer.« Er schluckte ein paarmal, versuchte sich zur Ruhe zu zwingen und fuhr dann, noch erregter als zuvor, fort: »Und Sie wollen ihm das Buch ausliefern? Sie sind genauso verrückt wie er. Glauben Sie im Ernst, dieser Irre wird sein Wort halten?«
    Seltsamerweise lächelte Howard. »Sollte ich das nicht?«
    »Nein, ganz und gar nicht!«, schnappte van der Groot. Howards Ruhe und Gelassenheit schien ihn zur Raserei zu treiben. »Wissen Sie, was er tun wird? Er wird Sie betrügen, Howard! Er wird Craven das Buch abnehmen und durch dieses Tor verschwinden!«
    »Ich weiß«, antwortete Howard gelassen. »Aber vielleicht ist es gerade das, was ich will.«
    Diesmal antwortete van der Groot nicht mehr. Aber seine Verwirrung stieg im gleichen Maße, in dem der zufriedene Ausdruck auf Howards Gesicht zunahm.
     
    In einer halben Stunde würde die Sonne aufgehen und das Grau der Dämmerung würde die schwarze Herrschaft der Nacht brechen. Aber noch lag Dunkelheit wie eine finstere Glocke über der Stadt, ließ die Umrisse der Häuser zu flachen schwarzen Schatten verblassen und verwandelte die Straßen in finstere Schluchten.
    Es war sehr kalt, und am Zenit des tief hängenden Himmels sammelten sich bereits wieder Wolken, um mit dem Beginn des neuen Tages eisigen Regen auf die Stadt herabregnen zu lassen.
    Ich war stehen geblieben, als das weite Oval des Ashton Place vor mir aufgetaucht war. Mein Herz jagte und trotz der Kälte war ich in Schweiß gebadet. Ich war gelaufen, quer durch die Stadt, immer auf Nebenstraßen oder schmalen Gassen, damit ich niemandem begegnete oder gar einer Polizeistreife auffiel. Der Weg vom Bahnhof bis zum Ashton Place war nicht sehr weit – zwei, allerhöchstens drei Meilen; eine kurze Fahrt in einer Kutsche und ein gemächlicher Spaziergang bei Tageslicht.
    Für mich war es ein verzweifeltes Wettrennen geworden und die drei Meilen hatten sich zu drei Ewigkeiten gedehnt.
    Länger als fünf Minuten blieb ich im Schatten des letzten Hauses stehen und beobachtete das weite, menschenleere Areal des Platzes. Jetzt, bei Nacht und verlassen, wirkte er wie ein stiller, bodenloser See, ein Loch in der Erde, in dem das Mondlicht versickerte. Ich wusste, dass es ein Trugbild war, nichts als Einbildung. Meine Nervenkraft war am Ende und meine Fantasie begann mir Dinge vorzugaukeln, die es nicht gab. Trotzdem

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