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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Ja. Und Sie werden uns dabei helfen, Craven. Ich gebe zu, dass ich nicht genau wusste, wie wir Necron und seine Killer ablenken können. Das werden Sie übernehmen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Das werden Sie nicht«, behauptete Tornhill. »Wenn Sie es nämlich tun, lasse ich meine Männer stürmen. Wir kriegen Necron auch so. Aber vielleicht bleibt ihm dann Zeit, ihre Verlobte und Howard zu töten.«
    Und in diesem Moment begriff ich, dass er verrückt war. Tornhill war wahnsinnig geworden. Das Wissen, das er von mir erhalten hatte, hatte seinen Verstand zerstört.
    Tornhill war ein Mann der Logik gewesen, Zeit seines Lebens, jemand, der nur glaubte, was er sah. Ich hatte ihn gezwungen sein Weltbild zu ändern, praktisch alles zu verleugnen, woran er jemals geglaubt hatte. Ich hatte ihm nicht nur die Augen geöffnet, ich hatte seine Welt zerstört, die Fundamente seines Lebens erschüttert. Und er hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich an dieses Wissen zu gewöhnen. Es war im Bruchteil von einer Sekunde über ihn hereingebrochen, wie eine schwarze brodelnde Flut, die seinen Verstand hinweggespült hatte. Tornhill war verrückt geworden, wahnsinnig auf eine gefährliche, stille Art.
    Und ich war schuld daran.
    »Tornhill«, begann ich, »Sie -«
    »Kein Wort mehr«, unterbrach er mich. »Wir haben schon viel zu viel Zeit mit Reden vergeudet. Gehen Sie!«
    Langsam wandte ich mich um, wechselte das Buch abermals in den anderen Arm und trat wieder ganz auf den Weg hinaus. Es war sinnlos, weiter mit Tornhill reden zu wollen.
    Die Tür wurde geöffnet, als ich noch vier oder fünf Schritte von der kurzen Steintreppe entfernt war. Flackerndes gelbes Licht fiel auf die Stufen und dann trat eine schlanke, in schwarzes Tuch gehüllte Gestalt aus der Tür.
    Der Anblick traf mich wie ein Hieb. Es war nicht das erste Mal, dass ich Necron erblickte. Es war der gleiche Mann, der mich in der Bibliothek überfallen hatte.
    Der gleiche, den ich erschossen zu haben glaubte.
    Der Mann, der verbrannt war.
    Den Rowlf aus zehn Metern Höhe aus dem Fenster geschleudert hatte.
    Ich hatte gesehen, wie sein Körper von den Flammen verzehrt wurde, hatte gehört, wie er auf dem harten Pflaster der Straße zerschmetterte.
    Aber er lebte. Er lebte!
    Necron schien meine Gedanken zu lesen, aber vermutlich standen sie auch deutlich auf meinem Gesicht geschrieben. Ich habe nie zu den Leuten gehört, die noch die Fassung behalten, wenn sie mit einem Toten reden.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Robert Craven«, sagte er. Seine Stimme klang unheimlich laut in der klaren Nachtluft. »Du bist also gekommen. Ich weiß nicht ob ich dich bewundern oder verachten soll.«
    »Wo ist Priscylla?«, fragte ich. »Sie haben gesagt -«
    »Nichts habe ich gesagt«, unterbrach mich Necron. »Aber das Mädchen ist hier und dein närrischer Freund auch. Gib mir das Buch.«
    Ich rührte mich nicht. »Sonst nichts?«, fragte ich. »Nur das Buch. Mich nicht?«
    Necron lachte leise. »Du bist klüger, als ich dachte, Craven. Aber ich will dich nicht. Ich gebe zu, dass ich an Rache dachte, zuerst. Aber du bist unwichtig. Nicht mehr als ein Werkzeug, das man nicht zerstört, wenn es sich noch einmal als wichtig erweisen könnte. Gib mir das Buch und ich bringe dich zu Howard und dem Mädchen.«
    Ich bewegte mich noch immer nicht.
    Necron stieß einen halblauten Fluch aus, ging zwei Schritte weit die Treppe herab und hob die Hand. Zwei schwarzgekleidete Gestalten tauchten hinter ihm auf und glitten an seine Seite.
    Ich schauderte.
    Ich hatte einen dieser Männer schon einmal gesehen, aber damals hatte ich noch nicht gewusst, wen ich vor mir hatte. Das waren nicht irgendwelche Krieger oder gedungene Mörder. Wenn dieser Mann wirklich Necron war, der legendäre Führer und Herr der Drachenburg, dann stand ich seiner Leibgarde gegenüber, den Drachenkriegern. Den gefürchtetsten und härtesten Einzelkämpfern, die es jemals auf der Welt gegeben hatte.
    Diese beiden Männer allein waren durchaus in der Lage, es mit Tornhills ganzer Spezialabteilung aufzunehmen.
    »Das Buch!«, befahl Necron.
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu und nahm den Band in beide Hände.
    Im gleichen Moment wurde die Nacht vom kalkweißen Lichtstrahl eines Karbidscheinwerfers zerrissen. Irgendwo krachte etwas, auf der Rückseite des Hauses fiel ein Schuss und hinter mir erschollen hastige, trappelnde Schritte.
    »Necron!«, dröhnte Tornhills Stimme, verstärkt durch ein Sprechrohr und

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