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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich, bevor sie mit hastigen Sprüngen und in wilder Panik davonstob.
    Für einen winzigen Moment hatte sie den Tod gespürt …
    Sekundenlang standen die drei hochgewachsenen Gestalten reglos am Ufer des Sees, lauschten auf das Rascheln der Blätter und das leise Murmeln des Wassers, dessen Oberfläche der Wind kräuselte.
    Dann verschwanden sie, in verschiedene Richtungen und beinahe so lautlos, wie sie aufgetaucht waren. Nur ihre Fußspuren blieben im feuchten Sand des schmalen Seeufers zurück.
    Aber selbst die würden bis zum Morgengrauen verschwunden sein …
     
    »Warum können wir das Tor nicht benutzen? Ich sehe keinen Grund, der mich daran hindern sollte, das gleiche zu tun wie Necron!«
    Howard zog missbilligend die Brauen zusammen, als er den vorwurfsvollen Unterton in meinen Worten gewahrte, nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre, griff umständlich nach seiner Tasse mit längst kalt gewordenem Kaffee und tat so, als tränke er. Seine übertrieben zur Schau gestellte Ruhe machte mich allmählich rasend. Wir saßen seit mehr als zwei Stunden in der Bibliothek beisammen und redeten; das heißt – ich redete und Howard hörte zu, runzelte dann und wann die Brauen oder schüttelte den Kopf und beschränkte seinen Beitrag an unserer Aussprache ansonsten auf ein gelegentliches »hm« oder »tztztz!«
    Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hatte. Wenn ich jemals einem Menschen begegnet war, der eine wahre Meisterschaft darin entwickelt hatte, auf konkrete Fragen keine Antworten zu geben, dann war es Howard.
    »Also? Warum nicht?«
    Howard lächelte, hob die Zigarre an die Lippen und blies eine übel riechende Qualmwolke in meine Richtung. »Weil es nicht geht«, sagte er schließlich.
    »Weil es … nicht geht?«, wiederholte ich. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wenn es so ist, sehe ich natürlich ein, dass du recht hast.«
    »Du brauchst überhaupt nicht zynisch zu werden, Robert«, sagte Howard kopfschüttelnd. »Reicht dir nicht, was du mit diesem Ding erlebt hast?«
    »Du hast es auch benutzt, zusammen mit Rowlf«, sagte ich ärgerlich.
    Howard schürzte wütend die Lippen. »Das war etwas anderes. Rowlf schwebte in Lebensgefahr; ich musste ihm beistehen. Und ich wusste selbst nicht, wie gefährlich es war. Hätte ich es gewusst, hätte ich mir meinen Entschluss zweimal überlegt. Verdammt, Robert – du hast selbst erlebt, was dieses Ding anrichten kann!«
    Diesmal antwortete ich nicht sofort, sondern blickte einen Moment stumm an ihm vorbei auf die monströse Standuhr, die wie ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit in einer Ecke der Bibliothek hockte.
    Genaugenommen war sie das ja auch: ein Überbleibsel aus einer Zeit, die untergegangen war, lange bevor es so etwas wie Leben auf diesem Planeten gegeben hatte. Leben in unserem Sinne …
    Ich versuchte den Gedanken abzuschütteln, aber es gelang mir nicht ganz. Wie immer, wenn ich an die Welt der GROSSEN ALTEN dachte, blieb eine Art dumpfer Benommenheit zurück; etwas wie ein schlechter Geschmack auf der Seele, der nur langsam verblasste.
    Obwohl fast anderthalb Wochen vergangen waren, seit Necron, der Alte vom Berge, durch das magische Tor entkommen war, das sich hinter der täuschend harmlos aussehenden Front der vermeintlichen Uhr verbarg, überlief mich ein eisiger Schauer.
    Im Grunde wusste ich sehr wohl, dass Howard Recht hatte. Einmal war ich mit knapper Not dem Verhängnis entgangen, das hinter der geschlossenen Tür der Uhr lauerte. Aber ich konnte schlecht darauf spekulieren, auch ein zweites Mal ein so unverschämtes Glück zu haben. Aber der Gedanke, tatenlos hier herumzusitzen, während die Zeit verstrich und Necron mit Priscylla weiß Gott wo war, war einfach unerträglich.
    »Necron hat es auch benutzt«, sagte ich störrisch. »Ich sehe nicht ein, warum -«
    »Wenn zwei das Gleiche tun, Robert«, sagte Howard in belehrendem Tonfall, »ist das noch lange nicht dasselbe.«
    Ich funkelte ihn an. Howard meinte es nur gut, das wusste ich genau, aber einem anderen, boshaften Teil meines Ichs erschien er im Moment als die ideale Zielscheibe für meine schlechte Laune.
    »Warum hast du Necron nicht auch mit einem Sprichwort empfangen?«, schnappte ich. »Zum Beispiel: Unrecht Gut gedeihet nicht? Ich bin sicher, er hätte sich entschuldigt und wäre gegangen.«
    »Kaum«, antwortete Howard trocken. »Er hätte ein Komma hinter das gedeihet gesetzt.« Er beugte sich vor und drückte seine Zigarre aus. »Necron ist ein

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