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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blitzende Punkte vor meinen Augen auftauchten. Trotzdem dauerte es endlose Sekunden, bis die Vision verblasste und mein Herz aufhörte, wie rasend zu schlagen.
    Ich wandte mich um, atmete ein paarmal erzwungen tief und langsam durch und versuchte jeden Gedanken an die GROSSEN ALTEN, an Necron und seine Drachenkrieger aus meinem Gehirn zu vertreiben.
    Als ich zu meinem Platz am Tisch zurückgehen wollte, fiel mein Blick auf einen kleinen Gegenstand unter Howards Stuhl. Neugierig bückte ich mich danach, hob ihn auf und erkannte einen abgegriffenen amerikanischen Pass. Howards Pass.
    Er musste ihm aus der Tasche gefallen sein, als er die Jacke ausgezogen und über den Stuhl gehängt hatte. Ich schüttelte den Kopf, öffnete sein Jackett und schob den Ausweis wieder in die Innentasche des schwarzen Rockes.
    Der Pass fiel durch die Tasche, die innen ausgerissen sein musste, glitt mit einem seidigen Schleifen bis an den unteren Saum der Jacke und fiel durch einen Riss im Futter erneut auf den Teppich.
    Jedenfalls sah es so aus. Das einzige, was diesen Eindruck störte, war die Tatsache, dass ich den Pass noch gar nicht losgelassen hatte, sondern noch immer zwischen Daumen und Zeigefinger hielt …
    Verwirrt zog ich die Hand wieder hervor, starrte einen Moment unschlüssig auf den zerknickten blauen Pass in meinen Fingern, dann auf den auf dem Teppich, hob ihn schließlich auf und drehte die beiden Pässe in den Händen.
    Es dauerte einen Moment, bis mir bewusst klar wurde, was meinem Unterbewusstschein schon im ersten Moment aufgefallen sein musste und worauf es mit einem lautlosen Alarmschrei in meinen Gedanken reagiert hatte. Etwas stimmte nicht mit diesen beiden Pässen.
    Und dann erkannte ich auch, was.
    Sie waren gleich.
    Sie ähnelten sich nicht bloß, wie es Pässe der gleichen Nationalität nun einmal tun, nein – sie waren gleich!
    Vollkommen identisch.
    Verblüfft starrte ich zehn, fünfzehn Sekunden lang auf die beiden blaugoldenen Dokumente in meinen Händen, dann trug ich sie zum Tisch, setzte mich und legte sie nebeneinander auf die Platte.
    Alles an diesen beiden Pässen stimmte überein – der zerfranste, an einen fünfarmigen Zwerg erinnernde Tintenklecks auf dem Einband, die abgeblätterten Stellen in seinem Golddruck, das Eselsohr in der rechten oberen Ecke; alles. Sie ähnelten sich wie zwei vollkommen identische Abgüsse aus ein und derselben Form.
    Wieder zögerte ich endlose Sekunden. Mein schlechtes Gewissen begann sich zu regen, als mir klar wurde, dass ich hier in Howards persönlichen Dingen herumschnüffelte, die mich absolut nichts angingen. Aber meine Neugier war stärker. Langsam klappte ich die Pässe in einer synchronen Bewegung auf, wie um ihre Gleichförmigkeit noch zu unterstreichen, und blickte mit immer stärker werdender Verwirrung auf die erste Seite.
    Die sonderbare Übereinstimmung setzte sich im Inneren der Pässe fort. Der amerikanische Weißkopfadler, der auf dem von Linien und Symbolen durchzogenen Spezialpapier prangte, hatte einen Schmutzfleck auf der rechten Schwinge – in beiden Pässen! –, hier war ein winziger, halb ausradierter Bleistiftstrich, dort eine Linie, an der das Papier geknickt und gebrochen war. Verwirrt blätterte ich weiter, sah die verschiedenen Stempel und Eintragungen durch und stellte auch hier fest, dass sie identisch waren, sowohl in Lage und Reihenfolge, als auch in Daten, Farbstärke und Anordnung.
    Dann schlug ich die Seite mit Howards persönlichen Daten auf. Meine Hände zögerten unmerklich, als wollten sie mich ein letztes Mal daran erinnern, dass ich etwas tat, wozu ich kein Recht hatte. Ich wusste seit langem, dass es ein Geheimnis um Howards Identität gab, aber er hatte auf meine diesbezüglichen Fragen niemals geantwortet und ich hatte einfach kein Recht, hinter seinem Rücken in seinen Papieren zu lesen.
    Trotzdem tat ich es. Und diesmal fand ich einen Unterschied in den beiden Zwillingsbrüdern aus blauem Papier.
    Es war nur eine Winzigkeit; zwei kleine, harmlos aussehende Zahlen in der Spalte, in der Howards Geburtsdatum stand. Und trotzdem erschütterten sie mich bis ins Innerste.
    In dem einen, linken Pass war Howards Geburtsdatum mit dem 20. August 1840 angegeben. Der 20. August stand auch in dem zweiten Papier – nur die Jahreszahl stimmte nicht.
    Sie lautete 1890.
    Meine Hände begannen zu zittern. Ein eisiger Hauch schien mich zu streifen. Mir war mit einem Male heiß und kalt zugleich, und in meinem Magen saß plötzlich

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