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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Körper ihres Meisters auf, während der dritte zu der Standuhr eilte und ihre Tür mit einem einzigen kraftvollen Schlag aus dem Rahmen riss.
    Dahinter dräute die schwarze Sumpflandschaft, die ich in meinen Albträumen – von denen ich jetzt wusste, dass es keine Träume gewesen waren – gesehen hatte.
    Und der vierte eilte zu der kleinen Couch neben dem Kamin und hob Priscylla auf die Arme.
    Mit einem gellenden Schrei sprang ich in die Höhe und stürzte mich auf ihn.
    Ich sah den Schlag nicht einmal, so schnell kam er. Plötzlich hatten meine Beine nicht mehr die Kraft, meinen Körper zu tragen. Ich fiel, sah eine schattenhafte Bewegung aus den Augenwinkeln und krümmte mich in neuem, irrsinnigem Schmerz, als der Fuß des Drachenkriegers in meine Seite stieß.
    Ich verlor nicht das Bewusstsein, sah und hörte alles, was um mich herum vorging, aber ich war unfähig, die Bilder und Geräusche zu verarbeiten oder gar darauf zu reagieren.
    Die beiden Drachenkrieger trugen den Alten zu der Standuhr. Ich hörte, wie er noch etwas zu Howard sagte, verstand die Worte aber nicht, dann traten sie vollends durch die Tür und begannen zwischen den schwarzen Wogen des erstarrten Sumpfes hindurchzugehen.
    Meine Gedanken umnebelten sich. Für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen und ich spürte nichts als Schmerzen und ein nie gekanntes Gefühl der Hilflosigkeit.
    Als ich wieder sehen konnte, waren Necron und seine schwarzen Killer verschwunden. – Und mit ihnen Priscylla.
     
    »Es war meine Schuld«, sagte Howard leise. »Es tut mir Leid, Robert.« Seine Stimme bebte und in seinen Augen stand ein Flehen, wie ich es noch nie zuvor bei einem Menschen erblickt hatte. »Bitte verzeih mir«, flüsterte er.
    Er und van der Groot hatten mich aufgehoben und zu der Couch getragen, auf der Priscylla zuvor gelegen hatte. Ich war wieder vollkommen bei Sinnen und mein Körper schmerzte nicht mehr so unerträglich, wenn ich auch bei jedem Atemzug einen brennenden Stich in der Brust verspürte. Der Drachenkrieger musste mir eine Rippe gebrochen haben; vielleicht auch mehrere.
    Aber von all dem bemerkte ich kaum etwas. Ich hörte auch Howards Worte nur mit einem Teil meines Bewusstseins und es fiel mir schwer, überhaupt darauf zu reagieren und ihn anzusehen.
    »Deine Schuld?«
    Er nickte. Mit einem Male wirkte er sehr traurig. »Ja. Ich … wusste, was geschehen würde, wenn er die Uhr öffnet. Und wollte es. Es war die einzige Chance, ihn zu vernichten. Dachte ich.«
    Mein Blick wanderte zu der geöffneten Standuhr. Die schwarze Albtraumlandschaft war verschwunden und hatte wieder dem rissigen Holz der Rückwand Platz gemacht, nachdem Necron gegangen war. Für einen Moment versuchte ich mir einzureden, dass alles nicht mehr als nur ein Albtraum war, aus dem ich erwachen würde, wenn ich es nur fest genug wollte.
    Aber ich würde nicht erwachen, denn der Albtraum, in dem ich mich befand, hieß Wirklichkeit.
    »Es tut mir so Leid«, murmelte Howard. »Als … Necron uns gefangen nahm, da …«
    »Es ist gut, Howard«, sagte ich leise. »Du kannst nichts dafür.«
    Er sah mich an und in seinen Augen glomm ein schwacher Funke von Hoffnung auf. »Du … hasst mich nicht?«, fragte er.
    »Hassen?« Meine Stimme klang ganz kalt. Ich erschrak fast selbst über ihren Klang. »Warum sollte ich dich hassen?«
    »Er hat Priscylla entführt«, sagte Howard vorsichtig. »Er hätte es nicht getan, wenn ich nicht versucht hätte, ihm eine Falle zu stellen.«
    Ich antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Howard begriff auch so, was in diesem Moment in mir vorging.
    »Weißt du, wo seine … Bergfestung ist?«, fragte ich leise.
    »Necrons Drachenburg?«
    Ich nickte.
    Howard überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Niemand weiß genau, wo sie ist. Du willst ihn … suchen?« Sein Blick flackerte.
    »O ja«, antwortete ich. »Ich werde ihn suchen, Howard. Ich werde ihn finden, und wenn ich bis ans Ende der Welt reisen müsste. Und dann werde ich ihn töten!«

 

     
     
    Gerade war die Stelle am Ufer des kleinen Sees noch leer gewesen. Jetzt standen plötzlich drei Männer dort. Niemand, der zu dieser späten Stunde noch in den Regents Park gegangen wäre, hätte sie kommen sehen, denn sie waren buchstäblich aus dem Nichts herausgetreten.
    Nur eine streunende Katze war Zeuge ihrer Ankunft. Und sie allein spürte die schreckliche, abgrundtief böse Aura, die die drei Männer umgab. Ihr rostrotes Fell sträubte

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