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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wandte sich wieder dem Laden zu, streckte die Hand nach der Klinke aus und rüttelte prüfend daran.
    Die Tür war offen.
    Rowlf runzelte verwundert die Stirn, sah mich einen Herzschlag lang an und trat dann vollends in den Laden hinein. Ich folgte ihm, nicht ohne vorher noch einen sichernden Blick auf die Straße zu werfen. Sie war noch immer leer.
    Rowlf wartete, bis ich neben ihn getreten war, dann schob er die Tür vorsichtig wieder ins Schloss, bedeutete mir mit Gesten, ein Stück beiseite zu treten, und griff in die Tasche. Sekunden später glühte die gelbe Flamme eines Steichholzes auf und schuf eine flackernde Halbkugel aus Licht in der grauen Dämmerung, die den Laden erfüllte.
    »Hallo?«, machte Rowlf. »Is einer da?«
    Er bekam keine Antwort. Das Streichholz brannte knisternd ab und erlosch und Rowlf riss ein zweites an. »Is hier einer?«, rief er noch einmal. »Kaspa biste da?«
    Sekundenlang herrschte Stille, dann klangen irgendwo in der Dunkelheit vor uns Schritte auf. Rowlfs improvisierte Fackel erlosch wieder und die Schritte kamen näher, während er nach einem weiteren Zündhölzchen kramte. Es waren sehr schwere Schritte. Nicht die Schritte des Mannes, als den Rowlf mir Gaspard beschrieben hatte. Instinktiv wich ich ein wenig weiter in die Dunkelheit zurück und legte die Hand auf den Griff meines Degens. Nach der Nacht, die hinter uns lag, hatte ich keine sonderliche Lust auf neuerliche Überraschungen.
    »Zum Teufel, da is doch einer!«, raunzte Rowlf. »Sin Sie das, Kaspa?«
    »Wenn Sie Monsieur Gaspard meinen, mein Freund, dann lautet die Antwort eindeutig nein«, antwortete eine Stimme aus der Dunkelheit. Ich kannte diese Stimme. Aber ich wusste nicht, woher. Lautlos zog ich den Degen aus dem Gürtel.
    Rowlf knurrte etwas Unverständliches, riss sein drittes Streichholz an und fluchte ungehemmt los, als der Schwefelkopf absprang und seine Finger versengte. Aus den Schatten vor ihm erscholl ein leises, tiefes Lachen. »Sparen Sie sich die Mühe, mein Freund«, sagte die Stimme. »Ich mache Licht – warten Sie.« Sekunden später leuchtete das milde, weiche Licht einer Petroleumlampe im hinteren Teil des Ladens auf und ein schmalschultriger, weißhaariger Mann trat hinter einem der Regale hervor. In seinen Augen, die in ein Netz winziger verästelter Fältchen eingebettet waren, glomm ein spöttisches Funkeln auf, als er erst Rowlf ansah und dann in meine Richtung blickte.
    »Und auch Sie sollten mit dem Versteckspielen aufhören und herauskommen, Mister Craven. Und stecken Sie die Waffe weg. Wir sind nicht Ihre Feinde, das wissen Sie doch«, sagte Jean Balestrano.
     
    »E5 auf F3«, sagte Sarim triumphierend. »Schach, mein lieber Freund.«
    Howard duckte sich instinktiv, obwohl er wusste, wie sinnlos es war. Sarims Springer – eine mehr als zwei Meter große Scheußlichkeit, die wie ein säbelzahniger Albtraum von Pferd aussah – sprang mit einem gewaltigen Satz auf das angegebene Feld und zermalmte Howards vorletzten Bauern. Ein Hagel winziger, scharfkantiger Stahlsplitter brach aus den Nüstern des silbernen Riesenpferdes und traf Howards rechte Hand. Gleichzeitig zuckte ein blauweißer Blitz aus der Stirn der Eisenkreatur und traf den schwarzen König und ein zweiter Schmerz zuckte durch Howards Körper. Er fiel auf die Knie und stemmte sich mit letzter Kraft wieder hoch. Vor seinen Augen begann sich das Schachfeld zu verzerren.
    »Dein Zug, mein Freund«, sagte de Laurec gehässig. »Und wenn ich dir einen Rat geben darf – streng dich ein wenig an. Matt in vier Zügen, würde ich sagen.«
    Howard ignorierte seine Worte und versuchte verzweifelt, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Seine Gedanken wirbelten ziellos durcheinander und jeder einzelne Schlag seines Herzens vibrierte als dumpfer Schmerz bis in seinen Schädel.
    Wenn er sich nur konzentrieren könnte! Er hatte gespielt wie nie zuvor in seinem Leben. Mehr als die Hälfte von Sarims Figuren war geschlagen, aber auch die schwarzen Reihen hatten sich gelichtet – und für jede geschlagene Figur war eine neue Wunde in seinem Körper hinzugekommen. Er hatte kaum noch die Kraft zu stehen und das Denken fiel ihm immer schwerer.
    »E1 auf … F1«, sagte er mühsam. Rasselnd setzte sich sein König in Bewegung und kroch von dem bedrohten Feld herunter. De Laurec schüttelte tadelnd den Kopf.
    »Das war nicht besonders klug«, sagte er. »Du hast meine Königin übersehen, fürchte ich. Dame H8 schlägt Bauer C4 und bietet

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