Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
Sie noch immer versuchen zu entkommen. Sie müssen wissen, dass es keinen Sinn hat. Sie sind schneller als ich, aber ich kenne weder Müdigkeit noch Schwäche. Sie können fliehen, soweit und wohin Sie wollen. Ich werde Sie einholen. Es ist eine reine Vergeudung von Energie und Material, wenn Sie weiter fliehen.«
»Das stimmt«, bestätigte ich. »Aber vielleicht unterscheidet mich das von einer Maschine.«
»Wie Sie wollen, Mister Craven«, sagte Eisenzahn. »Ich wollte es einfacher machen – für uns beide.«
Warnungslos sprang er auf mich zu.
Ich warf mich zur Seite, verlor auf dem regennassen Kopfsteinpflaster den Halt, fiel der Länge nach hin und rollte mich instinktiv zur Seite. Eisenzahns stählerner Fuß krachte dort nieder, wo eine halbe Sekunde zuvor noch mein Gesicht gewesen war, zermalmte den Stein und kam zu einem weiteren Tritt wieder hoch. Ich rollte weiter, entging auch seiner nächsten Attacke um Haaresbreite und kam torkelnd wieder auf die Füße.
Eisenzahn setzte mir lautlos nach. Seine Hände schnappten nach meinem Gesicht, verfehlten es um Millimeter und fetzten ein Stück Stoff aus meiner Jacke. Ich taumelte, schlug mir die Hände an seinem Arm blutig und spürte einen eisigen Luftzug, als ich einem weiteren Faustschlag wie durch ein Wunder entging.
Ich torkelte weiter zurück, stolperte und fühlte plötzlich harten Stein im Rücken. Eisenzahn sprang auf mich zu. Seine Glieder bewegten sich nicht mehr richtig; die Beschädigungen, die er erlitten hatte, mussten sein Koordinationszentrum in Mitleidenschaft gezogen haben. Trotzdem entging ich seinem nächsten Hieb nur um Haaresbreite, duckte mich zur Seite und prallte mitten in der Bewegung zurück, als seine Faust vorschoss und ein kopfgroßes Loch in die Wand schlug, vor der ich stand. Der nächste Hieb würde mich töten, das wusste ich.
Aber der tödliche Schlag, auf den ich wartete, kam nicht. Ein gewaltiger Schatten wuchs hinter Eisenzahns Gestalt in die Höhe. Ich hörte ein Geräusch, wie das Knurren eines gereizten Bären, dann schlossen sich Rowlfs gewaltige Arme von hinten um Eisenzahns Körper, verschränkten sich vor seiner Brust – und hoben ihn mit einem unglaublich kraftvollen Ruck in die Höhe.
Für die Dauer eines Atemzuges erstarrte der Maschinenmensch. Wieder erscholl aus seinem Inneren dieses schrille, misstönende Jaulen und plötzlich bog sich sein rechter Arm in einer unmöglichen Bewegung nach hinten. Rowlf brüllte auf, als sich Metallfinger in seine Stirn gruben. Blut lief über das Gesicht des rothaarigen Riesen.
Der Stockdegen schien wie von selbst aus seiner Scheide zu springen. Ich riss die Waffe in die Höhe und stieß sie mit aller Gewalt in den zerfetzten Krater in Eisenzahns Gesicht, wo sein Kunstauge gesessen hatten. Die Klinge glitt eine halbe Hand breit in seinen Metallschädel hinein, traf auf Widerstand und bog sich durch, als ich noch einmal mit aller Macht nachstieß.
Ein heller, peitschender Laut erscholl. Blaue Funken sprühten aus dem Riss in Eisenzahns Schädel und plötzlich lief ein hauchdünner blauweißer Blitz in einem irrsinnig schnellen Zickzack über die Klinge meines Degens. Für einen Moment schien der gesprungene Knauf aus gelbem Kristall wie unter einem unheimlichen, inneren Feuer aufzuglühen. Weißblaue Feuerlinien zeichneten die Konturen des Shoggotensternes nach, der darin eingegossen war. Dann raste der Blitz weiter und verschwand in meiner Hand.
Ein grässlicher Schmerz zuckte durch meinen Arm und ließ jeden einzelnen Nerv darin vibrieren. Ich prallte schreiend zurück und versuchte den Degen loszulassen, aber es ging nicht. Meine Finger klebten unverrückbar am Metall des Degens und aus Eisenzahns Schädel zuckten noch immer dünne, verästelte Blitze. Mein Herz kam aus dem Rhythmus. Ich taumelte, fiel auf die Knie und warf mich mit aller Macht zurück. Und diesmal gelang es mir, die Hand vom Griff des Stockdegens loszureißen.
Es war vorbei, ehe ich zu Boden stürzte. Ein letzter, grellblauer Blitz zuckte aus Eisenzahns Schädel, dann verstummte das schrille Wimmern und aus seinen Ohren, dem Mund und der Nase kräuselte sich dünner, grauer Rauch. Das mörderische Feuer in seinem unversehrt gebliebenem Auge erlosch.
Obwohl die grellen Entladungen aufgehört hatten, schien mein rechter Arm noch immer in Flammen zu stehen. Mein Herz hämmerte wie rasend und durch einen blutgetränkten Nebel sah ich, wie Rowlf neben mir auf die Knie sank und die Hand nach meinen
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