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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schultern ausstreckte.
    Dann verlor ich zum dritten Mal an diesem Tag das Bewusstsein.
    »E2 auf E4«, sagte Sarim.
    Howard runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern blickte nur konzentriert auf das gewaltige Schachbrettmuster vor sich herab. Sarims Zug war alles andere als originell. Genau genommen war es eine Eröffnung, wie sie jeder Anfänger gemacht – und damit von vornherein verloren – hätte.
    »E7 auf E5«, sagte er schließlich. »Du enttäuschst mich, Sarim. Als ich das letzte Mal gegen dich gespielt habe, warst du ein Meister.«
    De Laurec wartete, bis sich die hundegroße Bauernfigur klappernd auf das angegebene Feld bewegt hatte, ehe er antwortete. »Wer weiß, Bruder«, sagte er. »Vielleicht bin ich aus der Übung. Oder du hast nachgelassen.« Er machte eine einladende Handbewegung, »D2 auf D4. Dein Zug, Bruder.«
    Howard starrte den dunkelhäutigen Puppet-Master sekundenlang an, ehe er sich wieder auf das Schachbrett konzentrierte. Das Feld war so wie alles, was es in de Laurecs Haus gab: gigantisch und vollgestopft mit technischen Spielereien. Als Schachbrett diente das Schwarzweiß-Muster der Bodenfliesen in Sarims großem Salon, wobei jedes Feld gute anderthalb Meter im Quadrat maß. Entsprechend groß waren die Figuren. Die beiden Königsbauern, die sich jetzt in der Mitte des Feldes gegenüberstanden, hatten die Größe zehnjähriger Kinder und bestanden aus silbernem – beziehungsweise goldfarbenem – Metall. Und sie ähnelten auch wirklich zwergenwüchsigen Bauern.
    Sarims Damenbauer stand jetzt neben seinem Königsbauer und somit auf einem Feld, auf dem Howard ihn schlagen konnte. Was sollte das, dachte er. Ein Spieler von de Laurecs Format opferte keine Figur, wenn er nicht etwas ganz Bestimmtes dabei im Sinne hatte. Einen Moment überlegte er, das Angebot anzunehmen und die Figur zu schlagen. Dann schüttelte er den Kopf, ging mit raschen Schritten zu seiner Grundlinie zurück und berührte seinen Damenbauer an der Stelle, die de Laurec ihm gezeigt hatte. Rasselnd setzte sich die Metallfigur in Bewegung und blieb stehen, als Howard die Hand zurückzog. »D7 auf D5«, sagte er.
    De Laurecs linke Augenbraue rutschte ein Stück nach oben. »Du schlägst ihn nicht?«, fragte er. »Das wundert mich. Hast du Hemmungen?«
    »Vielleicht«, sagte Howard leise. »Dein Zug.«
    »Ich weiß.« De Laurecs Lächeln wurde eine Spur kälter. »Ich nehme dein Angebot jedenfalls an. E4 auf D5. Bauer schlägt Bauer.«
    Die silberne Bauernfigur rutschte klirrend auf das bezeichnete Feld. Howards Damenbauer wurde beiseite gestoßen, blieb einen Moment klirrend und scheppernd auf dem Nachbarfeld stehen – und trollte sich vom Brett.
    Doch er erstarrte nicht wieder zur Bewegungslosigkeit, wie Howard angenommen hatte. Aus seinem Inneren erscholl ein leises, metallisches Klicken und plötzlich schoss einer der Metallarme vor. Rasiermesserscharfer Stahl blitzte dort, wo die Finger des Bauern sein sollten.
    De Laurecs hämisches Kichern ging in Howards Schmerzensschrei unter, als sich die vier winzigen Klingen in seine Wade bohrten.
     
    Der Himmel über der Stadt wurde langsam grau. Es musste irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens sein, und so, wie es aussah, würde auch dieser Tag wieder mit Regen und unzeitgemäßer Kälte über Paris hereinbrechen. Beinahe automatisch kroch meine Hand zur Weste, um die Taschenuhr hervorzuziehen, aber dann führte ich die Bewegung nicht zu Ende. Selbst dazu war ich zu müde. Das regelmäßige Schaukeln der Kutsche begann eine einlullende Wirkung auf mich auszuüben.
    »Gleich simmer da«, sagte Rowlf. Die Worte drangen nur undeutlich durch den dämpfenden Mantel aus Müdigkeit und Schwäche, der sich zwischen mein Denken und die Welt gesenkt hatte. Ich blinzelte, richtete mich ein wenig in den Polstern der Mietdroschke auf und lugte müde durch eine zerschlissene Stelle in den Vorhängen. Es war noch nicht hell genug, um viel von der Umgebung zu erkennen. Aber nach dem Wenigen, was ich sah, glaubte ich nicht, dass es eine Gegend war, die ich mochte.
    Müde blinzelte ich zu Rowlf hinüber. Er sah so erschöpft und mitgenommen aus, wie ich mich fühlte. Seine rechte Hand war unförmig angeschwollen und lag wie ein Klumpen nutzlosen Fleisches auf seinem Schoß. Sein Gesicht war zerschunden und blutig und in seinen Augen hatte sich zu dem Ausdruck von Erschöpfung und Schmerz noch der einer tiefen, quälenden Sorge gesellt. Wir hatten die halbe Stadt zu Fuß

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