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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schach.«
    Howard spannte sich, als die gewaltige silberne Dame diagonal über das Feld herangerast kam und seinen letzten Bauern niederwalzte. Ein handlanger Metallpfeil raste heran und bohrte sich in seine Schulter, eine halbe Sekunde später glühte der schwarze König unter einer neuerlichen Entladung grellblauer elektrischer Energie auf. »F8 auf … G8«, stöhnte Howard.
    Sarim seufzte. »Du enttäuschst mich wirklich, Bruder«, sagte er. »Dame C4 auf D4 und schon wieder Schach.«
    Diesmal betäubte ihn der elektrische Schock beinahe.
    Sekundenlang versuchte Howard die schwarzen Schleier zu vertreiben, die sein Bewusstsein zu verschlingen drohten. Sarims Gestalt schien sich wie in einem Zerrspiegel zu biegen, als er zu ihm aufsah. »War das wirklich so klug?«, fragte de Laurec. »Du wirst sterben, wenn du nicht Acht gibst.«
    »Das … glaube ich nicht«, stöhnte Howard. »Du warst schon immer ein guter Spieler, Sarim, aber du machst noch heute die gleichen Fehler wie vor zehn Jahren.«
    »Ach?«, fragte de Laurec. »Und welche?«
    »Du ziehst zu schnell«, murmelte Howard. Er wollte aufstehen, aber seine Muskeln versagten. »Dieser Zug … kostet dich die Königin«, keuchte er. »Springer C2 schlägt Dame D4.«
    Mit letzter Kraft stemmte er sich hoch und sah zu seinem Pferd hinüber. Die Figur rührte sich nicht.
    »Was bedeutet das?«, flüsterte er. »Willst du … mich betrügen?«
    De Laurec schüttelte den Kopf. »Keineswegs, Howard. So wenig, wie ich deinen Springer übersehen habe. Ich möchte dir nur Gelegenheit geben, dir diesen Zug noch einmal zu überlegen. Ich spiele fair, weißt du?«
    Mühsam taumelte Howard auf die Füße, wischte sich mit der Hand Blut und Tränen aus den Augen und drehte den Kopf. Die verschiedenfarbigen Figuren und Felder begannen wie wild auf und ab zu hüpfen und es kostete ihn unendliche Überwindung, die einzelnen Figuren und ihre komplizierten Stellungen zueinander zu erkennen. Er konnte kaum mehr denken. Er hatte die Falle, in die Sarims Königin gelaufen war, sorgsam aufgebaut und das zweifache Schach und den Schmerz, den es bedeutet hatte, bewusst in Kauf genommen. Wenn de Laurecs Königin fiel, hatte er gewonnen. Selbst wenn seine Konzentration weiter sank, war seine rein zahlenmäßige Überlegenheit groß genug, die wenigen verbliebenen weißen Figuren einfach vom Brett zu fegen.
    »Bleibst du dabei?«, fragte Sarim lächelnd.
    Howard starrte ihn aus brennenden Augen an. »Warum solle ich nicht?«
    »Nun …« Der Puppet-Master kam ein paar Schritte näher und blieb unmittelbar neben der weißen Königin stehen. »Vielleicht siehst du dir die Figur erst einmal genauer an.« Er lächelte, hob die Hand und berührte die schimmernde Metallbrust der menschengroßen Statue. Ein leises Klicken erscholl und ein Teil des bizarren Gesichtsvisiers schob sich summend zur Seite. Dahinter kam ein bleiches, angstverzerrtes, menschliches Gesicht zum Vorschein.
    Howard schrie auf. »Ophelie!« Für einen Moment flammte der Zorn so heftig in ihm auf, dass er sogar den Schmerz und die Schwäche hinwegfegte. »Sarim!«, brüllte er. »Du Ungeheuer. Du hast versprochen -«
    »Was habe ich versprochen?«, unterbrach ihn de Laurec eisig. »Ich habe versprochen, dir eine Chance zu geben. Die hast du bekommen. Besiege mich, wenn du kannst.« Er kicherte böse. »Du brauchst nur diese Königin zu schlagen und du hast praktisch gewonnen. Ich gebe zu, dass du der bessere Spieler bist. Also, bleibt es bei deinem Zug?«
     
    »Sie hätten nicht hierher kommen sollen, Mister Craven«, sagte Balestrano. Er sprach leise, fast ohne Betonung und sehr langsam, als müsse er sich jedes einzelne Wort genau überlegen, wie man es bei alten Männern häufig antrifft. Aber der Blick seiner Augen strafte den Eindruck von Alter und Gebrechlichkeit Lügen. So wie beim ersten Mal, als ich dem Oberhaupt des Templerordens begegnet war, spürte ich die Macht, die dieser Mann ausstrahlte, mit fast körperlicher Wucht.
    »Wer ist das?«, schnappte Rowlf. »Kennste den Alten, Robert?«
    Ich nickte, machte eine rasche, besänftigende Geste in Rowlfs Richtung und trat einen Schritt auf Balestrano zu.
    »Was … was wollen Sie hier?«, fragte ich stockend. Ich hatte die Überraschung, ausgerechnet Jean Balestrano an diesem Ort zu treffen, noch immer nicht überwunden. »Wir haben nichts mit Ihnen und Ihrer Sekte zu schaffen, Balestrano. Mischen Sie sich nicht ein.«
    Der alte Templer seufzte. Ein Ausdruck von

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