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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ihre Augen brannten und ihre Stimme versagte beinahe. »Wer bist du?«, flüsterte sie.
    »Cindy«, antwortete das Mädchen. »Das weißt du doch.«
    Audley schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Haare flogen. »Nein«, behauptete sie. »Du bist nicht Cindy. Du … du siehst aus wie sie und du sprichst wie sie und bewegst dich wie sie. Aber du bist es nicht.«
    »Das stimmt«, antwortete das Mädchen. »Die, die du als Cindy gekannt hast, ist seit zwanzig Jahren tot. Und doch bin ich mehr sie, als sie selbst es jemals gewesen ist.«
    Lady Audley versuchte erst gar nicht, hinter die Bedeutung dieser sonderbaren Worte zu kommen. »Warum bist du gekommen?«, fragte sie. »Was willst du von mir?«
    »Vielleicht dein Verständnis«, antwortete das Mädchen ernst. »Vielleicht dein Begreifen, dass das, was getan wurde, getan werden musste, um IHN zu wecken. Sein Erwachen ist der einzige Grund für unser Hiersein.«
    »Und dafür musstest du die Toten aus ihrer Ruhe reißen?«, flüsterte Audley.
    »Es war der einzige Weg«, sagte Cindy. In ihrer Stimme schien echtes Bedauern zu klingen, aber der harte Unterton war noch immer darin. Sie klang, als verteidige sie sich. »Glaube mir, es musste sein. ER ist sehr hungrig und ER wird noch hungriger sein, wenn sein äonenlanger Schlaf erst einmal vorüber ist. Es war der einzige Weg. Es ist besser«, fügte sie hinzu, »die Toten zu opfern als die Lebenden.«
    Audley starrte sie aus brennenden Augen an. »Und was wird ER fressen, wenn ER erwacht ist?«, flüsterte sie.
    Cindys Lächeln erlosch und sie senkte traurig ihren Blick.
    »Dich«, sagte sie.
     
    Die Ratten waren überall.
    Es war wie eine zweite, um ein Vielfaches schlimmere Ausgabe des Überfalles vom frühen Morgen, nur dass es diesmal im wahrsten Sinne des Wortes Legionen von Ratten waren, die sich wie eine braune Lawine aus allen Himmelsrichtungen zugleich auf die Straße ergossen und blindwütig die beiden Wagen und alles, was sich in und um sie herum bewegte, angriffen. Auch aus den angrenzenden Häusern drangen krachende und splitternde Geräusche und die spitzen Schreie von Menschen und wohin ich auch sah, wogte und kribbelte es grau und braun.
    Der kleine Wagen, in dem Cohens Männer vorausgefahren waren, war umgestürzt, genau wie unser Fuhrwerk am Morgen. Die beiden Zugpferde waren schon tot und unter einer zuckenden Masse aus Rattenleibern verschwunden, während die Insassen des Wagens verzweifelt um ihr Leben kämpften.
    Es war eine Apokalypse. Die Ratten quollen aus Fenstern und Türen, sprangen uns aus den Schatten heraus an und kletterten aus Gullys und Regenrinnen. Die Welt schien nur noch aus ihnen zu bestehen.
    Hinter mir peitschte ein Schuss und einen halben Schritt vor meinen Füßen wurde eine Ratte in die Höhe gerissen. Aber für jedes Tier, das Cohen erschoss, schienen zehn neue aufzutauchen. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis uns die kribbelnde Flut überrannt haben musste.
    Cohen verschoss seine letzte Patrone, schrie vor Angst und Wut und schleuderte die nutzlose Waffe in die Masse der heranstürmenden Ratten. Zwei, drei der Tiere stießen sich ab, flogen wie pelzige graue Bälle auf ihn zu, verbissen sich in seine Arme und versuchten nach oben zu klettern, um nach seiner Kehle zu schnappen.
    Ich riss den Stockdegen aus seiner Umhüllung und streifte die Tiere mit einem flachen Schlag ab. Neben mir brüllte Rowlf wie ein verwundeter Löwe, hieb mit seinen gewaltigen Fäusten um sich und torkelte auf den Wagen zu. Ein halbes Hundert Ratten scherte aus der fast militärisch anmutenden Formation der Nager aus und verstellte ihm den Weg.
    Ich sah nicht weiter zu, was geschah, sondern sprang mit einem Satz an Howards Seite, befreite ihn mit einem Fausthieb von einer Ratte, die sich in seinen Nacken verbissen hatte, und ließ den Stockdegen tanzen. Aber es war, als versuche man einen Ozean mit einem Sieb leerzuschöpfen. Immer mehr und mehr Ratten brandeten heran. Der Kreis halbwegs freien Bodens, in dem wir gefangen waren, schloss sich umbarmherzig enger.
    Aber noch immer griffen die Ratten nicht wirklich an. Zwar bluteten wir alle – Howard, Rowlf, Cohen und ich schon wieder aus Dutzenden kleiner, schmerzhafter Wunden, aber es waren immer nur vereinzelte Tiere, die uns attackierten, fast, als wollten sie uns zeigen, welches Schicksal uns erwartete, uns aber noch nicht wirklich umbringen. Die Hauptmasse der Tiere beschränkte sich darauf, den Kreis um uns immer enger zu ziehen und auch

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