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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anblick beinahe blendete. Ihr Körper war so groß wie der eines Schäferhundes und zusammen mit dem nachschleifenden, nackten Schwanz musste sie gute anderthalb Meter messen. Ihre Augen hatten die Farbe geronnenen Blutes.
    Und das Schlimmste war der lodernde Funke boshafter Intelligenz, der darin lauerte.
    Langsam kam das Tier näher, blieb dicht vor Howard stehen und erhob sich für einen Moment auf die Hinterläufe, um ihn wie ein Hund eingehend zu beschnüffeln.
    Dann drehte es sich herum, trippelte zu Cohen hinüber und untersuchte auch ihn, weitaus länger und eingehender als Howard zuvor. Schließlich hatte es seine Musterung beendet und lief zurück zur Tür, verließ die Kammer jedoch nicht, sondern blieb zwischen den beiden Rattenmännern hocken und sah abwechselnd zu ihnen hinauf.
    Howard konnte nicht erkennen, was die weiße Ratte tat, aber sie schien auf irgendeine Art mit ihnen zu kommunizieren, denn einer der beiden löste sich plötzlich von seinem Platz, ging auf Cohen zu und versetzte ihm zwei, drei Schläge mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Cohen stöhnte, öffnete die Augen und versuchte sich aufzurichten, sank aber sofort wieder in sich zusammen.
    »Stehen Sie auf, Mann!«, zischte der Rattenmann. Seine Stimme war kaum zu verstehen. Es klang, als versuche ein Tier zu sprechen, das nicht die notwendigen Stimmapparate dazu hatte.
    Trotzdem reagierte der weißhaarige Hüne darauf. Mühsam stemmte er sich in die Höhe und hob den Kopf. Dann sah er die weiße Ratte.
    Es war, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten. Mit einem Schrei fuhr er hoch, wurde von den Ketten zurückgerissen und warf sich einen Moment lang in sinnloser Raserei gegen die unzerbrechlichen Fesseln. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse des Hasses.
    »Toben Sie ruhig!«, sagte der Rattenmann. »Aber es wird Ihnen nichts nutzen.«
    »Du Ungeheuer!«, brüllte Cohen. Seine Stimme war hoch und schrill wie die eines Wahnsinnigen. »Du verdammte Bestie. Ich werde -«
    »Nichts werden Sie«, unterbrach ihn der Rattenmann. »Sie hätten nicht herkommen sollen. Jetzt werden Sie sterben.«
    »Das nützt dir nichts mehr!«, keuchte Cohen. »Es ist vorbei, du Bestie. Sie werden kommen und -«
    »- und sterben«, fiel ihm der Rattenmann ins Wort. »Es ist gut, dass sie kommen, denn wir brauchen sie.« Er trat einen Schritt zurück und stellte sich so hin, dass er Howard und Cohen gleichzeitig ansehen konnte. »Sie beide werden nur die ersten sein, deren Leben wir nehmen. Vielleicht tröstet es Sie zu wissen, dass Ihr Tod einem höheren Zweck dient.«
    »Wie originell«, murmelte Howard. »Aber irgendwo habe ich das schon einmal gehört.«
    Der Kopf der Albinoratte ruckte mit einer abrupten Bewegung herum. Ein schriller Pfiff ertönte.
    »Ihr Galgenhumor ist unangebracht, Lovecraft«, zischelte der Rattenmann.
    »Lovecraft?« Howard blinzelte verwirrt. »Sie kennen meinen Namen?«
    Die Albinoratte pfiff erneut und der Rattenmann sagte: »Nichts, was in meiner Stadt vorgeht, bleibt mir verborgen, Lovecraft. Ihre Gedanken sind ein offenes Buch, in dem ich lesen kann.«
    Und plötzlich begriff Howard, dass es in Wahrheit gar nicht der Rattenmann war, der zu ihm sprach, sondern der Albino. Der Rattenmann diente ihm nur als die Stimme, die er nicht hatte.
    »Das stimmt«, sagte der Rattenmann. »Sie sind ein intelligenter Mann, Lovecraft. Doch nun kommen Sie. Der Herr wartet.«
    Ein letzter, befehlender Pfiff ertönte und die beiden Rattenmänner traten gehorsam auf Cohen und Howard zu, lösten ihre Fesseln, nahmen sie in die Mitte und führten sie aus der Kammer. Die weiße Riesenratte folgte ihnen, eskortiert von einem Dutzend der großen, haarigen Tiere, die eine Art Leibwache für sie zu bilden schienen.
    Einen ganz kurzen Moment lang dachte Howard an Flucht, aber er verwarf den Gedanken beinahe schneller, als er ihm gekommen war. Selbst wenn er ihren Bewachern und der Rattenarmee, die sie begleitete, entkommen wäre, hätte er keine Chance gehabt. Er wusste nicht, wo er war, er hätte nicht einmal gewusst, in welche Richtung er fliehen sollte, und wahrscheinlich lauerten in den grauen Schatten, die die gewölbten Gänge erfüllten, Millionen von Ratten.
    »Auch das ist richtig«, sagte der Rattenmann zu seiner Linken. »Es wäre Selbstmord, Lovecraft.«
    Howard schenkte ihm einen bösen Blick und konzentrierte sich mit aller Macht auf das Bild einer riesigen schwarzen Katze, die eine Ratte geschlagen hatte und sie genüsslich

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