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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte der Rattenmann an Cohens Stelle. »Es gibt dieses Mittel nicht, von dem er Ihnen berichtete, Lovecraft. Nur das hier.« Er hob die Spritze und drehte sie im Licht, sodass die wenigen Tropfen auf ihrem Grund wie kleine farblose Diamanten aufblitzten. »Das, was ihr Menschen Tollwut nennt.«
    Und damit beugte er sich zu Cohen herab, zwang ihn herum und stieß ihm die dünne Nadel der Injektionsspritze in den Oberarm. Cohen schrie auf und warf sich nach hinten, aber gegen die unmenschlichen Kräfte seines Gegners hatte er keine Chance. Beinahe gemächlich beendete der Rattenmann sein furchtbares Werk, schleuderte die Spritze zu Boden und ließ Cohen los.
    Dann drehte er sich herum, wählte eine zweite Spritze aus und kam mit wiegenden Schritten auf Howard zu.
    Howard bäumte sich auf und begann sich mit verzweifelter Kraft gegen den Griff zu stemmen, der ihn hielt. Genauso gut hätte er versuchen können, die Höhle mit bloßen Händen einzureißen. Der Rattenmann kam näher, packte seinen linken, freien Arm, verdrehte ihn und stieß ihm die Nadel tief ins Fleisch.
    Es tat nicht einmal sehr weh.
     
    »Warte!« Shadow hob die Hand, bedeutete mir mit einer Geste zurückzubleiben und verschwand mit raschen, lautlosen Schritten in der Dunkelheit. Erschöpft legte ich Lady Audleys reglosen Körper zu Boden, ließ mich neben ihr niedersinken und lehnte Rücken und Kopf gegen die raue Flanke eines Felsgrates. Müdigkeit und Schwäche schlugen wie eine Woge über mir zusammen, so heftig, dass ich für Sekunden wirklich in Gefahr war, einzuschlafen.
    Aber es mochte ein Schlaf werden, aus dem ich nie wieder erwachen würde, und dieser Gedanke brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich schüttelte die unsichtbaren Spinnweben ab, die meinen Verstand einzuspinnen begannen, hob mühsam den Kopf und sah mich um.
    Viel gab es allerdings nicht zu entdecken. Wir hatten die Höhle verlassen, und Shadow hatte mich durch ein wahres Labyrinth bizarr geformter Stollen und anderer, kleinerer Hohlräume geführt. Jetzt waren wir in einer weiteren, gewaltigen Höhle angelangt, deren Boden steil abfiel. Von irgendwoher kam Licht, obwohl ich seine Quelle nicht feststellen konnte, und der Boden wirkte, obwohl er mit zahllosen Trümmern und Lavabrocken übersät war, seltsam steril und unberührt. Es gab nicht das geringste Stäubchen, keine Brocken loser Erde, kein Zeichen von Leben. Es musste wirklich so sein, dass dieses unterirdische Labyrinth seit Anbeginn dieser Welt existierte und heute zum ersten Mal geöffnet worden war.
    Der Gedanke, mich an einem Ort zu befinden, den vor mir noch kein Mensch, ja nicht einmal ein lebendes Wesen betreten hatte, erfüllte mich mit einer absurden Ehrfurcht.
    Shadows Rückkehr riss mich übergangslos in die Wirklichkeit zurück.
    »Der Weg ist richtig«, sagte sie. »Komm.«
    Mühsam nickte ich, stemmte mich auf die Knie und versuchte mir Lady Audleys zwei Zentner über die Schultern zu wuchten, aber meine Kräfte versagten. Alles in allem mussten wir an die zwei Meilen durch den unterirdischen Irrgarten gewandert sein, und die ganze Zeit über hatte ich Lady Audley getragen. Jetzt waren meine Kräfte endgültig erschöpft.
    Shadow sah mir einen Moment kopfschüttelnd zu, ging neben mir in die Hocke und streckte die Hände aus. Aber statt mir dabei zu helfen, den reglosen Körper der Bewusstlosen vollends auf meine Schultern zu laden, berührte sie mit den Fingerspitzen für eine Sekunde meine Schläfen und flüsterte ein einzelnes, fremdartig klingendes Wort.
    Irgendwo in meinem Innern schien sich eine Tür zu öffnen und eine Woge neuer, prickelnder Kraft floss durch meinen Körper. Verwirrt blickte ich sie an, stand mit einer federnden Bewegung auf und hob Lady Audley in die Höhe, als wöge sie gar nichts.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte ich verblüfft.
    Shadow lächelte. »Ich habe gar nichts gemacht«, antwortete sie. »Ich habe deinem Körper nur gezeigt, wie er seine verborgenen Kraftreserven nutzen kann. Aber sie reichen nicht ewig.« Ihre Stimme wurde ein ganz kleines bisschen ernster. »Folge mir. Ich bringe dich hier heraus. Dort entlang.«
    Sie deutete auf einen halbhohen, fast perfekt gerundeten Durchgang an der Seitenwand der Höhle, wandte sich um und ging, ohne sich davon zu überzeugen, dass ich ihr tatsächlich folgte. Ein kurzer, wie poliert wirkender Gang schloss sich an, danach folgte eine schier halsbrecherische Kletterei zwischen rasiermesserscharfen Felsdornen und jäh

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