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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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so.«
    »Vielleicht«, antwortete ich stur. »Aber vielleicht auch nicht. Ich rühre mich nicht von der Stelle, solange sie lebt. Bring mich hinauf. Ich werde mich schon wehren, wenn sie kommen.« Ich war mir darüber im Klaren, dass ich ziemlichen Blödsinn redete. Niemand konnte sich gegen Millionen und Abermillionen von Ratten wehren. Auch ein Hexer nicht. Aber ich war nicht mehr in der Verfassung, logisch zu denken.
    Einen Moment lang blickte mich Shadow mit undeutbarem Ausdruck an, dann seufzte sie, erhob sich wieder zu ihrer vollen Größe von fast zwei Metern und nickte auf sonderbar resignierende Weise. »Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg«, sagte sie. »Wenn wir vermutlich auch alle drei sterben werden. Hilf mir.«
    Gemeinsam hoben wir Lady Audley so vorsichtig wie möglich hoch, wobei Shadow wie ein startender Schwan mit den Flügeln schlug, um zusätzliche Kraft zu gewinnen. Mit einer Kopfbewegung deutete sie tiefer in die Höhle hinein.
    »Dort entlang.«
     
    Zuerst war da nur Schmerz; ein dumpfes, quälendes Pochen, als klopften harte Fingerknöchel von innen gegen seine Schädeldecke. Dann, ganz langsam, regte sich Howards Bewusstsein; der pochende Schmerz verging und stattdessen kamen Übelkeit und ein quälendes Brennen dicht über seinem rechten Ohr, wo ihn der Schlag getroffen und seine Haut aufgerissen hatte.
    Dann die Bilder.
    Dunkelheit. Der plötzliche rote Glanz einer Fackel, Licht, das wie mit dünnen faserigen Fingern in den Gang stieß und sich in eine Nacht fraß, die vielleicht seit Anbeginn der Zeit währte. Er erinnerte sich, das schon fast vertraute Bild des Ganges gesehen zu haben, dann die Ratten, deren Anblick nicht einmal unerwartet kam, trotzdem aber von einem heißen Schrecken begleitet war, und dann die Männer …
    Es war die Erinnerung an das halbe Dutzend stämmiger, dunkel behaarter Männer, die Howard vollends ins Bewusstsein zurückriss und ihn mit einem erschrockenen Laut den Kopf heben und die Augen öffnen ließ. Männer mit ganz normalen, menschlichen Körpern, aber schrecklichen, zu Klauen gewordenen Händen und spitzen Rattengesichtern!
    Im ersten Moment sah er nichts. Um ihn herum war ein dunkelgrauer kränklicher Schimmer unangenehmen Lichtes und es dauerte lange, bis sich seine Augen so weit umgestellt hatten, ihn wenigstens Schemen erkennen zu lassen. Er versuchte sich zu bewegen und merkte erst jetzt, dass er in einer halb aufrechten Haltung an der Wand lehnte, Hand- und Fußgelenke gehalten von breiten, rostzerfressenen Eisenringen, die mit kaum handlangen Ketten an der Wand befestigt waren.
    Er musste sehr lange in dieser Stellung hier gehangen haben, denn seine Handgelenke waren blutig aufgeschürft, und mit dem Erkennen kam der Schmerz. Seine Haut brannte wie Feuer und sein Rücken schien mit einer Million glühender Nadeln gespickt zu sein.
    Howard unterdrückte ein Stöhnen, stemmte sich in die Höhe, so weit es seine Fesseln zuließen, und drehte den Kopf nach rechts und links.
    Die Kammer, in der er sich befand, war nicht groß – ein unregelmäßiges Rund von weniger als zehn Schritten Durchmesser – aber dafür so hoch, dass ihre Decke nicht sichtbar war. Fast wie ein Turm, der auf absurde Weise tief unter die Erde geraten war.
    Die Rattenmänner waren nicht da, aber er war auch nicht allein. Auf der anderen Seite der Kammer, genau ihm gegenüber, lehnte eine halb zusammengesunkene Gestalt an der Wand, wie er von Ketten gehalten und offenbar ohne Bewusstsein. Cohen.
    Howard hörte ein Geräusch, wandte abermals den Kopf und sah, wie sich in der scheinbar massiven Wand eine ovale, gut mannshohe Öffnung auftat. Ein Dutzend großer Ratten strömte wie eine braungraue Flut herein, gefolgt von zwei nur schemenhaft erkennbaren Gestalten mit spitzen Gesichtern, die rechts und links des Einganges Aufstellung nahmen, während die Ratten in der Kammer ausschwärmten und sinnlos durcheinander zu rennen begannen. Howard wartete darauf, dass die Rattenmänner sie ansprachen oder sonst irgendetwas taten, aber sie blieben reglos stehen und es dauerte mindestens zehn Minuten, ehe draußen, auf dem unsichtbaren Gang, wieder Schritte laut wurden.
    Etwas an ihrem Rhythmus störte Howard. Er wusste nur nicht, was.
    Und als er es erkannte, hätte er um ein Haar erneut aufgeschrien.
    Es war eine Ratte. Aber nicht irgendeine Ratte, sondern ein Ungeheuer, das der Urvater aller Ratten sein musste.
    Sie war weiß, von einer so makellosen, strahlenden Farbe, dass ihr

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