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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde eine gewaltige Bronzeglocke zerspringen. Kleine, scharfkantige Metallsplitter flogen durch die Luft und verletzten Menschen und Ratten und schließlich begann die Brust des riesigen Eisentieres zu reißen. Ein haardünner, gezackter Spalt erschien, raste wie ein schwarzer Blitz seinen Hals hinauf, über Schnauze, Stirn und Schädel des Tieres wieder zurück und den Rücken entlang. Ein fürchterliches Knirschen und Mahlen erscholl aus der Brust des eisernen Ungetümes. Schließlich brach es in zwei Teile, die klirrend zu Boden fielen.
    Etwas Schwarzes, Formloses quoll aus seinem Körper.
    Im ersten Augenblick hatte Howard den Eindruck, einer gewaltigen Spinne gegenüberzustehen, aber schon in der nächsten Sekunde erkannte er, dass das nicht stimmte. Das Ding schien nur aus haltlosem brodelndem Schleim zu bestehen, eine widerliche schwarze Masse, pulsierend und zuckend, die immer wieder schwarze Pseudopodien ausbildete, Füße und Arme zu formen versuchte und wieder zerfiel. Armdicke Tentakeln wuchsen aus dem menschengroßen Ball schwarzer Materie hervor, peitschten wie blinde Schlangen die Luft und wurden mit einem schmatzenden Geräusch zurückgesaugt.
    Die Riesenratte stieß einen neuerlichen schrillen Pfiff aus und wieder teilte sich die Menge hinter ihr und ein einzelner Mann trat hervor. Sein Gesicht war bleich vor Furcht, aber er bewegte sich mit festen Schritten, und auf seinen Zügen lag ein entschlossener Ausdruck. Und der Blick seiner Augen war klar. Was immer diese Menschen dazu brachte, ihr Leben zu opfern, dachte Howard schaudernd, es war weder eine Droge noch irgendeine Form von hypnotischem Zwang. Wäre der Gedanke nicht zu schrecklich gewesen, um ihn überhaupt in Betracht zu ziehen, dann hätte er geschworen, dass sie sich freiwillig opferten.
    Der Mann näherte sich dem formlosen schwarzen Ding bis auf wenige Zentimeter, blieb einen Moment reglos stehen und sank schließlich auf die Knie herab. Demütig senkte er das Haupt, stützte die Handflächen auf den Oberschenkeln auf und schloss die Augen.
    Ein Zittern lief durch die schwarze Masse. Langsam, als hätte sie kaum noch die Kraft dazu, bildete sie einen schwarzen, nervendünnen Strang aus, der tastend wie eine blinde Schlange auf den Knienden zukroch, seine Hand berührte und ohne sichtbaren Widerstand in seine Haut drang.
    Der Mann zuckte zusammen. Ein leiser, wimmernder Schmerzlaut kam über seine Lippen. Aber er versuchte nicht, die Hand zurückzuziehen.
    Sekundenlang geschah nichts mehr. Dann verstärkte sich das Pulsieren und Beben der schwarzen Masse und gleichzeitig begann der Kniende zu zittern. Der schwarze Ball vor ihm zuckte und wogte jetzt immer stärker und schließlich kam Rhythmus in seine Bewegung; aus dem konvulsivischen Zucken und Zittern wurde ein schnelles, rasendes Pumpen.
    Und der Körper seines Opfers begann in sich zusammenzufallen wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich.
    Howard schloss mit einem Stöhnen die Augen, aber was er nicht verschließen konnte, waren die Ohren. Die Geräusche, die er hörte, waren schrecklich genug, ihm zu verraten, was weiter geschah. Das furchtbare Schmatzen und Saugen wurde lauter, steigerte sich zu einem Geräusch, das sich wie eine glühende Messerklinge in sein Denken zu graben schien, und verklang dann; ganz allmählich nur.
    Als er die Augen wieder öffnete, war der Mann verschwunden. Nur seine Kleider lagen noch da; und ein unregelmäßig geformter, feuchter Fleck auf den steinernen Mosaikfliesen.
    Der schwarze Ball hatte sich verwandelt. Aus der formlosen Masse war ein grotesker, aufgedunsener Balg geworden, aus dem missgestaltete Tentakel und dünne, wie abgerissen wirkende Stränge wuchsen. Ein auf furchtbare Weise deformiertes, pupillenloses Auge, groß wie eine Männerfaust, starrte ihn an, darunter schnappten zwei lippenlose, mit rasiermesserscharfen Zähnen bewehrte Mäuler.
    »Thuuuuul«, summte die Menge. »Thuuuuuul.«
    Es war ein Laut, den Howard nie, nie wieder vergessen sollte.
     
    Ich fiel. Rasend schnell stürzte ich in die Tiefe, schneller, tausend Mal schneller, als es normal gewesen wäre, mich immer wieder überschlagend, hilflos mit Armen und Beinen um mich schlagend und schreiend. Ich stürzte nicht einfach, sondern fühlte mich von einer unsichtbaren, unglaublich starken Macht gezogen. Angst, ungeheure, jeden Rest logischen Denkens hinwegfegende Angst schlug über mir zusammen. Ich schrie, brüllte aus Leibeskräften und spürte, wie sich mein rasender

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