Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Steinpfeilers nach Halt.
    Etwas Sonderbares geschah:
    Ich spürte die Härte und Unnachgiebigkeit des schwarzen Materials so deutlich, als hätte ich gehärteten Stahl berührt. Und trotzdem drangen meine Fingerspitzen so mühelos in seine Oberfläche, als tauchte ich sie in dunkles Quecksilber.
    Ich zögerte noch einen Moment, dann belastete ich prüfend die rechte Hand und fühlte, wie sie auf Widerstand traf. Unverzüglich begann ich mit dem Aufstieg.
    Es ging erstaunlich gut. Aus der Entfernung hatte der Pfeiler glatt und gerade ausgesehen, aber seine Flanken waren leicht einwärts geneigt, sodass ich, Hand über Hand und gleichzeitig mit den Schuhspitzen Halt suchend, relativ mühelos an seiner Seite hinaufsteigen konnte. Seine Höhe musste an die dreißig Yard betragen, aber in mir war noch immer dieses fremde, kraftvolle Etwas, das Shadow mir gegeben hatte, und ich spürte die Anstrengung kaum, die ein Aufstieg wie dieser normalerweise bedeuten musste. Schon nach einer knappen Minute erreichte ich die Stelle dicht unter seiner Spitze, an der sich seine Flanken einwärts neigten, sodass ich nicht mehr klettern musste, sondern beinahe auf Händen und Knien weiterkriechen konnte. Schließlich hatte ich den Aufstieg vollends beendet.
    Was von unten wie eine nadelscharfe Spitze ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit eine quadratische, gut einen Yard messende Plattform, in deren Mitte sich eine faustgroße Vertiefung befand. Auf ihrem Grund lag ein fingernagelgroßer Diamant.
    Keuchend kniete ich auf der schwarzen Plattform nieder, sah noch einmal zu Lady Audley und Shadow zurück und streckte die Hand aus, um den Kristall zu berühren.
    Halt!
    Shadows Gedanke traf mich wie ein Peitschenhieb. Abrupt zog ich die Hand wieder zurück, richtete mich ein wenig auf und sah zu ihr hinab.
    Leere deinen Geist, Robert!, wisperten ihre Gedanken. Du darfst an nichts denken. An gar nichts. Nicht du bist es, der den Steuerkristall berührt, sondern ich. Entspanne dich. Denke an nichts.
    Ich versuchte es. Aber wer einmal versucht hat, ganz bewusst an nichts zu denken, der weiß, wie schwer das ist. Zudem war ich aufgeregt und vollkommen erschöpft. Hinter meiner Stirn tobte das Chaos.
    Robert, drängte Shadow. Konzentriere dich. Sie kommen!
    Ich versuchte es. Aber es blieb bei einem Versuch. Statt der Leere, die ich hinter meiner Stirn schaffen wollte, sah ich die bizarrsten Bilder und Schreckensvorstellungen. Grimassen tauchten auf und zerflossen wieder, Hände schienen nach mir zu greifen und verwandelten sich in schwarze Ströme reiner Furcht und plötzlich verschwanden die Farben, verschwanden die Höhle und der Obelisk und alles wurde grau und düster und -
    Es war diese Farbe, die mich zurück in die Wirklichkeit riss. Es war das gleiche Gefühl, das ich oben im Haus gehabt hatte, Sekunden, ehe der Angriff der Killerratten erfolgte, und plötzlich begriff ich, dass es nicht mein eigenes Unterbewusstsein war, das mir einen bösen Streich spielte, sondern ein weiterer, rein geistiger Angriff des Obelisken, eine Attacke auf einer Ebene, gegen die ein normaler Mensch machtlos war.
    Aber zumindest in dieser Hinsicht war ich kein normaler Mensch, sondern Robert Craven, der Sohn und Erbe Roderick Andaras – der Hexer.
    Und ich tat das, was ich von Anfang an hätte tun sollen.
    Meine Gedanken formten Worte und Formeln, die ich irgendwann einmal gelernt und schon wieder vergessen geglaubt hatte, griffen hinaus in die Dimension der Magie und taten Dinge, die ich wohl begreifen, niemals aber wirklich in Worte fassen konnte. Unsichtbare Energieströme wurden umgelenkt, die Schnittlinien der Wirklichkeit verschoben sich, dann schien irgendetwas hinter meiner Stirn hörbar einzurasten.
    Als ich die Augen öffnete, waren die Farben noch immer verschwunden, aber es war nicht mehr der Atem Shub-Nigguraths, den ich fühlte. Die Welt bestand nur noch aus Schwarz und Weiß und allen nur denkbaren Schattierungen dazwischen, dazu waren Hell und Dunkel umgekehrt, sodass ich den Obelisken plötzlich als grell weiße Säule vor einem dunklen Hintergrund sah, meine Hand dunkel vor dem Nachtschwarz des Kristalls, nach dem sie ausgestreckt war. Ein Netz leuchtender Energielinien durchzog die Höhle wie ein gewaltiges Spinnennetz. Dort, wo sich die normalerweise unsichtbaren Kraftströme kreuzten, schienen winzige grelle Sterne zu pulsieren.
    Entschlossen führte ich die Bewegung zu Ende.
    Ich hatte Kälte und das glatte Gefühl von Diamant erwartet,

Weitere Kostenlose Bücher