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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewaltigen Dimensionen der Katakombenstadt. Es mussten Meilen von Gängen sein, Meilen um Meilen, die ganz London und vielleicht ein noch größeres Gebiet unterzogen. Er glaubte jetzt zu ahnen, was Cohen gemeint hatte, als er behauptete, in Wirklichkeit seien nicht die Menschen, sondern die Albinoratte der Herr der Stadt.
    Etwas im Klang der dämonischen Melodie änderte sich und Howard sah auf. Die Menge wiegte sich weiter hin und her und rief noch immer dieses eine, schreckliche Thuuuuuul. Dann begann sich das Licht zu verändern.
    Im Zentrum der Spirale aus Körpern, gute zwei Yards über dem frei gebliebenen Kreis, erschien ein giftgrüner Lichtball. Zuerst war er winzig wie eine Nadel, deren Kopf ein intensives Licht ausstrahlte, aber er wuchs binnen weniger Sekunden zu einem Ball und schließlich zu einer mannsgroßen, flammenden Kugel grauenhaft heller Glut. Howard schloss mit einem leisen Stöhnen die Augen, aber die Helligkeit fraß sich selbst durch seine geschlossenen Lider.
    »Thuul«, intonierte die Menge. »Thuul! Thuul!« Immer und immer wieder, bis der Laut Howards Herzschlag in seinen Bann zog, seine Zähne zum Vibrieren und jeden einzelnen Knochen in seinem Leib zum Schwingen zu bringen schien. Schließlich dachte er sogar im Rhythmus dieses schrecklichen, immer wiederkehrenden Wortes.
    Auch der Lichtball pulsierte im gleichen Takt, den die Singenden vorgaben. In seinem Inneren begann sich ein dunkler, zuerst noch formloser Umriss zu bilden. Nach einer Weile wurde er fester und gleichzeitig sank der Ball herab, berührte den Boden und drang darin ein.
    Noch einmal erbebte die Höhle unter einem gewaltigen, aus zweihundert Kehlen hervorgebrüllten »Thuuuuuul«. Der grüne Lichtball erlosch und an seiner Stelle stand ein gewaltiges schwarzes Etwas auf dem zerfressenen Stein.
    Howard keuchte vor Erstaunen, als er sah, was aus dem Flammenball hervorgetreten war.
    Es war ein Wolf.
    Das Tier war größer als ein Mensch, und es bestand aus Eisen!
    Howards Augen weiteten sich ungläubig. Das Tier bewegte sich, wandte den Kopf hierhin und dorthin und machte einen ersten, schwerfälligen Schritt.
    Aber es war kein lebendes Wesen, sondern eine Statue aus schwarzem, von Wind und Jahrhunderten verwittertem Eisen!
    Die Menge teilte sich. Die ineinander verflochtene Menschenkette zerbrach und eine Gasse entstand, durch die der Stahlwolf schritt. Howard sah, dass die verwitterten Steinfliesen unter seinem Gewicht Sprünge und Risse bekamen.
    Langsam bewegte sich das Tier auf ihn zu. Howard schauderte, als er dem Blick seiner schwarzen Augen begegnete. Auch sie waren aus Metall wie der gesamte Leib des bizarren Ungeheuers, und trotzdem schienen sie von lauerndem, bösem Leben erfüllt. Und einem Ausdruck von mit Leid gepaartem Hass, der ihn innerlich aufstöhnen ließ.
    Wieder teilte sich die Menge und ein halbes Dutzend der Rattenmänner kam heran, begleitet von der Albinoratte. Rasch näherten sie sich dem Wolf, der bei ihrem Auftauchen stehen geblieben war und den Kopf gedreht hatte, blieben in einiger Entfernung stehen und senkten demütig die Häupter. Die Albinoratte stieß einen schrillen, misstönenden Pfiff aus und aus der Menge hinter ihnen lösten sich zwei Männer und eine Frau, gingen auf den Wolf zu und knieten einen halben Meter vor ihm nieder.
    Es ging fast zu schnell, als dass Howard auch nur begriff, was geschah, ehe es vorbei war. In den Händen der Rattenmänner blitzten Messer. Ein grausiger Ton erklang und plötzlich fielen die Knienden mit durchschnittener Kehle nach vorne.
    Aber das war nicht alles.
    Howard konnte das, was in den nächsten Sekunden geschah, nicht in Worte fassen. Er sah nichts Außergewöhnliches – dafür spürte er umso deutlicher, wie sich etwas in dem schwarzen Monstrum regte, mit unsichtbaren Spinnenfingern zu den drei sterbenden Opfern hinabgriff und irgendetwas aus ihren Körpern saugte; im gleichen Maße, in dem das Blut aus ihren durchschnittenen Kehlen floss.
    Und dann begann sich der Wolf zu verändern. Die harten, mit groben Werkzeugen geschnittenen Kanten und Winkel seines Körpers bröckelten ab, rostige Späne fielen wie blutiger Hagel zu Boden; Risse und Sprünge durchzogen den Leib des eisernen Monumentes. Im ersten Moment war es fast unmerklich, aber die Verwandlung nahm zu, je stärker der Strom unsichtbarer Kraft wurde, den das Ungeheuer aus den Körpern seiner Opfer saugte.
    Dann zerbrach es.
    Ein heller, peitschender Laut erscholl; ein Geräusch, als

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