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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ihre Schwingen zerteilten die Luft, zerrissen die Fäden des bizarren magischen Netzes und fegten mich um ein Haar von der Spitze des Obelisken herunter. Keuchend langte sie neben mir an, legte Lady Audley nicht gerade sanft auf den Boden und beugte sich vor. Ihre Hand schloss sich um meine, die den Kristall hielt.
    Das Tor sprang mit einem peitschenden Schlag vollends auf, und dann griff irgendetwas Dunkles, Formloses, Wirbelndes nach Lady Audley, Shadow und mir und riss uns in das Nichts zwischen den Welten.
     
    Die Kammer war klein, fensterlos und nur von einer einzelnen, rußenden Kerze erhellt. Howard war nicht wieder gefesselt worden, aber zwischen ihm und dem offenen, halbrunden Eingang hockte ein gutes Dutzend katzengroßer, schwarzer Ratten und verfolgte jede einzelne seiner Bewegungen voller Misstrauen. Der Gedanke an Flucht war vollkommen aussichtslos.
    Howard kaute lustlos an dem Bissen halb verschimmelten Brotes, das man ihm gebracht hatte. Es schmeckte widerlich, und wenn er den Fehler beging, daran zu denken, was er da kaute, stieg sofort bittere Übelkeit aus seinem Magen empor. Aber es hatte ihn schon verwundert, dass man ihm überhaupt zu essen brachte. Zumindest, dachte er trübsinnig, hatten sie nicht vor, ihn verhungern zu lassen.
    Howard wusste längst nicht mehr, wie lange er schon in diesem Universum ohne Licht und Himmel war. Fünf Tage, sechs, sieben – er hatte ein halbes Dutzend Mal geschlafen und hatte ebenso oft zu essen bekommen, aber er wusste, dass das nicht unbedingt ein verlässliches Maß war.
    Zweimal waren Menschen in seine improvisierte Zelle gekommen, um sie vom gröbsten Schmutz zu reinigen und die Abfallgrube in ihrem hinteren Teil zu leeren, und einmal hatte man ihm sogar Wasser gebracht, damit er sich waschen konnte. Das war alles gewesen.
    Sein Arm schmerzte und seine linke Hand fühlte sich taub an und war geschwollen und rot. Während der letzten Tage war es Howards Hauptbeschäftigung gewesen, sich das Gehirn zu zermartern und auf alles zu besinnen, was er jemals über die Tollwut gehört hatte. Viel war es nicht. Wie jedermann wusste er, dass es diese Krankheit gab und dass sie so unheilbar wie tödlich verlief, aber das war auch schon beinahe alles. Er glaubte, irgendwo einmal gelesen zu haben, dass es Wochen, wenn nicht Monate dauerte, bis ihre Opfer die ersten Symptome bemerkten. Sein geschwollener Arm mochte nur von der verschmutzten Nadel herrühren, mit der er gestochen worden war; aber nicht einmal dessen war er sich sicher.
    Das Einzige, was er zu wissen glaubte, war, dass sie ihn hier festhalten würden, bis seine Krankheit im letzten Stadium angelangt war. Dann würden sie ihn freilassen; ein Irrsinniger, dessen Gehirn von Viren zerstört und dessen bloße Berührung tödlich war.
    Howard schauderte. Er hatte daran gedacht, sich selbst zu töten, aber er ahnte, dass seine Rattenwächter jeden Versuch dazu schon im Ansatz vereiteln würden.
    Und er wusste auch nicht, ob er den Mut dazu hatte.
    Das Geräusch von Schritten drang in seine Gedanken und ließ ihn aufsehen. Die Ratten wichen von der Tür zurück und eine Gestalt trat gebückt in die Zelle. Es war keiner der Rattenmänner, wie er befürchtet hatte, sondern eine junge, verhärmt aussehende Frau, dunkelhaarig und kaum älter als zwanzig. Trotz der Spuren von Müdigkeit und Furcht, die ihr Antlitz gezeichnet hatten, wirkte sie auf die gleiche Weise entschlossen und fest wie alle, die er bisher hier unten getroffen hatte.
    »Kommen Sie mit«, sagte sie.
    Howard stand umständlich auf. Seine Beine waren taub vom langen, reglosen Sitzen und sein Rücken schien in zwei Teile zerbrechen zu wollen, als er den ersten Schritt tat, aber seine Führerin wartete geduldig, bis er an ihr vorbei und aus der Zelle gegangen war, dann wies sie mit einer einladenden Geste nach links. Begleitet von einem Dutzend Ratten gingen sie los.
    »Wohin führen Sie mich?«, fragte Howard, nachdem sie eine Weile durch das sinnverwirrende Labyrinth der Gänge geirrt waren.
    Zu seiner Überraschung bekam er sogar Antwort. »Der Herr verlangt, Sie zu sehen«, sagte das Mädchen.
    »Der Herr?« Howard versuchte vergeblich, seiner Stimme einen abfälligen Klang zu verleihen. Alles, was darin mitschwang, war eine grenzenlose Erschöpfung. »Dieses Ungeheuer von Ratte?«
    Das Mädchen wandte mit einem Ruck den Kopf. Ihre Augen blitzten. »Sie ist kein Ungeheuer!«, sagte sie scharf. »Hüten Sie Ihre Zunge, Lovecraft. Sie verstehen

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