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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nichts.«
    »Das will ich auch gar nicht«, antwortete Howard ebenso scharf wie sie. Er wusste, wie sinnlos es war, dieses Gespräch überhaupt zu führen. Aber aus einem Grund, den er selbst nicht ganz begriff, versetzten ihn die Worte des Mädchens in rasende Wut. Vielleicht, weil es gerade ein äußerlich ganz normales, sogar sanft aussehendes Mädchen war, das sie sprach. Fast noch ein Kind.
    »Was ich gesehen habe, war schon mehr als genug«, fuhr er fort.
    Das Mädchen blieb stehen. Ihr Blick flammte vor Zorn. »Sie verstehen nichts«, sagte sie noch einmal. »So wie alle anderen vor Ihnen.«
    »Dann erklären Sie es mir!«, verlangte Howard. »Erklären Sie mir, was das alles hier zu bedeuten hat. Erklären Sie mir, warum Sie und Ihre – wie soll ich sie nennen? Brüder und Schwestern? – warum Sie Ihr Leben wegwerfen, um ein Ungeheuer zu erwecken!«
    Ein abfälliges Lächeln huschte über die Lippen des Mädchens. »Wir werfen unsere Leben nicht fort«, sagte sie heftig. »Was Sie erlebt haben, war unsere Erfüllung. Der Tag, auf den wir seit Generationen gewartet haben.«
    »Ich habe nur einen scheußlichen Mord gesehen«, knurrte Howard.
    »Für Sie mag es so ausgesehen haben, aber was bedeutet das?«, fragte das Mädchen. »Was bedeutet der Tod eines Einzelnen oder auch von hundert, wenn es um das Schicksal eines Volkes geht?«
    »Wessen?«, fragte Howard lauernd. »Das der Menschen oder der GROSSEN ALTEN?«
    Das Mädchen fuhr zusammen. Einen Moment lang war ihre Selbstsicherheit erschüttert, aber dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. »Sie irren sich, Mister Lovecraft«, sagte sie. »Shub-Niggurath hat wenig mehr mit den GROSSEN ALTEN zu schaffen als Sie oder ich.«
    »Shub-Niggurath?« Howard keuchte. »Sie … Sie wollen sagen, dass … dass dieses Ungeheuer …«
    »… Shub-Niggurath ist«, beendete das Mädchen den Satz und nickte. »Ja. Das TIER. Die schwarze Ziege mit den tausend Jungen.« Sie lächelte. »Er hat viele Namen und jeder einzelne ist so richtig wie falsch. Aber er gehört nicht zu denen, die Sie die GROSSEN ALTEN nennen. Nicht so, wie Sie glauben.«
    »Was bedeutet das?«, schnappte Howard, aber diesmal antwortete das Mädchen nicht mehr, sondern presste nur die Lippen aufeinander.
    »Sie haben schon viel zu viel erfahren«, sagte sie schließlich. »Mehr, als ich hätte sagen dürfen. Kommen Sie. Er wartet nicht gerne.«
    Sie gingen weiter und legten den Rest des Weges schweigend zurück. Das Mädchen führte ihn zurück in die Halle, in der er das Erscheinen Shub-Nigguraths beobachtet hatte, deutete mit einer befehlenden Geste nach vorne und entfernte sich wieder.
    Howard musste all seine Kraft zusammennehmen, um weiterzugehen.
    Die Halle hatte sich auf schreckliche Weise verändert. Im ersten Moment erschien sie ihm größer und düsterer als beim ersten Mal, dann sah er, dass sie sich nur geleert hatte. Statt der zweihundert Männer und Frauen, die er vor Wochenfrist gesehen hatte, befand sich nur noch ein knappes Dutzend Menschen in dem großen, kuppelförmigen Saal.
    Und in seiner Mitte hockte das Ding.
    Howards Magen krampfte sich zu einem stacheligen Klumpen zusammen, als er sah, auf welche Weise sich Shub-Niggurath verändert hatte.
    Aus dem zuckenden Klumpen war ein elefantengroßer, aufgedunsener Balg glitzernden schwarzen Fleisches geworden, eine titanische Scheußlichkeit, die wie ein pulsierendes Krebsgeschwür in der Mitte der Halle hockte, zuckende Tentakel wie die Stränge eines feuchtschwarzen Spinnennetzes in alle Richtungen streckend, mit zahllosen, schnappenden Mäulern und mehr als einem Dutzend gewaltiger blinder Augen, die wie grässliche Blüten auf langen, glitzernden Stielen wippten. Howard wurde schlecht.
    KOMM NÄHER, MENSCHENWURM!, dröhnte eine Stimme in seinen Gedanken.
    Howard krümmte sich wie unter einem Schlag. Verzweifelt bemühte er sich, dem befehlenden Klang der lautlosen Stimme zu widerstehen, aber sein Wille zerbrach wie eine Glasscheibe unter dem Tritt eines Riesen. Gegen seinen Willen setzten sich seine Beine in Bewegung und trugen ihn auf den zuckenden Giganten zu. Sein Blick folgte den dünnen, glitzernden Fäden, die von seinem missgestalteten Leib ausgingen. Sie waren unterschiedlich lang und zum Teil ineinander verflochten – aber alle endeten in kleinen, schmierigen Flecken aus zerfallenem Stoff, Leder- und Metallfetzen und geborstenem Stein. Er stöhnte innerlich auf, als er begriff, dass das Opfer, dessen Zeuge er geworden

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