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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vier Yards. Welche unglaublichen Gewalten waren nötig, diese Schicht aus Felsen und Erdreich zu durchstoßen?
    Aber ich behielt meine Überlegungen auch diesmal für mich und sah Spears nur nachdenklich an. Der Fregattenkapitän rief seinen Leuten ein paar militärische Kommandos zu, die ich nicht verstand. Augenblicke später setzte sich der kleine Trupp, im Gänsemarsch und hintereinander auf dem schmalen Steinsims, dem bleichen Schein der Lampe folgend, in Bewegung.
    Der Kanal zog sich eine gute halbe Meile gerade wie mit einem Lineal gezogen dahin, dann vollführte er eine scharfe Wendung nach rechts und mündete in einen größeren Gang; aus dem schmalen schnell fließenden Bach neben uns wurde ein reißender Strom stinkenden braunen Wassers und der Gestank wurde noch übermächtiger. Ich hatte das Gefühl, kaum mehr atmen zu können, und aus meinem Magen kroch langsam, aber unaufhaltsam, eine dumpfe Übelkeit empor. Im flackernden Licht der Lampen konnte ich erkennen, dass auch Spears Männer bleich geworden waren.
    Plötzlich erscholl irgendwo weit vor mir ein Schrei. Der Lichtkegel von Spears Lampe begann einen Moment wild auf und ab zu hüpfen, strich an der Decke und den Gangwänden entlang und richtete sich schließlich auf die Wasseroberfläche.
    Unter den braunen Fluten war ein mächtiger, dunkler Umriss zu erkennen. Er war größer als ein Mensch, von länglicher Form und ungeheuer massig. Und er bewegte sich gegen die reißende Strömung!
    »Was ist das?«, brüllte Spears. »Fredkin – schießen Sie!«
    Ich begriff den Inhalt von Spears Worten eine Sekunde zu spät. Im auf und ab hüpfenden Schein der Lampe konnte ich erkennen, wie der Angesprochene das Gewehr an die Wange riss und zielte. Aber mein Warnschrei ging bereits im Krachen des Schusses unter.
    Der Lärm war unbeschreiblich. Der gekrümmte Gang fing das Krachen des Schusses auf und warf es tausendfach verstärkt zurück. Ein Bersten und Peitschen erscholl, als wäre direkt neben uns eine Kanone abgefeuert worden, und der gesamte Stollen schien zu beben.
    Unmittelbar über dem dunklen Umriss spritzte das Wasser hoch. Das Ding zuckte, sackte wie von einem Faustschlag getroffen ein Stück in die Tiefe – und schoss wie ein schwarzer Blitz auf das Ufer und die Männer zu!
    Die Soldaten begannen zu feuern. Über, neben und vor dem schwarzen Etwas explodierte die Wasseroberfläche unter dem Einschlag Dutzender von Geschossen, aber die Wirkung war gleich Null. Der Schatten kam rasend schnell näher, prallte mit einer Wucht, die ich durch den Stein hindurch spüren konnte, gegen das gemauerte Ufer, und -
    Es ging zu schnell, um Einzelheiten zu erkennen. Braunes, zähflüssiges Wasser spritzte bis unter die Gangdecke und besudelte die Soldaten, stinkender Schaum schoss wie eine Fontäne in die Höhe und inmitten des Chaos war plötzlich etwas Dunkles, Formloses, einer riesigen schwarzen Qualle gleich und mit dünnen Ärmchen und Tentakeln das Wasser peitschend. Das Krachen der Schüsse, die entsetzten Schreie der Männer und das Klatschen und Rauschen des auseinander spritzenden Wassers vermischten sich zu einer höllischen Melodie.
    Die Bestie war größer als ein Mensch, aber ihre Form war auch jetzt noch nicht wirklich zu erkennen. Sie ähnelte einer ins Groteske überzeichneten Kaulquappe, hatte weder Augen noch andere sichtbare Sinnesorgane, dafür aber ein Maul, an dem jeder Mörderhai seine helle Freude gehabt hätte. Ein langer, stachelbesetzter Drachenschwanz peitschte aus dem Wasser und riss vier oder fünf der Männer von den Füßen.
    Eine ganze Salve von Schüssen krachte. Trotz der großen Entfernung konnte ich sehen, wie die Kugeln in den schwammigen Balg der Bestie schlugen – und ohne Wirkung blieben!
    Das Ungeheuer fuhr mit einem zornigen, blubbernden Laut herum. Sein gewaltiges Maul klaffte auf und ein dünner, fadenähnlicher Tentakel peitschte in die Höhe, wickelte sich wie ein Seil um den Arm eines Soldaten und riss ihn nach vorne. Der Mann fiel auf die Knie und ließ sein Gewehr fallen. Verzweifelt versuchte er sich irgendwo festzuklammern, aber so dünn der Tentakel war, so kräftig schien er zu sein. Unaufhaltsam wurde der Mann nach vorne gezogen, bis sein Oberkörper halbwegs im Wasser hing.
    Spears war mit einem Schrei bei ihm. In seinen Händen blitzte ein Messer. Ungeachtet der Gefahr, in der er sich selbst befand, riss er den Mann mit aller Gewalt zurück und ließ die Klinge auf den dünnen, ölig glänzenden

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