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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zerschlagener Haufen, der schließlich das Meeresufer erreichte. Ein paar von Spears Männern ließen sich erschöpft auf die Knie sinken oder warfen sich gar der Länge nach in die eiskalte Brandung, um den Schlamm und das stinkende Wasser abzuwaschen, während Nemos Leute wie durch Zufall ein Stück zurückblieben und sich im Halbkreis hinter den Marinesoldaten aufstellten. Auch von Nemo selbst hatte eine fühlbare Anspannung Besitz ergriffen. Von der Erschöpfung, die ich ihm noch vor Augenblicken angemerkt hatte, war keine Spur mehr geblieben.
    Auf ein Zeichen des Kapitäns hin kam das Boot, das ich von oben aus gesehen hatte, näher. Ich erkannte jetzt, dass es weitaus größer war, als ich bisher geglaubt hatte. Gute zwanzig Fuß lang und mit einem – wenn auch im Moment zurückgelegten – Mast. Es musste mehr als zwei Dutzend Männern Platz bieten und war schon fast eine kleine Pinasse. An seinem Heck befand sich ein sonderbarer Aufbau, den ich in der herrschenden Dunkelheit zwar nicht genau erkennen konnte, der aber einen irgendwie bizarren Eindruck machte, gezackt und dabei geschwungen, sodass er dem ganzen Boot etwas von einem Haifisch zu verleihen schien, trotz seiner plumpen Form. Bemannt war das Schiff nur mit drei Matrosen, die die gleichen schwerfällig wirkenden Monturen trugen wie Nemo und seine Leute.
    Auch sie waren bewaffnet. Und ich war ziemlich sicher, dass es kein Zufall war, dass die Spitzen ihrer Zackenharpunen auf die Gruppe erschöpfter Marinesoldaten am Ufer deuteten.
    »Bitte, meine Herren – gehen Sie an Bord«, sagte Nemo. Seine Stimme klang ungeduldig, fast gereizt.
    Spears sah auf. Auf seinen Zügen mischten sich Überraschung und Müdigkeit mit einem langsam aufkeimenden, immer stärker werdenden Schrecken.
    »Was soll das heißen?«, fragte er. »Wieso -«
    »Bitte, Kapitän«, unterbrach ihn Nemo. »Befehlen Sie Ihren Leuten, an Bord der Pinasse zu gehen. Meine Zeit ist knapp bemessen.«
    Spears schluckte krampfhaft. Seine Hand senkte sich auf die Pistolentasche an seiner Seite, aber er führte die Bewegung nicht zu Ende, als Nemos Harpune hochruckte.
    »Begehen Sie jetzt bitte keinen Fehler«, sagte Nemo ruhig. »Ich bin nicht Ihr Feind.«
    Spears keuchte. »Was soll das bedeuten?«, fragte er noch einmal.
    »Nicht das, was Sie denken«, antwortete Nemo ruhig. »Ich muss Sie lediglich bitten, mich an Bord meines Schiffes zu begleiten.«
    »Ihr Schiff?« Spears schüttelte verwirrt den Kopf. Entweder, dachte ich, begriff er wirklich nicht, was hier vor sich ging, oder er versuchte bewusst den Idioten zu spielen, um Nemo zu täuschen. »Was soll der Unsinn?«, fragte er. »Meine Männer und ich müssen zurück in die Stadt!«
    Nemo seufzte. »Seien Sie vernünftig, Spears«, sagte er, beinahe sanft, aber trotzdem mit einer hörbaren Spur von Ungeduld. »Sie wissen so gut wie ich, dass ich das nicht zulassen kann. Gehen Sie an Bord. Bitte.«
    »Dann sind wir Ihre Gefangenen?«, fragte Spears.
    Nemo seufzte. »Das Wort Gäste wäre mir lieber, Kapitän, aber wenn Sie Wert darauf legen – bitte.«
    »Aber warum?«, fragte Spears verwirrt. »Wir kämpfen auf der gleichen Seite, Nemo. Sie und ich -«
    »Verdammt nochmal, Spears, halten Sie endlich den Mund!«, unterbrach ich ihn ärgerlich. »Begreifen Sie immer noch nicht, wer dieser Mann ist?«
    Spears starrte erst mich, dann Nemo an, öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, brachte, aber nur ein halb ersticktes Krächzen hervor. Plötzlich wurden seine Augen rund vor Schrecken.
    »Nemo«, murmelte er. »Sie … Sie sind Kapitän Nemo?! Der Nemo?«
    Statt einer direkten Antwort senkte Nemo seine Harpune und trat ein paar Schritte auf Spears zu. Sein ausgestreckter Arm deutete nach Osten, auf das Meer hinaus.
    Ein Stück vor der Küste, vielleicht eine halbe Seemeile entfernt, begann das Wasser zu schäumen. Zuerst war es nur ein leichtes Kräuseln der Oberfläche, als spiele der Wind mit den Wellen, dann wurden die Blasen größer und mächtiger und mit einem Male übertönte ein gewaltiges Rauschen den monotonen Rhythmus der Brandung. Immer stärker und stärker schäumte das Meer und plötzlich, als wäre an seinem Grund ein unterseeischer Vulkan ausgebrochen, schoss eine gewaltige Fontäne aus Wasser und weißem Schaum in die Luft, erhob sich bis auf dreißig, vierzig Yards Höhe und fiel zurück, als blase ein riesiger Wal Wasser ab.
    Dann erschien der Gigant.
    Trotz seiner ungeheuerlichen Größe hatte sein Auftauchen etwas

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