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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte auf keine meiner Fragen – und es waren ihrer eine Menge gewesen! – wirklich geantwortet, sondern sich in geheimnisvollen Andeutungen ergangen, nach denen ich mich verwirrter fühlte als vorher.
    Ein metallisches Schaben von der Tür her ließ mich aus meinen düsteren Gedanken auffahren. Ich blinzelte, setzte mich mit einem Ruck auf dem Diwan auf und sank gleich wieder zur Seite, als mein Magen die unvorsichtige Bewegung mit einem neuerlichen Schub saurer Galle in meinen Mund quittierte. Das wuchtige Schott glitt mit einem hörbaren Quietschen zur Seite, und ein hochgewachsener Mann im blau-weiß gestreiften Bordhemd des Schiffes und schwarzen Hosen trat gebückt durch die Öffnung. Es war der gleiche Mann, der mir vor Stundenfrist das Essen gebracht hatte.
    Schweigend wartete er, bis ich mich – weitaus langsamer und vorsichtiger als beim ersten Mal – erhoben hatte, trat zur Seite und machte eine einladende Handbewegung auf den Gang hinaus. Ich trat an ihm vorbei und rammte mir prompt den Schädel an der niedrigen Kante des Schotts an. Die Mundwinkel des Matrosen zuckten verdächtig, aber als er meinem finsteren Blick begegnete, verbiss er sich mit Macht das Grinsen, das mein Missgeschick ihm aufdrängen wollte, sondern beeilte sich, sich an mir vorbeizuschieben und gebückt vorauszugehen.
    Trotz meiner Übelkeit, die jetzt, als ich auf dem schwankenden Boden auch noch gehen musste, noch weiter zunahm, erweckte der Anblick sofort meine Neugier. Der Gang war so niedrig, dass auch ein sehr viel kleinerer Mann als ich schwerlich hätte aufrecht gehen können. Alles an Bord dieses phantastischen Schiffes war irgendwie eng und klein. Seine Wände, die leicht einwärts gebogen waren, wie um der Krümmung des Rumpfes zu folgen, waren mit schweren, goldbemalten Tapeten und Stoffen verziert, nur hier und da lugte eine Leitung oder ein sonderbares technisches Gerät hervor, aber auch diese verkleidet und kaschiert, so gut es ging. Wie in meiner Kabine verbreiteten wundersame elektrische Lampen unter der Decke mildes, nahezu schattenloses Licht und wie dort lagen auf dem Boden weiche Teppiche, gegen die selbst die Bodenbeläge meines gewiss nicht ärmlichen Hauses in London schäbig ausgesehen hätten. Wäre das rhythmische Pochen der schweren Maschinen nicht gewesen, die tief unter uns im Leib des Schiffes wie gewaltige stählerne Herzen schlugen, hätte ich eher angenommen, mich in einem feudalen Landhaus zu befinden, nicht in einem Schiff, das zehn Faden unter der Wasseroberfläche die Meere durchkreuzte.
    Der Gang schien wie eine gewaltige stählerne Aorta durch die gesamte Länge des Schiffsrumpfes zu gehen, denn wir legten eine Distanz von gut fünfzig Schritten zurück, ehe der Matrose vor einem weiteren halbrunden Schott stehen blieb und mit einer auffordernden Handbewegung zur Seite wich. Die zollstarke Panzertür glitt nahezu lautlos nach oben, als ich darauf zutrat, und gab den Blick auf eine eng gewundene, metallene Treppe frei, die dahinter gleichzeitig nach unten und in die Höhe führte.
    Mein schweigsamer Führer lächelte auffordernd, trat zurück und wies mit einer Handbewegung nach oben, wie um mir mit Gesten zu verstehen zu geben, dass ich weitergehen sollte, ohne auf ihn zu warten. Wahrscheinlich, überlegte ich, war er des Englischen nicht mächtig und versuchte sich auf diese Weise verständlich zu machen.
    Die Sicherheitstür fiel hinter mir zu, kaum dass ich den Fuß auf die erste Stufe der Eisentreppe gesetzt hatte. Instinktiv blieb ich stehen, sah kurz nach oben und beugte mich dann über das schmale Geländer, um in die Tiefe zu blicken. Viel gab es allerdings nicht zu sehen. Die Treppe endete nach drei, vier weiteren engen Windungen in einem winzigen, runden Raum, dessen Wände von vier niedrigen gepanzerten Türen durchbrochen waren, ähnlich der, durch die ich selbst gerade gekommen war. Der Boden war dort unten nackt und auch an den Wänden sah das unverkleidete Eisen des Schiffsrumpfes hervor, übersät mit einer Unzahl sinnverwirrenden technischen Gerätes. Das rhythmische Pochen des stählernen Pulsschlages dieses Giganten der Meere schien dort unten lauter zu sein und als ich mich darauf konzentrierte, vermeinte ich ein ganz sanftes Vibrieren unter meinen Füßen zu spüren. Dort unten mussten die geheimnisvollen Maschinen liegen, die die NAUTILUS antrieben.
    Ich ging weiter. Ganz sicher wartete man oben auf mich, und solange ich nicht wirklich wusste, auf welcher Seite der Herr

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