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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einhergeht. Aber gleichzeitig fühlte ich auch, dass es noch lange nicht vorbei war. Nemos Eingreifen hatte uns zweifellos das Leben gerettet, aber wir hatten nur ein kleines Scharmützel gewonnen, nicht einmal eine Schlacht.
    Geschweige denn den Krieg.
    Mühsam blinzelte ich die Müdigkeit weg, lehnte mich schwer gegen das eiserne Schutzgitter und starrte auf das rechteckige Wasserbecken herab. Das Licht war sehr schwach, aber ich konnte erkennen, dass die Männer dort unten einen dunklen, lang gestreckten Körper heranzogen; das Boot, von dem Nemo gesprochen hatte. Ein Licht begann zu blitzen, sorgsam gegen das Land hin abgeschirmt, sodass ich selbst von hier oben aus nur seinen rhythmischen Widerschein auf dem Wasser ausmachen konnte. Neugierig hob ich den Blick und sah in östliche Richtung, dorthin, wo sich hinter der Schwärze der Nacht das Meer verbarg. Mein Verdacht bestätigte sich: Nach einer Weile antwortete weit draußen auf dem Meer ein winziger Leuchtpunkt auf das Flackern der Lampe. Plötzlich bedauerte ich, dass Morsealphabet niemals gelernt zu haben.
    »Ihr Boot?«, fragte ich, an Nemo gewandt, aber ohne den Blick vom Meer zu nehmen.
    Der Mann in dem schwerfälligen Unterwasserpanzer antwortete nicht auf meine Frage und als ich mich nach einer Weile doch zu ihm umwandte, bemerkte ich, dass sein Blick besorgt über Spears zusammengekauerte Gestalt huschte. Der Fregattenkapitän war auf die Knie gesunken, wie die meisten seiner Männer, und rang nach Atem. Ich glaube nicht, dass Nemo meine Worte überhaupt vernommen hatte, denn ich hatte sehr leise gesprochen und das Gurgeln und Rauschen des Wassers übertönte ohnehin fast jeden anderen Laut. Trotzdem wiederholte ich meine Frage nicht noch einmal, sondern sah Nemo nur stirnrunzelnd an und begnügte mich mit dem unmerklichen Nicken, das er mir schließlich zur Antwort gab.
    »Vorwärts«, sagte Nemo plötzlich laut. »Wir müssen weiter. Schaffen Ihre Männer den Abstieg noch, Kapitän Spears?«
    Der Fregattenkapitän sah auf, starrte Nemo einen Moment lang aus dunklen, vor Erschöpfung und Müdigkeit trüb gewordenen Augen an und rang sich ein mattes Nicken ab. Nemo streckte ihm die Hand entgegen, um ihm auf die Füße zu helfen, aber Spears ignorierte die Geste, griff mit zitternden Fingern nach dem rostigen Eisengitter neben sich und zog sich aus eigener Kraft in die Höhe. »Wo … wo sind wir überhaupt?«, murmelte er. »Noch in Schottland, oder bereits auf der anderen Seite des Erdballes?«
    Nemo lachte leise. »Keine Sorge, Kapitän. Wir sind nur ein paar Meilen von Aberdeen entfernt. Aber dieser Weg erschien mir am sichersten, die Kanalisation zu verlassen. Sie werden einsehen, dass meine Leute und ich ein … äh, gewisses Aufsehen erregt hätten, hätten wir die Stadt auf dem Landwege zu verlassen versucht.«
    Spears starrte ihn an und presste die Lippen aufeinander. Ich konnte direkt sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Aber zu meinem und wohl auch Nemos Erstaunen ging Spears nicht weiter auf seine Worte ein, sondern drehte sich herum und begann ohne ein weiteres Wort, die rostzerfressene Eisenleiter hinunterzusteigen, die zum Rande des Sammelbeckens führte. Konnte es wirklich sein, dass er nicht wusste, wem er gegenüberstand?
    Wieder fing ich einen Blick Nemos auf, und wieder gewährte ich diese sonderbare Mischung aus Sorge und angespannter Bereitschaft auf seinen Zügen. Er schien so deutlich wie ich zu spüren, dass mit Spears irgendetwas nicht stimmte.
    Nemo und ich waren die Letzten, die den gemauerten Sims verließen. Der Kanal mündete – aus einem Grund, den allerhöchstens die Architekten dieser Anlage und vermutlich nicht einmal sie kannten – gute fünf Meter über dem riesigen Schlammbecken, sodass die Leiter dicht neben einem schäumenden Wasserfall entlang führte und das rostige Eisen schlüpfrig und glatt war, als wäre es mit Schmierseife überzogen. Nach dem kräftezehrenden Marsch durch die Unterwelt Aberdeens überstieg diese letzte Kletterpartie beinahe meine Kräfte. Ich wankte, als ich unten ankam, und hätte Nemo nicht wortlos zugegriffen und mich gestützt, dann hätte mein Ausflug wohl in einem Schlammbad seinen krönenden Abschluss gefunden. Nicht, dass das noch einen großen Unterschied gemacht hätte.
    Ich schenkte ihm einen dankbaren Blick, trat naserümpfend ein Stück von der ölig glänzenden Brühe im Becken zurück, und schlurfte mit hängenden Schultern hinter ihm her.
    Es war ein ziemlich

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