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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verabschiedet hatte.
    »Several, Liebling«, begrüßte sie ihr Mann. »Du bist schon fertig. Wie schön.« Er kam auf sie zu, schloss sie kurz und heftig in die Arme und küsste sie auf die Wange. Several hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Aber ihr Gesicht blieb ausdruckslos wie Stein.
    »Ich bin bereit«, sagte sie ruhig. »Und ich glaube, es wird auch Zeit. Die Versammlung beginnt bald.«
    James nickte, eilte zum Kamin und klopfte seine Pfeife über den Flammen aus. »Ich weiß«, sagte er. »Aber ich komme nicht mit.«
    Several erschrak so sehr, dass sie nur mit Mühe den geschauspielert gleichmütigen Ausdruck auf ihren Zügen halten konnte. »Du kommst nicht mit?«, wiederholte sie. »Du weißt, dass McGillycaddy -«
    »Gesagt hat, dass alle kommen müssen, ich weiß«, unterbrach sie James und stand auf. »Aber er weiß Bescheid. Es reicht aus, wenn du gehst und mich vertrittst. Und ich komme ja nach.« Er lächelte aufmunternd, eilte geschäftig durch das Zimmer und stellte den rechten Fuß auf die Tischkante, um seinen Schuhriemen zu binden.
    »Wohin … gehst du?«, fragte Several stockend. Ihre Gedanken überschlugen sich fast. Er musste mitgehen. Nach McGillycaddy selbst war er der zweite, der bezahlen musste. Er vor allem. »Ich … ich möchte nicht allein gehen«, fügte sie hinzu.
    James sah auf, lächelte und beugte sich dann wieder über seinen Schuh. »Ich komme so rasch nach, wie ich kann«, versprach er. »Und …« Er stockte wieder, als der Schuhriemen unter seinen Fingern zerriss, runzelte ärgerlich die Stirn und versuchte, die abgerissenen Enden zusammenzuknoten.
    »Warum eigentlich nicht?«, sagte er plötzlich. »Es sollte eigentlich eine Überraschung sein, aber was soll’s? Ich fahre zur Bahnlinie hinunter, um Jennifer abzuholen.«
    »Jennifer?« Several erschrak, als sie den fast hysterischen Ton in ihrer eigenen Stimme vernahm. Aber James war so sehr mit seinem Schuhriemen beschäftigt, dass er nichts zu bemerken schien.
    »Sie … Sie kommt zurück?«, sagte sie stockend. Ihr Herz schien auszusetzen. Dann begriff sie und ein Gefühl eisiger Kälte begann sich in ihrem Inneren auszubreiten.
    James nickte. »Ja. Ich habe dir doch gesagt, dass sie in ein paar Tagen wieder hier ist. Du hast dich umsonst gesorgt, Liebling. Schließlich ist Aberdeen nicht aus der Welt und ein Mädchen von neunzehn Jahren kann ganz gut einmal für drei Tage allein bleiben.«
    Lautlos trat Several hinter ihren Mann. Er musste ihre Annäherung bemerken, aber natürlich dachte er sich nichts dabei. Ihre Augen füllten sich mit heißen Tränen. Für wie dumm hielt er sie? Wie sehr musste er sie verachten, wenn er glaubte, sie selbst jetzt noch belügen zu können?
    »Sie … Sie kommt zurück?«, fragte sie noch einmal.
    James nickte, ohne von seinem Schuh aufzusehen, riss ein weiteres Stück des mürbe gewordenen Schnürsenkels ab und fluchte leise. »Warum sollte sie nicht kommen?«, fragte er. »In ein paar Stunden seid ihr wieder zusammen, du wirst sehen.«
    Several begann zu weinen, lautlos und ohne dass sich in ihrem Gesicht auch nur ein Muskel rührte. Sie hatte ihr Sterben gespürt, vor drei Tagen.
    »Ja«, sagte sie leise. »Bald sind wir wieder zusammen, James. Wir alle.«
    Vielleicht ahnte er jetzt, was der sonderbare Ton in ihrer Stimme zu bedeuten hatte, denn er hielt plötzlich in seinem Tun inne und richtete sich auf. Aber wenn, dann kam diese Erkenntnis zu spät.
    Several stieß ihm den Dolch mit solcher Wucht in den Rücken, dass die Klinge abbrach.
     
    Ich war schon fast daran gewöhnt, dass die Tür am oberen Ende der Treppe wie von Geisterhand aufschwang, kaum dass ich mich ihr näherte. Dahinter lag ein Gang, der etwas größer und heller erleuchtet war als der untere und womöglich noch verschwenderischer eingerichtet. Ich konnte noch immer nicht aufrecht gehen, ohne mir den Kopf an der Decke zu stoßen, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, plötzlich freier atmen zu können.
    Vielleicht war es auch nur das Wissen, mich ein paar Yards näher an der Wasseroberfläche zu befinden. Es war nicht gerade ein erhebender Gedanke, unter dem Meer zu sein, eingeschlossen in einen schwimmenden Sarg, der allen Naturgesetzen und jeglicher Logik zu spotten schien.
    Seit ich erwacht war, nagte eine unbestimmte Furcht an meinen Gedanken. Der eine, streng logisch funktionierende Teil meines Bewusstseins sagte mir, dass die NAUTILUS nichts als das Erzeugnis einer fortgeschrittenen Technik war,

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