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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Gesicht meines Gegenübers war keine Reaktion auf meine Worte abzulesen, denn es lag nicht nur hinter einem Schleier aus rabenschwarzer Finsternis, sondern zusätzlich hinter einer runden, auf der äußeren Seite verspiegelten Glasscheibe verborgen, die zu seinem wuchtigen Taucherhelm gehörte. Aber meine Stimme muss wohl ziemlich entsetzt geklungen haben, denn der Mann nickte übertrieben und lachte; ein Laut, der vom Metall seines Helmes sonderbar verzerrt wurde.
    »Es ist nicht so schwer, wie es aussieht«, antwortete er. Seine behandschuhte Rechte deutete nach hinten, dorthin, wo sich die Steilküste sieben oder acht Meilen weit lotrecht in den Himmel erstreckte. Jedenfalls kam es mir so vor. Im schwachen Licht des Mondes war die Wand nicht als solche zu erkennen. Die Welt schien am Ende des kaum drei Schritte breiten Sand- und Geröllstreifens einfach aufzuhören.
    Misstrauisch äugte ich in die angegebene Richtung hinüber. Vielleicht hatte der Mann ja sogar Recht; aber nach vierundzwanzig Stunden, in denen meine Seekrankheit von Minute zu Minute schlimmer geworden war, wäre es mir schon schwer erschienen, einen Bordstein hinaufzusteigen.
    Geschweige denn eine hundert Fuß hohe Felswand …
    Der Matrose richtete sich auf, hob beide Hände an den Helm und drehte die wuchtige Metallkugel nach links. Etwas klickte, dann hob er den ganzen Taucherhelm ab, setzte ihn vor sich in den Sand und fuhr sich mit den gespreizten Fingern der Rechten wie mit einem Kamm durch das Haar.
    Ich sah, dass er noch sehr jung war; kaum so alt wie ich. Irgendwie schien mir sein jugendhaft glattes Gesicht nicht zu der monströsen Taucherausrüstung zu passen, die er trug. Ich hatte eine Art bärtigen Piraten mit Augenklappe oder etwas ähnlich Abenteuerliches erwartet. Aber schließlich sah ich selbst kaum besser aus. Nemo hatte darauf bestanden, dass ich eine seiner Tiefsee-Ausrüstungen anlegte, bevor ich die NAUTILUS verließ. Abgesehen davon, dass mir ihre gut zwei Zentner Gewicht zu einem unfreiwilligen Konditionstraining verhalfen, hatte ich bisher keinen tieferen Nutzen in diesem Befehl entdeckt.
    »Die Küste ist nicht so unwegsam, wie es aussieht«, sagte der Matrose noch einmal. »Es gibt sogar einen Weg nach oben. Nicht besonders komfortabel, aber man kann ihn gehen. Die Leute hier in der Gegend haben ihn früher zum Schmuggeln benutzt«, fügte er hinzu.
    Ich hörte kaum zu. Auch ich hatte meinen Helm abgeschraubt und unter den Arm geklemmt – eine Haltung, die vielleicht leger aussah, aber äußerst unbequem war. Der kalte Wind, der von See her gegen die Küste fauchte, tat gut, denn unter dem luftdicht schließenden Kupferhelm hatte eine furchtbare Hitze geherrscht. Auf meiner Stirn perlte noch immer Schweiß und in meinen Eingeweiden schien ein ganzes Bataillon Shoggoten gegeneinander zu kämpfen. Nemo hatte mir Tabletten gegeben, die meine Seekrankheit linderten. Angeblich. Ich dachte lieber nicht daran, wie schlimm ich mich wohl ohne sie gefühlt hätte.
    Der Matrose sah mich noch einen Moment lang ernst an, dann nickte er zum Abschied, setzte seinen Helm wieder auf und schob das Boot zurück ins Meer. Lautlos und von der gleichen, geheimnisvollen Kraft angetrieben, die auch die NAUTILUS bewegte, drehte sich sein stumpfer Bug nach Osten. Unter dem Heck begannen weiße Luftblasen aufzusteigen und sich mit dem Schaum der Brandung zu vermischen, dann setzte sich das Boot in Bewegung und glitt leicht wie ein Fisch zurück ins Meer. Kurz, bevor es außer Sicht kam, hob der einsame Mann in seinem Heck noch einmal die Hand und winkte und die Bewegung erfüllte mich mit einem sonderbaren Schaudern, Trotz der erstickenden Wärme im Inneren des Taucheranzuges fröstelte ich plötzlich.
    Mit einem Ruck wandte ich mich um, trat dicht an die Felswand heran und begann den Taucheranzug abzulegen. Es war eine umständliche und ebenso Zeit wie Kraft raubende Aufgabe, denn obgleich mir Nemo jeden Handgriff, der dazu nötig war, erklärt hatte, war ich in solcherlei Dingen nicht geübt und stellte mich alles andere als geschickt an. Ich benötigte annähernd eine halbe Stunde, mich des Unterwasserpanzers zu entledigen und meine eigenen Kleider, die ich in einem wasserdichten Beutel mitgebracht hatte, wieder anzuziehen; und dann noch einmal die halbe Zeit, den sperrigen Anzug zu einem Bündel zu verschnüren und am Fuß der Felswand zu vergraben.
    Es musste auf Mitternacht zugehen, als ich endlich fertig war und den Aufstieg in

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