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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nickte. »James hat davon erzählt«, sagte sie. »Er sagte, dass sie ihm oft dort unten geopfert haben. Manchmal sind seine Diener durch den Kanal gekommen und manchmal ist er selbst auf diesem Wege erschienen, um seine Befehle zu überbringen. Aber ich weiß nicht, wo sein Eingang ist. Irgendwo auf der anderen Seite.« Sie machte eine vage Handbewegung zum Haus hinüber.
    Meine Gedanken überschlugen sich fast. Allein die Vorstellung, in diesen See hinabzutauchen und einen finsteren Stollen, von dem ich nicht einmal genau wusste, wo er war, entlang zu schwimmen, krampfte mir den Magen zusammen. Aber so, wie die Dinge lagen, war dies der einzige Weg, unbemerkt ins Haus zu gelangen.
    Ich hätte nicht gezögert, geradewegs durch die Vordertür zu marschieren, hätte ich es hier nur mit ein paar Fanatikern zu tun gehabt. Aber unter uns am See tanzten mindestens dreißig Personen im Kreis und ich schätzte, dass sich im Haus noch einmal die gleiche Anzahl von Männern und Frauen aufhielt; nach allem, was mir Several erzählt hatte. Und mindestens einer von ihnen – das wusste ich seit meiner eigenen schmerzhaften Erfahrung in Aberdeen – verfügte über geistige Kräfte, die den meinen nicht sehr viel nachstanden.
    »Werden Sie hier warten?«, fragte ich.
    Several nickte, aber sie tat es ein wenig zu schnell, für meinen Geschmack. Ich lächelte mit gespielter Erleichterung, als würde ich ihr glauben, hob die Hand und berührte mit den Fingerspitzen ihre Schläfe. Als Several begriff, was ich tat, war es zu spät. Ihr freier Wille war ausgeschaltet und die instinktive Abwehr, die ihr Bewusstsein gegen die suggestiven Impulse aufbaute, zerbrach schon nach wenigen Sekundenbruchteilen.
    »Sie werden hier warten, Several«, sagte ich. »Sie werden sich nicht von der Stelle rühren, ganz gleich, was auch geschieht – außer Sie müssen fliehen. Haben Sie das verstanden?«
    Several nickte. Ihre Lippen zitterten und ihre Augen waren plötzlich groß vor Schrecken. »Was … was tun Sie, Robert?«, flüsterte sie.
    »Nichts, was Sie beunruhigen muss«, antwortete ich ausweichend. »Ich möchte nur nicht, dass Ihnen irgendetwas zustößt, das ist alles. Sie werden warten, bis ich oder Kapitän Bannermann zurück sind. Wenn bis Mittag keiner von uns kommt, gehen Sie ins Dorf zurück und vergessen, dass Sie mich jemals getroffen haben.«
    Wieder nickte sie, und als ich diesmal ihrem Blick begegnete, las ich Furcht darin.
    Der Anblick versetzte mir einen tiefen, schmerzhaften Stich, denn es war ein Gefühl, das ich nur zu oft in den Blicken anderer las. Und es war vielleicht das Einzige, woran ich mich niemals würde gewöhnen können. Von allen Gefühlen, die man mir entgegenbrachte, war die Angst immer das Stärkste gewesen.
    Ich verscheuchte den Gedanken, sah noch einmal zum See und dem Haus auf der anderen Seite hinüber und begann entschlossen mein Hemd aufzuknöpfen. Die Nachtluft begann sich unangenehm bemerkbar zu machen, denn jetzt, in der Stunde zwischen vier und fünf, waren die Temperaturen bereits empfindlich tief gesunken und als ich bis auf die Hosen nackt war und den schweren Oxygentank überstreifte, zitterte ich am ganzen Leib.
    Several half mir, das komplizierte Gewirr von Schläuchen und Leitungen anzubringen und den Helm überzustreifen. Es war keiner der wuchtigen Kugelhelme, wie sie Nemos Leute trugen, sondern eine leichtere Ausführung, nur für geringe Wassertiefen gedacht, aber von bizarrem Äußerem. Mit etwas Glück, dachte ich spöttisch, würde man mich ebenfalls für ein Seeungeheuer halten, sollte ich zufällig entdeckt werden.
    Aber vielleicht war es besser, es nicht darauf ankommen zu lassen …
    Vorsichtig erhob ich mich hinter meiner Deckung und begann, gebückt und die dicht an dicht wachsenden Sträucher als Deckung nutzend, die Uferböschung hinabzulaufen. Severals Versteck fiel rasch hinter mir zurück und auch das misstönende Geheul der Fischanbeter wurde leiser; ihre Fackeln waren nicht mehr als bloße Stecknadelköpfe in der Dunkelheit, als ich das Ufer erreichte.
    Ich zögerte noch einmal, nachdem ich niedergekniet war und die großen Schwimmflossen aus Kautschuk übergestreift hatte, denn vom Wasser stieg ein eisiger Hauch empor, der mir einen Vorgeschmack auf die Kälte lieferte, die mich erwartete. Aber dann schob ich die letzten Bedenken beiseite und ließ mich entschlossen ins Wasser gleiten.
    Es war nicht so kalt, wie ich erwartet hatte.
    Es war ungefähr fünfzigmal

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