Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
Spears und mich attackiert hatten, halbfertige verkrüppelte Beinchen und einen Larvenschwanz trugen, hatte es gewaltige, flossenbewehrte Froschbeine. Sein Schwanz war abgefallen und dicht unter dem riesigen Maul wuchsen zwei muskulöse Arme hervor, mit denen es mich wie einen Sack hinter sich herschleifte, dicht über den mit Lavatrümmern übersäten Seeboden und auf einen klaffenden, finsteren Riss zu.
Es kostete mich mehr als nur Überwindung, weiterhin den Toten zu spielen, als die Bestie plötzlich meinen Fuß losließ, sich umdrehte und ich ihren Schädel sehen konnte. Er wirkte gewaltig, abstoßend und monströs – und dort, wo bei den Monstern in Aberdeen eine schwarze konturlose Fläche gewesen war, grinste mich die diabolische Karikatur eines menschlichen Gesichtes an: ein gigantisches, gefletschtes Maul unter einem doppelt senkrechten Nasenschlitz, darüber zwei beinahe faustgroße, gelb leuchtende Augen hinter durchsichtigen Nickhäuten. Und jetzt, als es näher kam, sah ich auch noch mehr Unterschiede zu den mir bekannten Shoggoten- Monstern. Sein Leib war nicht glatt, sondern seltsam gerippt und in der Mitte eingeengt und es gab sogar die Andeutung eines Halses. Es sah aus, wie …
Der Gedanke war so grässlich, dass ich mich weigerte, ihn zu Ende zu denken. Mit einer Bewegung, die seinem plumpen Äußeren Hohn sprach, schob sich die Bestie ganz über mich und streckte die Arme aus. Ihr schwarzer, aufgedunsener Leib senkte sich wie ein ekeliger Ballon auf mich herab. Eine doppelte Reihe tödlicher Haifischzähne blitzte in dem schwarzen Wasser auf und dann berührten ihre widerwärtigen Hände meine Brust und meinen Hals, glitten tastend daran hinauf und fingerten über das geriffelte Metall meines Taucherhelmes.
Die Berührung des kühlen Messings war das letzte Gefühl, das das Monstrum in seinem Leben hatte; mit Ausnahme vielleicht der fünf Inches scharfen Stahls, die ich ihm in den Leib stieß.
Mit einem ungeheuren Brüllen bäumte sich die Bestie auf, warf sich herum – und zerplatzte zu einer Wolke wirbelnden grauschwarzen Schleimes. Der Druck der lautlosen Explosion schleuderte mich davon. Ich prallte gegen Stein, schrammte mit dem Rücken über scharfkantige Lava und riss angstvoll die Hände vor das Gesicht, um meine Maske und den empfindlichen Atemschlauch zu schützen, von denen mein Leben abhing. So schnell ich konnte, paddelte ich davon, blind, die Hände nach vorne ausgestreckt und das Messer kampfbereit haltend, tauchte aus der brodelnden Wolke heraus und schoss in die Höhe.
Aber meine Angst war unbegründet. Das Ungeheuer, das unter mir auf die unappetitliche Art seiner Rasse vergangen war, war das Einzige gewesen. Vermutlich hatte ich seinen Weg nur rein zufällig gekreuzt. Trotzdem blieb ich auf der Hut, als ich weiterschwamm, denn die Chance, eine zweite Begegnung mit einem dieser Monster lebend zu überstehen, war ziemlich klein. Ich machte mir in diesem Punkt nichts vor – dass ich den Shoggoten erledigt hatte, war pures Glück gewesen. Schließlich hatte er kaum damit rechnen können, von einer Wasserleiche angegriffen zu werden. Wie der Kampf ausgegangen wäre, hätte er mich ernsthaft angegriffen, statt nur meinen Taucherhelm zu begrabschen, wagte ich mir gar nicht erst auszumalen.
Unschlüssig drehte ich mich einmal um meine Achse, musterte einen Moment lang die versunkene Stadt tief unter mir und wandte mich dann der Höhle zu, in die der Shoggote mich hatte zerren wollen. Es fiel mir schwer, zu glauben, dass es sich nur um sein Esszimmer handeln sollte. Hatte Several nicht gesagt, dass manchmal auch seine Diener durch die unterseeische Verbindung ins Haus kamen?
Vorsichtig schwamm ich los, hielt dicht vor dem klaffenden, wie ein aufgerissenes steinernes Maul geformten Höhleneingang an und wechselte das Messer von der Rechten in die Linke. Jetzt bedauerte ich es, nicht doch die ganze Ausrüstung mitgenommen zu haben, die mir Nemo gegeben hatte, denn dazu hatte auch eine Lampe gehört, die unter Wasser funktionierte. Aber es half wohl wenig, einmal gemachten Fehlern nachzutrauern.
Ich ließ mich tiefer sinken, bis ich den mit scharfkantigen Lavabrocken übersäten Boden berührte, streckte vorsichtig die rechte Hand aus und glitt in die Höhle hinein, jeden Moment darauf gefasst, von einer weiteren Missgeburt von Kaulquappe angegriffen zu werden.
Die Höhle war leer. Auf dem Boden lagen graue, flockig aufgelöste Dinge, deren genaues Aussehen zu erkennen sich
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